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Rolf Vogt
Am 30. Mai hatte er Gelegenheit, seinem Freund die Sache genauer zu erklären. Sie
werden nun aus der Zeitung erfahren haben, was ich Ihnen in Berlin nicht sagen
konnte, da Verschwiegenheit Ehrenpflicht für mich war, entschuldigte sich Nerz
zunächst. Ich sah den Lauf der Dinge so voraus, schrieb er in seinem Brief an Herberger
: Nun war der Zeitpunkt gekommen, wo ich mich zurückziehen konnte, ohne
mich und andere zu belasten. Das hätte nur der Sache geschadet, und das wollte ich
auf jeden Fall vermeiden [...] Mein Ausscheiden erfolgt ohne Groll. Ich habe Arbeit
in Hülle und Fülle und kann in eigenem Stil ans Werk gehen.
Aus den Worten von Nerz klingt Erleichterung, aber auch Resignation. Die beiden
neuen akademischen Amter boten ihm die Gelegenheit, eine Last über Bord zu werfen
. Mit seinem Rücktritt machte Nerz auch wahr, was er Herberger zwei Jahre vorher
, am 18. Dezember 1936, angekündigt hatte. Ich wünsche Ihnen viel Glück und
versichere Sie [sie], daß ich Ihnen zu jeder Hilfe [...] zur Verfügung stehe [...] Ich werde
wenigstens im Geiste bei Euch sein, versprach er Herberger und der Mannschaft
zum Abschied. Aus diesem Satz spricht Wehmut.
Ein Karrierebruch bei Nerz wird nicht sichtbar. Reichssportführer Hans von
Tschammer und Osten behielt sich in seiner Bekanntmachung vom Mai 1938 sogar
ausdrücklich vor, in Fußballfragen gegebenenfalls den Rat des neuen Professors einzuholen
. Das war der gewünschte Rückzug ohne Bruch. Du mußt dir fürs Leben
merken, daß man immer in Fahrtrichtung abspringen muß, soll Nerz in diesen Tagen
einem Bekannten gesagt haben. Genau das tat er jetzt. In eigenem Stil.
Zuständigkeiten im DFB und
im Fachamt Fußball
Bis 1936
1936-1938
Ab 1938
Linnemann
Glaser
Nerz
Linnemann
Nerz
Herber
ger
Linnemann
Herberger
Nationalelf
Betreuung
X
X
X
Vorschlag
X
X
Aufstellung
X
X
(x)
X
X
Sportlehrer
Anweisung
X
X
X
Aufsicht
X
(x Wolz)
(x)
Felix Linnemann weit weg in Stettin, wurde Sepp Herberger praktisch erster Mann
im Fachamt Fußball in Berlin. Seine Freude hielt sich in Grenzen. Herberger sah sich
einsam und verlassen auf einem hohen Felsenrand. So schrieb er in seine Notizen. Er
fühlte sich im Stich gelassen. Die Weltmeisterschaft in Frankreich wurde für ihn zum
Fiasko. Seine großdeutsche Mannschaft schied bereits in der ersten Runde gegen die
Schweiz aus. In diesen Monaten mögen die Ressentiments gewachsen sein, die Herberger
in späteren Notizen zu abfälligen Bemerkungen über Nerz geführt haben. Sie
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