Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 160
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Rolf Vogt

feld den Couvert von Reinhard Strobel mit den Prüfungsunterlagen für die Rechnung 1903/04
geschickt hatte, dachte Sauerland zum ersten Mal an weitere Maßnahmen. Wahrscheinlich hat
er unter der Hand auf Konrad Mayers Entschluss eingewirkt, um Rücktritt nachzusuchen. Mit
seinem Abgang sah sich Sauerland noch lange nicht am Ziel. Am 4. Mai 1908 drängte er Wilhelm
Zoll auch, die Frage des Regresses seitens der dem Stadtrechner Klaiber unmittelbar vorgesetzten
Kassenprüfungskommission bezw. des Bürgermeisters Mayer zu erörtern, am 30.
Mai wiederholte er seine Forderung in Hechingen mündlich. Den Beamten der Stadt drohte er
zu dieser Zeit wie gesehen auch mit Ordnungsstrafen.

Als die Hechinger trotzdem nicht taten, was er sich wünschte, sah Sauerland für sich selbst offenbar
keine weitere Möglichkeit, dienstrechtliche Konsequenzen durchzusetzen. Einen Trumpf
zog er aber doch noch aus dem Ärmel. Er ließ die Hohenzollerische Landesbank prüfen, ob
Reinhard Strobel arbeitsrechtliche Verfehlungen vorzuwerfen seien. Schon Konrad Mayer und
Carl Grotz hatten Strobel Mitverantwortung angelastet, Sauerland ließ die Direktion der Spar-
und Leihkasse in Sigmaringen einen Einzelfall untersuchen. Am 5. Juni 1908 wandte er sich
an Strobels Arbeitgeber mit der Bitte, zu prüfen, ob einem Beamten der Filiale in Hechingen
ein Verschulden] trifft. Er monierte die Kontenüberziehungen Klaibers und die Transfers von
den Sparkassenbüchern der Stadt auf das Geldmarktkonto und sprach von einer auffälligen
Handlungsweise, die in der Filiale doch hätte auffallen müssen201.

Justitiar der Sparkasse in Hechingen war interessanterweise
Josef Senn, der Rechtsvertreter der Stadt. Er schrieb ein Gutachten
. Ein Verschulden eines Beamten vermag ich [...] nicht
zu finden, heißt es darin. Abhebungen von den Sparkassenbüchern
könnten nur mit Wissen von Konrad Mayer erfolgt
sein, der die Sparkassenbücher unter Mitverschluß hatte. Kontoüberziehungen
seien immer in kurzer Frist ausgeglichen
worden, Strobel selbst sei bei der Kontoüberziehung im September
1905 in Urlaub gewesen. Die innere Geschäftsführung
der Gemeindekasse zu überwachen, stehe der Spar- und
Leihkasse aber nicht zu202. Damit war der Sparkassen-Rendant
aus der Schusslinie, Sauerland hatte sein Pulver verschossen.
Josef Senn leuchtet heute als schillernde Figur aus dem Skandal
hervor. In der denkwürdigen Sitzung vom 10. September
Josef Senn. 1907, als Carl Sauerland zum ersten Mal die Frage nach der

Foto Daiker/Hz. Landesmuseum Verantwortung stellte, blieb er der Einzige mit kühlem Kopf.
Alle anderen suchten Ausreden, er die Chancen. Der Justizrat musste später als Rechtsvertreter
der Stadt in einer Vielzahl von Prozessen den Scherbenhaufen seines Parteikollegen Konrad
Mayer kehren und aus einer liberalen Familie Geld holen. Den zweiten Mann des Skandals
zog er aus der Kritik. Auch die Schlachthausaffaire ließ die Stadt von Josef Senn prüfen. Es
könne keinem der vorgesetzten Beamten Johlitz's ein Verschulden an den Unterschlagungen
nachgewiesen werden, schrieb er in seinen Bericht. Die Stadtverordneten stimmten zu203. Josef
Senns Haltung scheint symptomatisch für die Hechinger Kommunalpolitiker. Sie wollten den
Schaden wohl begrenzen, die Kreise aber nicht zu weit ziehen.

201 StAS, Ho 235 T 7-8 Nr. 728, Defektensache des verstorbenen Stadtrechners Klaiber in Hechingen.

202 Ausstehende Zins- und Tilgungsleistungen früher als zwei Monate nach Fälligkeit zu mahnen, sei nicht
üblich, stellte das Gutachten weiter fest.

203 Hz. Bl. Nr. 107/12.05.1911.

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