Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 120
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0124
Rolf Vogt

Nach dieser Klarstellung ließ der Oberamtmann eine besondere Kommission zur Beseitigung
der Unordnungen bilden. Die Stadtverordneten Jakob Levi und Reinhard Strobel erklärten sich
bereit. Der Sparkassen-Rendant hatte sich auf die Sitzung vorbereitet. Er übergab Schoenfeld
einen Couvert mit den Prüfungsunterlagen der Rechnung 1903/04. Die Stadtverordneten hätten
behauptet, dass diese Rechnung ordnungsmässig geprüft sei, berichtete der Oberamtmann
nach Sigmaringen. Aber er war überzeugt, dass tatsächlich [...]der Gemeinderat sich in
diesem Jahr ebenso wie in allen früheren überhaupt nicht mit der Prüfung der Rechnung be-
fasst habe. Strobel stellte das Ergebnis seiner Revision vor, und die Gemeindekollegien winkten
durch, war seine Meinung.

Als ihm Regierungssekretär Dünschel seinen Prüfbericht auf
den Tisch legte, schickte Carl Sauerland den Oberamtmann
noch einmal in das Hechinger Rathaus. Wie mangelhaft die
Kasse beaufsichtigt wurde, wollen Sie den Gemeindeorganen
vor Augen führen, war sein Auftrag am 9. Januar. Sauerland
fand die Buchungen hinter dem letzten Abschluß unter früheren
Daten in der Rechnung 1904/05 unverständlich. Sie
hätten den Gemeindekollegien in ihrem Feststellungsbe-
schluss doch auffallen müssen, schüttelte er den Kopf. Der
Regierungsrat ärgerte sich auch über den Strobel-Couvert,
den ihm Karl Schoenfeld gleich nach der Weihnachts-Sitzung
aus Hechingen geschickt hatte. Der Sparkassen-Rendant hatte
die Rechnung 1903/04 erst am 15. Juni 1907 geprüft, aber
Konrad Mayer sie schon am 23. März 1905 von den Ge-
Dr. Karl Schoenfeld. meindekollegien feststellen lassen und nach Sigmaringen geFoto
; Kreisarchiv Balingen me|det . jn der giejcn ungesetzlichen Weise [...] wie de[n]
Feststellungsbeschluß [...] 1904, fand Sauerland. Er sah die Spitze eines Jahre lang vernachlässigten
Gemeinde Rechnungswesen. [...] Die bisherigen Beschlüsse u[nd] Maßregeln der Gemeinde
machen nicht den Eindruck, als ob der Ernst der Lage u[nd] die Bedeutung eines guten
Rechnungswesens ganz u[nd] genügend [...] begriffen waeren, dachte er.
Zwei Tage später erhielt Karl Schoenfeld seinen zweiten Auftrag. Er sollte die erneute Prüfung
und Feststellung der Rechnung 1903/04 herbeiführen. Wegen dieser Vorkommnisse behalte
ich mir weitere Maßnahmen vor, vertraute Sauerland dem Oberamtmann am 11. Januar 1908
an63. In Sigmaringen griff jetzt Regierungspräsident Franz Graf von Brühl in stärkerem Maße
in die Defektensache ein. Er ließ sich Sauerlands Akte regelmäßig zeigen und signierte wichtige
Verfügungen selbst. In mehreren Fällen gab er dem Regierungsrat auch Anweisungen.
Der Hechinger Stadtkassenskandal wurde in Sigmaringen Chefsache. Treibende Kraft blieb
aber bis zum Schluss Carl Sauerland.

Mit dem Dünschel-Bericht unter dem Arm saß Karl Schoenfeld am 23. Januar 1907 das nächste
Mal unter den Stadtverordneten. Er machte sie auf ihre ungesetzmäßige Handlungsweise aufmerksam
und belehrte sie über ihre Pflichten, wie ihm Carl Sauerland aufgetragen hatte. Das Protokollbuch
der Stadtverordnetensitzungen spricht zurückhaltend nur von Mitteilungen des
Oberamtmanns64. Die Hechinger gaben allerdings gesenkten Hauptes nach. Die Kassenprüfungskommission
machte sich an die Aufarbeitung der Beanstandungen Dünschels, und drei
Wochen später, am 13. Februar 1908, beauftragte der Gemeinderat den Beigeordneten Wil-

63 Ebd.

64 StadtAH, Bände A 62, Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung, 23.01.1908. StAS, Ho 235 T 7-
8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.

65 StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats, 13.02.1908.

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