Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 121
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0125
Skandal im Kaiserstammland: Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907.

heim Zoll und Stadtrat Philipp Jakob Lorch mit der erneuten Prüfung der Rechnung 1903/0465.
Äußerst zögerlich näherte sich in diesem Krisen-Winter die Rathausspitze um Konrad Mayer
den Aufgaben, die nach dem Abschluss der Rechnung 1904/05 auf sie warteten: die Rechnungen
der Jahre 1905/06 und 1906/07. Die Frage wurde akut, als Hermann Bumüller Ende
November 1907 seine Arbeit erledigt hatte. Konrad Mayer setzte seine Hoffnungen diesmal
auf einen Leihbeamten aus dem Oberamt. Sogar Carl Sauerland fand diese Lösung zunächst
sehr erwünscht. Erfragte mit seinem Schreiben vom 13. Dezember beim Oberamtmann nach.
Die Alternative, das Ausschreiben einer Hülfskraft, schien Sauerland nicht recht zweckentsprechend
zu sein. Einen verlässlichen Mitarbeiter auf Zeit zu erhalten, sei schwer, schrieb er.
Karl Schoenfeld gab aber niemanden her. Er hielt die städtischen Beamten im Vergleich zu seinen
, die zu gewöhnlichen Zeiten schon ungefähr 3mal so viel zu tun haben, für unterbeschäftigt
und machte in seinem Bericht an den Regierungspräsidenten eigene Personalengpässe
geltend, weil ein Privatbeamter des Oberamts derzeit auf Kur sei.
Sauerland hatte inzwischen seine Meinung geändet. Es werde schwerlich genügen, wenn ein
anderwärts voll beschäftigter Beamter nur so nebenbei u[nd] von seinem eigentlichen Dienst
ermüdet, kurze Abendstunden auf dem Bürgermeisteramt zubringt, stimmte er dem Oberamtmann
am 11. Januar 1908 zu. Um das vernachlässigte Rechnungswesen in Ordnung zu
bringen, sei eine volle Arbeitskraft erforderlich, meinte Sauerland: Wenn hierzu eine weitere
Hilfskraft nötig ist, so muß sie so rasch als möglich eingestellt werden. Begeistert war der Regierungsrat
aber nicht. Ich glaube [...], daß es weniger auf die große Zahl der beteiligten Beamten
, als auf deren Sachverständnis, Fleiß u[nd] guten Willen ankommt, hielt er fest66.
Wahrscheinlich durch Vermittlung des Regierungspräsidiums, beauftragte der Gemeinderat
schon am 20. Dezember 1907 in einer Feuerwehraktion den Verwaltungssekretär Josef Hömig
aus Linz im Rheinland mit der Aufarbeitung der rückständigen Rechnungen 1905 und 1906,
und die Stadtverordneten stellten ihn am 27. Dezember, in der ersten Schoenfeld-Sitzung, aushilfsweise
für drei Monate ein67.

Hömig kam am selben Tag in die Stadt, als erstes nahm er sich die Rechnung 1905/06 vor. Bürgermeister
Konrad Mayer war guter Dinge. Am 11. Januar informierte er den Regierungspräsidenten
von der Personalie und fragte nach, ob Regierungssekretär Dünschel erneut die
Nachprüfung übernehme. Carl Sauerland stimmte zu, setzte aber eine strenge Auflage. Er verlangte
von Mayer, die Rechnung 1905/06 bis zum 15. Februar 1908 fertig zu haben. Das war eine
kurze Zeit, gemessen an den fünf Monaten, die Hermann Bumüller für die erste Rechnung benötigt
hatte. Dass der Termin nicht zu halten war, wurde bald klar. Hömig und Simmendinger
seien krank, schrieb Mayer eine Woche vor Ablauf der Frist, am 6. Februar, nach Sigmaringen.
Trotz aller Mißgeschicke werde die Arbeit aber in 14 Tagen abgeschlossen, versicherte er.
Mayer möge die Rechnungsprüfung vorantreiben, antwortete Carl Sauerland am 12. Februar,
fast ein wenig resignativ. Vielleicht ahnte er, was kommen würde. Anfang März musste der Bürgermeister
pauschal um eine Nachfrist von sechs Wochen nachsuchen. Er tat das durch Vermittlung
des Oberamtmanns. Karl Schoenfeld meldete das Gesuch am 5. März 1908 nach
Sigmaringen. Mayer machte die Aufarbeitung von Dünschels Prüfungserinnerungen und sonstige
sehr dringende Arbeiten für die neuerliche Verzögerung verantwortlich. Carl Sauerland

66 StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.

67 Zu Josef Hömig vgl. Nachruf in: Hz. Bl. Nr. 69/21.03.1940. Heinrich Fassbender: Ergebnisse der Nachforschungen
(wie Anm. 33) S. 30. Hömig erhielt eine Entschädigung von monatlich 125 Mark und Reisekosten
3. Klasse für die Fahrten nach Hechingen, s. StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats
, 20.12.1907. StadtAH, Bände A 62, Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung, 27.12.1907.

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