Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 142
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0146
Rolf Vogt

Luise Klaiber um 1895.

Foto: Daiker/Hz. Landesmuseum

Der Witwe des verstorbenen Stadtrechners Wilhelm Klaiber,
Luise Klaiber, im gleichen Alter wie Bürgermeister Anton
Häußler, muss schon früh bewusst geworden sein, dass ihr
Erbe gefährdet war. Sie hatte mit ihrem Mann in Gütergemeinschaft
gelebt und übernahm als Nachlassobjekte das
Wohnhaus mit Hofraum und Anbau in der Goldschmiedstraße
(Parzelle 216, 2,22 Ar, Steuerkapital 2400 Mark) sowie
den Gemüsegarten am Kapf (Parzelle 194, 2,05 Ar, Steuerkapital
47 Mark). Auf dem Wohnhaus lastete eine Amtskaution
in Höhe von 4000 Mark zugunsten der Stadt. Klaiber
hatte die Hypothek bei Dienstantritt 1892 aufgenommen. Die
500 Mark Kaution, die er als Verwalter in Form einer preußischen
Staatsanleihe beim Stipendium-Stiftungsfonds der Fürstin
Eugenie hinterlegt hatte, gehörten ebenfalls zu seinem
Nachlass137.

Luise Klaiber versuchte zu retten, was zu retten war. Am 26.
September 1907 ließ sie das Wohnhaus auf ihren Namen
überschreiben und im gleichen Atemzug im Grundbuch eine
Hypothek von 4700 Mark zugunsten ihrer Mutter Magdalena Egler eintragen. Das war nur wenige
Tage nach der ersten Sitzung der Stadtverordneten mit Carl Sauerland138. Spätestens im
Winter suchte Luise Klaiber juristischen Beistand. Sie beauftragte den Rechtsanwalt Dr. Gunzenhauser
in Stuttgart mit der Wahrnehmung ihrer Interessen in der städtischein] Stadtkassen-
AngelegenheiV39. Einem Hechinger Anwalt mochte sie sich anscheinend nicht anvertrauen.
Gunzenhauser wandte sich zwar im Januar 1908 mit dem Antrag auf Akteneinsicht an die
Stadtverwaltung140, hielt ansonsten aber still.

Er tat gut daran. Das Interesse an einer zivilrechtlichen Auseinandersetzung mit der Klaiber-
Witwe scheint im Hechinger Rathaus nämlich erheblich geringer gewesen zu sein als der
Wunsch nach der Jagd auf die Steuerschuldner. Das Regierungspräsidium musste erneut drängen
. Am 4. Mai 1908, als er Wilhelm Zoll den ersten Defekten-Antrag zurückgab, wies Carl
Sauerland darauf hin, dass die Erben eines schuldigen Beamten in Regress genommen werden
könnten und bei Gefahr im Verzuge[...] die erforderlichen Maßnahmen zu treffen seien. Als er
mit Regierungssekretär Dünschel am 30. Mai in Hechingen war, legte Sauerland noch einmal
dar, dass nach der preußischen Defektenordnung von 1844 vorläufige Sicherheitsmaßregeln
von dem Bürgermeisteramt zu ergreifen sind. Vermutlich trug Sauerland diesen Hinweis mit
dem nötigen Nachdruck vor, denn danach reagierte Wilhelm Zoll.

Am 22. Juni setzte der Interims-Bürgermeister den Gerichtsvollzieher in Bewegung. Interessanterweise
wandte er sich an Magdalena Egler, die Mutter von Luise Klaiber, eine geborene
Käßmodel. Sie war damals 64 Jahre alt und lebte wohl meist bei ihrem Schwiegersohn, dem
Hoflithographen Hermann Daiker. Luise Klaiber war die jüngste von drei Töchtern, die sie mit
Ludwig Egler hatte, dem Hechinger Chronisten, vermögenden Kaufmann und umtriebigen

137 StadtAH, A 200, Reg.-Nr. 1240, 5. Stadtpfleger Klaiber 1909/10.

138 Ebd. Bürgermeister Anton Häußler meinte im April 1909, die Hypothek sei aufgenommen worden,
nachdem in der Bürgerschaft bekanntgeworden war, daß in der von Klaiber geführten hiesigen Stadtkasse
sich größere Defekte vorgefunden hatten, um die Stadt um diesen Betrag zu hintergehen, s.
StAS, Ho 247 T 1 Nr. 72, Erlaß von Defektenbeschlüssen bei der Stadtkasse.

139 Hz. Bl. Nr. 93/25.04.1908.

140 StAS, Ho 247 T 1 Nr. 72, Erlaß von Defektenbeschlüssen bei der Stadtkasse.

142


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0146