Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 242
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0254
Rolf Vogt

Im DFB tat sich 1936 lange Zeit nichts. Den Grundsatzbeschluss, in den Reichsbund
aufgehen zu wollen, fasste der Vorstand am 18. April, dem Vortag der Weihe-
Kundgebung in Berlin. Die wichtigste Sportorganisation des neuen Reichsbunds, die
Deutsche Turnerschaft, fasste zeitgleich ihren Beschluss. Mit dem Führerprinzip im
Rücken, brauchte Felix Linnemann nicht einmal eine Abstimmung, er gab die Entscheidung
seinem Vorstand bekannt. Am 9. Juli war der Beschluss auch auf dem Bundestag
des DFB Formsache. Aber außer dem Umzug der Verwaltung auf das Reichssportgelände
blieb erst einmal alles beim alten.

Dann kamen die Olympischen Spiele. Die Krisen-Sitzung am Abend nach dem
Norwegen-Spiel wird allgemein als Beginn des Falls von Otto Nerz gesehen. Spieler
und DFB-Spitze saßen sich im Büro von Felix Linnemann gegenüber. Gestritten
wurde um Aufstellung und Vorbereitung der Mannschaft, die als Turnierfavorit
gestartet war und nach dem flotten Auftaktspiel gegen Luxemburg (9:0) die Zwischenrunde
als leichte Hürde gesehen hatte. In Linnemanns Büro hagelte es bittere
Vorwürfe, der Schock saß tief. Jeder hatte seinen Anteil an der Niederlage. Entscheidungen
waren aber nicht zu treffen. Man ging wieder auseinander.

Nerz nahm seinen Urlaub29. Für das Länderspiel am 13. September in Warschau
gegen Polen (1:1) nominierte der DFB Sepp Herberger als Begleiter. Den Zeitungen
fiel das Fehlen von Otto Nerz auf, möglicherweise der Beginn des Publikumsinteresses
, das „Der Angriff" in Berlin Ende September mit seiner Meldung, Herberger werde
zum 10. Oktober Reichstrainer, bestens bediente. Die Tageszeitung der Deutschen
Arbeitsfront, die reichsweit verbreitet wurde, meldete dazu sachlich korrekt, der
Posten des Fachamtstrainers sei durch die Verpflichtung des langjährigen Sportlehrers
des Fachamtes Fußhall, Dr. Otto Nerz, an die Reichsakademie für Leibesübungen
frei geworden30.

Zum Verständnis: Zur Disposition stand ein Posten als angestellter Sportlehrer im
Fachamt Fußball, dessen Inhaber Reichstrainer genannt wurde. Nicht mehr, aber
auch nicht weniger. Das Fachamt Fußball und davor der DFB hatte mehrere angestellte
Sportlehrer. Neben Nerz waren da 1936 Bruno Lehmann, Georg Knöpfle und
Ludwig Leinberger. Dazu Fabra und Teufel, deren Vornamen anscheinend nicht mehr
bekannt sind. Herberger war als Angestellter des Westdeutschen Spielverbands Outsider
, aber ausgewiesen durch seine Freundschaft mit Nerz. Alle zusammen bildeten
den Kreis der Kandidaten, in dem der Nachfolger des Reichstrainers zu suchen war.

Kurz nach dem Polen-Spiel war Nerz zurück aus dem Urlaub und nahm seine
Arbeit wieder auf. Am 19. September deckte er Herberger mit Dienstanweisungen
ein. In zwei Schreiben ging es um verwaltungstechnische Fragen, im dritten fragte er

29 Leinemann (wie Anm. 4) S. 125f., spricht von „Strafurlaub", kann sich aber nur auf Herbergers
Notizen berufen, die undramatisch von Urlaub sprechen. Hinsichtlich der Dauer von
Entscheidungen sind auch die „politischen Ferien" zu bedenken, die sich NS-Deutschland
vom 01.08.-07.09.1936 verordnete.

30 Nach Leinemann (wie Anm. 4) S. 118, 127 gab es erste Zeitungsberichte über den Wechsel
im Amt des Reichstrainers von Nerz auf Herberger bereits im März 1936. Auf Besuch in Duisburg
, wurde Nerz von Herberger darauf angesprochen. Nerz bestätigte, dass es Veränderungen
im DFB geben werde. Herberger hörte mit Interesse zu.

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