Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 137
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0141
Skandal im Kaiserstammland: Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907.

Dann war Dienstwechsel, Anton Häußler wurde für einen Monat kommissarisch Bürgermeister
in Hechingen, da Konrad Mayer offizell erst im August aus den Diensten der Stadt schied. Regierungspräsident
Franz Graf von Brühl führte den neuen Mann am 1. August 1908 offiziell
in sein Amt ein113. Gewählt war er für zwölf Jahre.

Mit dem 37-jährigen Anton Häußler kam ein Württemberger nach Hechingen, ein katholischer
immerhin. Er war der erste Verwaltungsfachmann auf dem Chefsessel im Rathaus und
gab sich politisch unabhängig114. Sein Typ blieb Bürgermeister bis heute. Nur eine kurze Zeit
in den hundert Jahren seitdem hatte das Hechinger Rathaus keinen Verwaltungsfachmann an
der Spitze, das waren die drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Schulleiter Otto Fritz
und der Druckereibesitzer August Pretzl dort - aus bekannten Gründen - den Ton angaben.
Das liberale Hechingen scheint in Anton Häußler einen interessanten Mann gesehen zu haben.
Die Wahl des neuen Bürgermeisters sei im Sinn unserer fortschrittlich gesinnten Bürgerschaft
ausgefallen, notierte die liberale Frankfurter Zeitung unmittelbar nach der Entscheidung in
einem Bericht aus Hechingen. So fasste ihn der Zoller jedenfalls knapp zusammen115. Häußler
selbst hat später behauptet, Jakob Levi habe ihn vor meinem Aufzug hier in Reutlingen besucht
. Der liberale Stadtverordnete und Großindustrielle, Inhaber der Textilfabrik Liebmann &
Levi an der Neustraße und derjenige, der Konrad Mayer als erster das Misstrauen ausgesprochen
hatte, sei bis 1 Uhr in der Nacht geblieben und habe ihm die Hechinger Verhältnisse erklärt116
. Friedrich Wallishauser war vor der Wahl noch skeptisch, ob ein Verwaltungsmann
besser geeignet sei für das Amt des Bürgermeisters als ein Kaufmann117, doch er lobte den
neuen Bürgermeister nach seinem Amtsantritt schon bald118. Häußler warb seinerseits mit diskreten
Signalen. Die Katastrophe Anfang August auf dem Flugfeld bei Echterdingen bot ihm

112 StadtAH, Bände A 62, Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung, 24.05.1908. Z Nr. 118/
25.05.1908. Hz. Bl. Nr. 120/27.05.1908. Häußler erhielt ein Anfangsgehalt von 4200 Mark mit der Option
auf schrittweise Anhebung bis 6000 Mark sowie einen Wohnungszuschuss von 480 Mark, Pensions
- und Hinterbliebenenversorgung.

113 Amtsblatt Sigmaringen Nr. 28/06.07.1908, S. 95f., 32/04.08.1908, S. 112. Hz. Bl. Nr. 148/03.07.1908,
172/01.08.1908.

114 Walter Sauter in seinem Nachruf auf Anton Häußler in HZ Nr. 130/08.06.1954 und die Chronik 1980
(wie Anm. 2) S. 337 heben nur besonders hervor, dass „zum ersten Mal seit der Auflösung des fürstlichen
Stadtamts im Jahre 1848 [...] ein Auswärtiger auf den Stuhl des Hechinger Stadtoberhaupts"
kam. Häußler wurde am 07.08.1871 in Kremnitz/Ungarn als Sohn eines württembergischen Bauunternehmers
geboren. Er legte nach dem Studium der Staats- und Rechtswissenschaften 1898 die erste
Staatsprüfung im württembergischen Departement des Inneren ab und 1900 die zweite, wurde Regierungsassessor
in mehreren Oberämtern, zuletzt in Ludwigsburg, und wechselte im Januar 1907 als
Vorstand in das Stadtpolizeiamt Reutlingen, wo er am 23.12.1907 zum Amtmann befördert wurde,
s. Hz. Bl. Nr. 116/22.05.1908. Zu Anton Häußler vgl. Otto Werner: Biographische Notizen (wie Anm.
3). SB Nr. 130/08.06.1954. HHB Ub 510.

115 Z Nr. 117/23.05.1908.

115 StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 142, Bürgermeister Häußler zu Hechingen 1925-1935.

117 Hz. Bl. Nr. 108/13.05.1908. In dem Kommentar verrät Friedrich Wallishauser, dass er doch mehr
wusste, als er schrieb. Er betonte, den Personen, die für den Bürgermeisterposten vorgemerkt sind,
und die bisher unter Ausschluß der Oeffentlichkeit ihre Programme entwickelten, fern[zu]stehen. Danach
müsste er aber gewusst haben, wer die Bewerber waren - was sehr wahrscheinlich ist. Immerhin
war sein Vater Hermann Wallishauser Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. Vgl. Hz. Bl. Nr.
114/20.05.1908.

118 Hz. Bl. Nr. 194/28.08.1908. Kommentar zur Sitzung der Stadtverordneten am 27.08.1908. Vgl. Z Nr.
195/29.08.1908, 197/01.09.1908.

137


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0141