Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 154
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0158
Rolf Vogt

Die Hechinger Öffentlichkeit, die schon lange nichts mehr vom Stadtkassenskandal gehört
hatte, erhielt am 20. Januar 1910 durch eine kurze Zeitungsnotiz Kenntnis vom versöhnlichen
Ende177: In dem Prozeß der Stadtgemeinde Hechingen gegen Bürgermeister a. D. Mayer in
Stuttgart in der Defektensache ist ein Vergleich zustandegekommen. Mayer zahlt 2500 Mark,
wogegen die Klägerin auf alle weiteren Ansprüche verzichtet. Die bisher entstandenen Kosten
werden je hälftig getragen.

Hechingen konnte sich mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden zurücklehnen. Der Schaden,
auf den die Stadt letztlich sitzen blieb, war mit etwa 1500 Mark178 - umgerechnet wohl mehr
als 100.000 Euro - deutlich geringer als anfangs befürchtet.

14. Die Lager: Neuorientierung

Wie ging's damals weiter in der Stadt? Die Hohenzollerische
Volkspartei war die bestimmende Kraft und gewann die lokalen
Wahlen. 1910 stürmte sie auch die letzte Bastion im
Rathaus. Wilhelm Zoll trat als Beigeordneter zurück. Das Alter
zeichnete ihn mehr und mehr. Sein Nachfolger wurde Stadtrat
Josef Zöhrlaut - ein Liberaler.

Im Reichstag und im Preußischen Abgeordnetenhaus vertraten
trotzdem Zentrums-Politiker Hohenzollern. Seinen neuen
Landtagsabgeordneten war Hechingen aber bald los. Stadtpfarrer
Kamill Brandhuber nutzte den Mandatsgewinn im Juni
1908 zum Abgang aus dem offenbar ungeliebten Hechinger
Stadtpfarramt. Er ließ sich nach Dettingen versetzen und verließ
die Stadt schon im August 1908179. Zwei Jahre lagen hinter
ihm, 1906 war er gekommen. Brandhuber habe die
erdrückende Mehrzahl der eingesessenen Katholiken in dieser
Zeit gegen sich aufgebracht, hat Friedrich Wallishauser
festgestellt. Er beurteilte Brandhuber als politisierenden Pfarrer
[...], der sich nicht über die Parteien in seiner Gemeinde
stellen konnte™0. Der Zoller, sein Sprachrohr, sprach Brandhuber
dagegen das volle Vertrauen und aufrichtige Verehrung
und Liebe aus. Beim Zug des Pfarrers zum Bahnhof am 18.
August 1908 waren die Straßen zu beiden Seiten dicht gedrängt
von solchen, die tränenfeuchten Auges ihrem geliebten
Seelsorger den Abschied zuwinktenf,] und auf dem
Bahnhof drängte sich jung und alt, um ihm noch einmal die
Hand zu drücken, schrieb die katholische Zeitung. Sie warf
Wallishauser vor, den Pfarrer insbesondere seit den Landtags-

177 Hz. Bl. Nr. 15/20.01.1910.

178 Rest-Defekt 17.316,85 Mark abzüglich Klaiber-Kaution Fürstin-Eugenie-Stiftung 500 Mark, Vergleich
Egler 12.800 Mark und Vergleich Mayer 2500 Mark.

179 Z Nr. 158/15.07.1908, 186/19.08.1908. Hz. Bl. Nr. 159/16.07.1908, 186/19.08.1908. Vgl. Chronik
1980 (wie Anm. 2) S. 336.

180 Hz. Bl. Nr. 297/31.12.1908. Herbe Enttäuschungen waren der Stadt Hechingen beschieden bezüglich
der Stadtkassen-Angelegenheit, hieß es in Wallishausers Jahresrückblick auch. Streit in der Pfarrgemeinde
brachten beispielsweise die Pläne Brandhubers, in der Stiftskirche eine Heizungsanlage einzubauen
. Sie seien am Widerstand der Gemeinde gescheitert, berichtet August Vezin: Mein Einstand
(wie Anm. 22) S. 84.

Josef Zöhrlaut.

Foto Daiker/Hz. Landesmuseum

Kamill Brandhuber.

Foto: Staatsarchiv Sigmaringen

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