Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 246
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0258
Rolf Vogt

sei. Nur die im November Nerz gegebenen Aufgaben sind eindeutig klar und
bestimmt [...] aber auch so umfassend, daß für den Reichstrainer keine Möglichkeit
zu einer selbständigen Tätigkeit verbleibt, schrieb Herberger. Unter den gegebenen
Verhältnissen werde er den Posten des Reichstrainers ablehnen. Sportlehrer könne er
genauso gut hier im Westen bleiben. Er wolle nicht Befehlsempfänger sein, hatte Herberger
schon Anfang November von Mengden in Berlin gesagt. Er ärgerte sich weiter.

Der 18. Dezember, als Herberger voll Bitterkeit schrieb, brachte dennoch die Wende
. Vielleicht saßen Herberger und Nerz sogar zu gleicher Zeit am Schreibtisch. Nerz
schickte aus dem Fachamt gleich mehrere Briefe. Er erteilte Herberger den Auftrag,
den nächsten Nachwuchslehrgang selbständig durchzuführen, das Konditionstraining
der Nationalmannschaft vor dem Spiel gegen Holland zur selbständigen Durchführung
zu übernehmen und Spieler für den Kader vorzuschlagen. Dann wurde Nerz
persönlich: Er wolle Herberger bei der Auswahl, Aufstellung, Konditionsarbeit,
Begleitung und Betreuung [der Nationalmannschaft] einsetzen und so in die Aufgaben
eines Reichstrainers hineinwachsen [...] lassen, daß Sie Ihre persönliche und
berufliche Befriedigung bei der Arbeit finden können. Ich will mehr und mehr in den
Hintergrund treten und mich anderen Aufgaben widmen, schrieb Nerz, die Medizin-
Promotion frisch in der Hand. Bis zu seinem Rückzug liege die letzte Entscheidung
- abgesehen vom Fachamtsleiter - bei ihm. Mit anderen Worten: Nerz versprach,
Herberger als ersten Sportlehrer zu sehen und zu seinem Nachfolger aufzubauen.

Der Freund aus Mannheimer Tagen war versöhnt, er glaubte Nerz. Am zweiten
Weihnachtsfeiertag antwortete er. Herberger freute sich, dass mit dem Nerz-Brief all die
strittigen Fragen beigelegt sind und der Weg für eine gute und kameradschaftliche
Zusammenarbeit frei ist. Die Sachlage sei mit einem Schlage anders geworden, erklärte
er. Nerz reichte die Hand, und Herberger ergriff sie. Die Freundschaft war in alten Bahnen
. Dass dies in der Literatur heute anders gesehen wird, ist höchst erstaunlich.

In Düsseldorf sahen sich Nerz und Herberger wieder. Vor dem Länderspiel am 31.
Januar 1937 gegen Holland (2:2) sprachen sich beide aus. Sie sind der Trainer, dem
Ausbildung, Vorschlag und Betreuung obliegt. Wir sollten miteinander das gleiche
Verhältnis versuchen, wie es zwischen Glaser und mir vorher war, soll Nerz gesagt
haben. Ich bin der Sportlehrer, schrieb Herberger danach stolz in seine Notizen. Und
tags darauf: mein erstes Länderspiel als Reichstrainer36. Er sei mit allen Trainervollmachten
ausgestattet, dazu komme die Zuständigkeit für Ausbildung, Betreuung der
Nationalmannschaft [und] Vorschlag der Mannschaft. Herberger sah Nerz in der
Rolle eines Spielausschussvorsitzenden, also über sich, und Felix Linnemann bei Meinungsverschiedenheiten
als Mann der Entscheidung in der letzten Instanz37.

36 Havemann (wie Anm. 4) S. S. 201 f. Leinemann (wie Anm. 4) S. 13 7. Buschmann/
Lennartz/Steinkemper (wie Anm. 4) S. 92, zählt die Begegnung am 15.11.1936 in Berlin gegen
Italien (1:1) als Herbergers erstes Länderspiel. Schwarz-Pich (wie Anm. 2) S. 127f. argwöhnt,
dass Herberger beim Italien-Spiel nicht einmal dabei war. Das Reichssportblatt
Nr. 46/10.11.1936 S. 1702 zeigt aber ein Foto mit ihm und der Nationalelf im Training.

37 Havemann (wie Anm. 4) S. 200f. Selbst in Notizen aus der Erinnerung forderte Herberger
nur ein maßgebliches Mitspracherecht bei der Aufstellung der Mannschaften. Dazu wünschte
er sich sportpädagogische Arbeit: Betreuung bei den Spielen, Aufbau der Nationalmannschaft,
Trainingsmethoden, Planung der Aufbauarbeit, s. Leinemann (wie Anm. 4) S. 130.

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