Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 155
(PDF, 59 MB)
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Skandal im Kaiserstammland: Der Hechinger Stadtkassendefekt 1907.

wählen mit tief verletzenden Beleidigungen und Kränkungen, die kaum ihresgleichen finden
dürften, verfolgt zu haben181.

Nach Brandhubers Wegzug sattelte der Hohenzollerische Preßverein, in dem der Hechinger
Pfarrer traditionell eine starke Stellung inne hatte, aber schnell um. Konrad Holderried verließ
die Redaktion des Zoller. Brandhubers Faktor - eine abwertende Bezeichnung Friedrich Wallis-
hausers182 - ging. Anfang Dezember 1908 wurde Bernhard Fehrecke neuer Redakteur. Konrad
Holl zog im Jahr darauf in das Hechinger Pfarrhaus ein. Das Duell konnte mit neuen Kontrahenten
in die nächste Runde gehen.
Erbittert umkämpft waren besonders die
Kommunalwahlen 1911. Josef Senn wurde
abgewählt, in der dritten Abteilung die Wahl
von Anton Kotz, Kanzleigehilfe und Zentrumsmann
, sogar für ungültig erklärt. Das
ewige Gezanke - so nannte es 1910 Fritz
Kimmerle, Nachfolger von Friedrich Wallis-
hauser als Vorsitzender der Hohenzolleri-
schen Volkspartei - hatten beide Seiten
allmählich aber leid. Der Hechinger Burgfriede
kam 1913 zustande. Zur Gemeindewahl
im März traten Volkspartei und
Zentrum mit einer Einheitsliste an. In den Andrang im Bahnhof: der Sonderzug zur Ho-
Krieg zog Hechingen schon ein Jahr länger henzollerischen Gewerbeschau 1907.
geeint als der Rest des Reichs. Foto: Hohenzollerische Landesbahn

Friedrich Wallishauser blieb ein streitlustiger Mann. Anfang August 1908, dem Jahr des Denunziationsprozesses
, zerrte er auch den Zoller mit einer Beleidigungsklage vor Gericht183, aber
danach war er selbst dran. Am 19. Dezember 1908 musste er als Angeklagter vor die Schranken
des Schöffengerichts treten. Während des Landtagswahlkampfs im Juni hatte er in seiner
Zeitung Emil Beizer geärgert. Wallishauser hatte ihm Wahlmache vorgeworfen. Beizer klagte
auf Beleidigung, Wallishauser musste zehn Mark Strafe bezahlen184. Der Prozess hatte mindestens
den selben Aufmerksamkeitswert wie der Denunziationsprozess im April. Selbst Landgerichtspräsident
Gustav Reck, der Reichstagskandidat der Liberalen, unterbrach seine Arbeit,
um die Verhandlung zu verfolgen. Beizer ließ sich von Justizrat Guido Löffler verteidigen, Wallishauser
von dem früheren liberalen Reichstagskandidaten Konrad Haußmann, einem prominenten
Rechtsanwalt aus Stuttgart.

15. Die Konsequenzen: Schlachthaus-Affaire und Stellenplan

Welche Lehren hat die Stadt aus dem Skandal von 1907 gezogen? Nicht viele, scheint die
Schlachthausaffaire zu signalisieren, ein Deja-vu erster Klasse, kaum dass die Wellen des Stadtkassenskandals
zur Ruhe gekommen waren. Im Herbst 1910 schreckte Wilhelm Johlitz das

181 Z Nr. 183/14.08.1908, 186/19.08.1908.

182 Hz. Bl. Nr. 112/18.05.1908.

183 Hz. Bl. Nr. 177/07.08.1908, 181/12.08.1908. Z Nr. 179 [sie, richtig: 180]/11.08.1908.

184 Z Nr. 128/06.06.1908, 287/17.12.1908, 289/19.12.1908, 290/21.12.1908, 292/23.12.1908. Hz. Bl.
Nr. 126/04.06.1908. 287/17.12.1908, 289/19.12.1908, 291/22.12.1908.

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