Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 93
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0097
Der Sigmaringer Regierungspräsident Franz Graf von Brühl (1852 - 1928)

8. Für eine Allianz von Thron und Altar

Brühls Herz gehörte der Partei, die unter seiner stillen Begünstigung groß geworden ist. Gern
hätte er gesehen, wenn ihre Bestrebungen ganz in die Rinnsale preußischer Uniformierungsbestrebungen
einmündeten: Thron und Altar sollten dann vereint die Autorität stützen und die
Mächte des Umsturzes bannen.57 Die von den „Hohenzollerischen Blättern" 1919 konstatierten
Bemühungen Brühls um eine Allianz zwischen dem preußischen Obrigkeitsstaat und dem
politischen Katholizismus lassen sich in der Rückschau durchaus bestätigen. Ein heimlicher
Sympathisant des Zentrums war er indessen zweifellos nicht. In preußischer Behördentradition
sieht sich der Regierungspräsident vielmehr als über den Parteien und deren Querelen stehender
Sachwalter von Staat und Monarchie, dessen erste und unbedingte Loyalität seinem
König und dessen Regiment gilt.

In seinen „Zeitungsberichten" beobachtet er die Akteure der Parteien im „Ländchen" und namentlich
die die politische Landschaft unangefochten beherrschende Zentrumspartei stets kritisch
und unter der Prämisse der Interessen von Staat und Monarchie. Eine unverkennbare
Reserve besteht gegenüber Amtsrichter Emil Beizer, dem Wortführer eines hohenzollerischen
Eigenbewusstseins bereits vor dem Ersten Weltkrieg, dem er 1900 unterstellt, die Stimmung
gegen den Entwurf der neuen Gemeindeordnung zu schüren, weil er sich dadurch Vorteile
für eine künftige Reichstagskandidatur verspreche. In besondererweise missbilligt Graf Brühl
offenkundig die von Beizer in angeblich ziemlich gewöhnlicher Weise vorgebrachten Einwände
gegen die Zusammensetzung des hohenzollerischen Kommunallandtags und die darin vertretenen
Oberamtmänner und Bürgermeister als abhängige Geschöpfe.58 1903 muss Brühl abermals
einen haushohen Sieg des Zentrumskandidaten bei der Reichstagswahl, Dekan Bumiller,
nach Berlin vermelden - verbunden mit dem unüberhörbaren Bedauern, dass zahlreiche Nichtklerikale
sich der Abstimmung enthalten hätten, da es an einem Zählkandidaten für national
gesinnte Wähler gefehlt habe.59 Während seiner Amtszeit in Koblenz hatte sich Brühl 1891 und
1893 selbst als konservativer Kandidat - allerdings erfolglos - um ein Reichstagsmandat beworben
.60

57 HB v. 6. 8. 1919 (wie Anm. 2).

58 Zeitungsbericht der Regierung in Sigmaringen v. 11. 4. 1900 (wie Anm. 56); zum Hintergrund mit der
Ablehnung des Dreiklassenwahlrechts auf Gemeindeebene bei den Bürgermeisterwahlen, das durch
die hohenzollerische Gemeindeordnung von 1900 eingeführt werden soll, vgl. Kallenberg (wie Anm.
3)S. 179.

59 Ebenda v. 13. 7. 1903. Brühls Angaben zufolge entfielen auf den Zentrumskandidaten Bumiller 7621
von 9711 abgegebenen Stimmen, 366 Stimmen auf den Bewerber der SPD, 662 auf jenen der Süddeutschen
Volkspartei und 646 auf den Kandidaten des erstmals angetretenen Bundes der Landwirte.

60 Romeyk (wie Anm. 3) S. 383.

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