Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 123
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0127
Skandal im Kaiserstammland: Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907.

Verwaltungen seinem neuen Mitglied Philipp Jakob Lorch an70. Die Prüfung übernahm der Beigeordnete
Wilhelm Zoll. Am 27. Februar 1908 lag sein Bericht dem Gemeinderat vor71. Defekte
gab es nicht.

5. Der Rücktritt

Die Position von Bürgermeister Konrad Mayer wurde in diesen Wochen unhaltbar. In der Vergangenheit
hatten ihm Wilhelm Klaiber und Reinhard Strobel die Last mit dem Geld abgenommen
, jetzt war er im Krisenmanagement überfordert. Seine Strategie, die Prüfung
nebenamtlich zu bewältigen, versprach keine schnellen Ergebnisse. Ihm fiel auch ein guter Teil
der Schuld an den zerrütteten Verhältnissen in der Stadtkasse zu. Der erste, der das aussprach,
war anscheinend - wie gesehen - Jakob Levi, als er Mayer im September 1907 die volle Verantwortung
anlastete. Levi war Liberaler, aber er versuchte nicht zuletzt, seinen eigenen Kopf
aus der Schlinge zu ziehen und die Stadtverordneten insgesamt aus der Verantwortung zu
nehmen.

Mayer bemühte sich zu beschwichtigen. Am 18. Juli 1907, als er sich durchaus schon Sorgen
machen durfte, schrieb er dem Regierungspräsidenten nach Sigmaringen, die ausstehenden
Rechnungen des Gaswerks seien zum größten Teil [...] beigetrieben, die aktuellen Steuerzettel
verteilt und die Ablieferung an die Regierungshauptkasse [...] erfolgt. Kein Anlass zur Sorge,
legte er nahe. Danach ließ er lange nichts mehr von sich hören und sogar einen Berichtstermin
verstreichen. Er tat wenig, um Carl Sauerland bei Laune zu halten.
Der Regierungsrat wurde um so unruhiger, je länger die Zeit verstrich, hielt sich mit dem Urteil
aber lange zurück. Am 22. November 1907, als Konrad Mayer sich zu einem nichtssagenden
Zwischenbericht herabgelassen hatte, der nicht einmal eine Seite lang war, scheint
Sauerland zum ersten Mal die Geduld verloren zu haben. Berichtspflicht zu jedem Monatsanfang
, donnerte er72. Mayers Stern begann zu sinken. In Ungnade fiel der Hechinger Bürgermeister
in Sigmaringen anscheinend im Dezember 1907, als die Unterlagen der
Rechnungsprüfung für 1904/05 auf dem Tisch lagen und heraus kam, dass die Rechnung
1903/04 auch nicht ordnungsgemäß festgestellt worden war. Carl Sauerland versuchte, Konrad
Mayer Aufpasser an die Seite stellen, indem er die besondere Kommission mit Jakob Levi
und Reinhard Strobel wählen ließ. Er ging dazu über, seine Verfügungen vom Oberamtmann
nicht mehr nur zustellen, sondern ausstellen zu lassen. Eine Art Degradierung: Carl Sauerland
hielt den Hechinger Bürgermeister von sich fern, indem er Karl Schoenfeld zur Mittelinstanz
machte.

Um Kopf und Kragen redete sich der Bürgermeister aber selbst. In der Sitzung mit dem Oberamtmann
am 27. Dezember weigerte er sich, das vom Regierungspräsidium geforderte Gegenbuch
selbst zu führen. Er behauptete, zu dessen persönlichen [sie] Führung keine Zeit zu
haben, und delegierte die Arbeit lieber an den Bureaubeamten Buckenmaier. Carl Sauerland
fühlte sich brüskiert, als ihm Karl Schoenfeld davon berichtete. Die Führung des Gegenbuchs
gehört zu den wesentlichsten Pflichten des Bürgermeisters, meinte er. Daran lasse sich nicht
rütteln. Mayer müsse das Gegenbuch unbedingt eigenhändig führen, schrieb er am 11. Januar

70 StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats, 31.10.1907.

71 StadtAH, Bände A 34, Beschlüsse des Gemeinderats, 27.02.1908.

72 StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.

73 Ebd.

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