Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 98
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0102
Edwin Ernst Weber

Ruhegehalt von jährlich 10.602 Mark ist für den Diener der alten Monarchie und seine Familie
auch in der neuen Republik gesorgt. In der anschließenden Inflationszeit erfährt das Ruhegehalt
eine regelmäßige Anpassung.81

12. Nachrufe auf scheidenden Regierungspräsidenten

Die eingangs bereits erwähnten Nachrufe auf den scheidenden Regierungspräsidenten, die
schon Anfang August 1919, nach der öffentlichen Bekanntgabe der bevorstehenden Pensionierung
Brühls, in der Sigmaringer „Hohenzollerischen Volkszeitung" und den Hechinger „Ho-
henzollerischen Blätter" erscheinen, sind-aus markant verschiedenen, ja konträren politischen
Blickwinkeln verfasst - zugleich eine Bilanz der mit dem 20jährigen Wirken des preußischen
Spitzenbeamten in Sigmaringen verbundenen Ära sowie ein Abgesang auf die untergegangene
Monarchie. Während die zentrumsnahe „Hohenzollerische Volkszeitung", wie geschildert
, eine überaus pathetische Würdigung Brühls verfasst und in den höchsten Tönen seine
großen Leistungen für Hohenzollern, dessen Infrastruktur und zumal die Landwirtschaft lobpreist
,82 veröffentlichen die „Hohenzollerischen Blätter" eine bemerkenswert kritische und zugleich
differenzierte Bewertung des scheidenden Regierungspräsidenten.83 Auch für das
Hechinger Blatt war Brühl als Mensch (...) des höchsten Lobes würdig. Er war schlicht, prunklos
, unermüdlich tätig, pflichteifrig, wohlwollend gerecht. Er strebte nach Sachlichkeit und
ordnete auch seine persönlichen Neigungen den Staatszwecken unter. Zumal für die Landwirtschaft
und die Bauern habe er Ansehnliches, ja Vortreffliches geleistet und auf alle Fälle
mehr getan als ein ganzes Dutzend der politischen Agitatoren, die jetzt, nach der Revolution,
gegen die von Brühl geleitete Zentralstelle des Vereins für Landwirtschaft und Gewerbe aufständen
.

Graf Brühl habe die hohenzollerische Bevölkerung (uns) nicht kränken wollen und gedacht, daß
wir das Regiertwerden als Schicksalsnotwendigkeit empfänden. Er hielt mit vielen seiner Herren
uns Süddeutsche, uns Schwaben und namentlich die Hechinger Schwaben für der Überwachung
bedürftige Kinder, die recht anmutig schwärmen, aber nie etwas Rechtes erreicht
hätten, wenn die helle, die stramme und geschickte Regierung sie nicht geleitet hätte. Nach
der Bewertung der „Hohenzollerischen Blätter" hat Brühl Scheuklappen getragen, die ihm die
wirtschaftliche und auch die geistige Entwicklung der neuen Zeit in Nebel hüllten. Im Allgemeinen
galten ihm Pläne, die aus den Reihen der Regierten kamen, erst etwas, wenn sie in seinen
Büros den Stempel empfangen hatten und sodann nicht selten als Ausflüsse höherer
Regierungsweisheit herauskamen. In seinen Ansprachen habe Brühl vielfach seinen Ton gegenüber
den Regierten auf den Stand eines Gesprächs einer Kindsmagd mit einem Säugling,
des Gezwitschers eines kleinen Mädels mit seiner Docke (i.e. Puppe E.W.) herab gestimmt.84

Die „Hohenzollerischen Blätter" sehen den Abgang von Regierungspräsident Graf Brühl im Zusammenhang
mit dem schrittweisen, ohne Getöse erfolgenden Einsturz der morschen Säulen
des alten Staates. Brühl habe der bevorrechtigten Kaste der untergegangenen Monarchie angehört
, die, so wollten es die Sterne, auf Kosten des Blutes unserer Besten ihre Unfähigkeit zur

81 Personalakte Berlin (wie Anm. 9).

82 HVZv. 4. 8. 1919 (wie Anm. 1).

83 HB v. 6. 8. 1919 (wie Anm. 2).

84 Ebenda.

98


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0102