Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 124
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Rolf Vogt

Dr. Karl Deubel.

Foto: Daiker/Hz. Landesmuseum

1908 dem Oberamtmann. Viel Zeit würde der Bürgermeister für sein Hauptamt wohl durch
Niederlegung sämtlicher Nebenämter gewinnen, fügte Sauerland seinen Instruktionen in aller
Zurückhaltung hinzu73.

Der Bürgermeister verstand die Botschaft, die zu ihm drang.
In der nächsten Sitzung - Karl Schoenfeld war wieder da und
belehrte die Stadtverordneten ernsthaft - erklärte sich Mayer
am 23. Januar 1908 zur Führung des Gegenbuchs bereit und
legte sein Mandat als Vertreter Hechingens im Hohenzolleri-
schen Kommunallandtag nieder. Die Stadtverordneten informierte
er am Schluss der Sitzung über seine Entscheidung.
Bei dem wachsenden Umfange der Geschäfte der hiesigen
Stadtverwaltung werde seine durch die Teilnahme an den auswärtigen
Sitzungen bedingte Abwesenheit von Hechingen,
besonders in den arbeitsreichsten Winter- und Frühjahrsmonaten
, störend empfunden, begründete Mayer nach der Notiz
in den Hohenzollerischen Blättern den Mandatsverzicht74. Er
machte noch einmal seine Arbeitsüberlastung geltend.
Als vier Tage später die privaten Geldsorgen von Interims-Kassenverwalter
Georg Rathgeber bekannt wurden, hatte sich der Bürgermeister die letzten Sympathien
verscherzt. Das war am 27. Januar 1908, Kaiser-Geburtstag, ein wichtiger Jahrestag
im wilhelminischen Deutschland mit einer Menge würdevoller Reden und Hochrufe. Am Rande
der Feierstunden versuchte Stadtrat Philipp Jakob Lorch Geld für Rathgeber aufzutreiben. Er
stehe unmittelbar vor dem Konkurs, habe Schulden in größerem Betrage und werde von seinen
Gläubigern hart bedrängt, sprach sich herum.

Am Abend gingen Bezirkstierarzt Karl Deubel und Bankier
Ludwig Weil zu Oberamtmann Karl Schoenfeld. Sie hätten
nicht das Vertrauen, dass der Bürgermeister die Sicherheit der
Kasse ausreichend wahre, da ihm diese Verhältnisse bekannt
sein müssten und er gleich wohl dem Rathgeber die Kassenverwaltung
überlasse, sagten sie. Allen drei war klar, dass
Mayer und Rathgeber sich auch privat vorzüglich verstanden75
. Zum ersten Mal kehrten zwei Gemeinderäte dem Bürgermeister
den Rücken.

Karl Schoenfeld reagierte sofort. Am nächsten Morgen stand
er um 8 Uhr vor der Rathaustür und leitete eine dreieinhalb-
stündige ausserordentliche Kassenrevision. Schoenfeld fand
die Bücher zwar materiel [sie] in Ordnung, aber Konrad Mayer
kreidete er an, dass er sich davon schlich. Der Bürgermeister
habe sich in der Stadtkasse entschuldigt, um wie er sagte, die
Post aufzumachen, und erschien bis zum Schluss nicht wieder, weil er eine Standesamtsurkunde
aufzunehmen hatte, hielt Schoenfeld im Bericht an den Regierungspräsidenten fest.
Ich habe den Eindruck, dass er von der ganzen Kassenführung recht wenig versteht, schrieb
der Oberamtmann. Rathgeber führe sogar das Gegenbuch, stellte Schoenfeld entsetzt fest. Der

Ludwig Weil.

Foto: Daiker/Hz. Landesmuseum

73 Ebd.

74 Hz. Bl. Nr. 19/24.01.1908.

75 StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.

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