Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 194
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0198
Otto H. Becker

vom 7. September 1944 beschlagnahmt worden war und von der Schule Schloss Salem umgehend
geräumt werden musste44.

Trotz der verfügten Räumung verblieben die Leiterin der Zweiganstalt, Frl. Maria Koeppen,
sowie die Lehrerin Frau Baum und die Hausmeisterin Frau Funk weiterhin auf dem Hohenfels.
Zu der dort eingetretenen Situation schrieb Christan H. Freitag: In den folgenden Jahren bestand
daher eine Art Doppelmonarchie: auf der einen Seite „die Koepps" als das „verkörperte
Preußen"...und auf der anderen Seite Schwester Sophia von Kotschoubey-Beauharnais, die
den Lioba Schwestern vorstand. Beide herrschten allerdings über ein recht kärgliches Königreich
- einen Hohenfels meist ohne Koks und Heizung, oft ohne Wasser und Strom..., selbst
die Klassenräume belegt mit ausgebombten und evakuierten Frauen und Kindern, die nur
durch Hamsterexpeditionen und Feldarbeit bei Bauern. ..mit den notwendigsten Lebensmitteln
zu versorgen waren45. Wie Christian H. Freitag berichtet, gelang es Frl. Koeppen und Schwester
Sophia mit Unterstützung der Ämter in Sigmaringen den Plan, im Schloss Hohenfels eine
SS-Heimschule einzurichten, zu verschleppen46. Mit Erlass vom 20. Februar 1945 wurde der Status
quo in Hohenfels schließlich akzeptiert und die geplante Räumung abgeblasen47. Nach der
Besetzung des Hohenfelserlandes durch die Franzosen am 22. April 1945 konnten die Damen
vom Schloss gemeinsam auch noch den Plan der französischen Besatzungsmacht verhindern,
dort eine Kommandantur einzurichten48.

Ganz allmählich kehrte wieder Normalität ein. Im November gestattete die französische Besatzungsmacht
die Wiedereröffnung des Schulbetriebs in Salem49. Am 18. Mai 1946 verließen
die Liobaschwestern Hohenfels und bezogen das Klostergebäude in Wald, wo sie danach ihre
Heimschule einrichteten50. Im Herbst desselben Jahres konnte der Hohenfels daraufhin wieder
von der Unterstufe der Schule Schloss Salem bezogen werden51. Diese „dritte Gründung" hat
nunmehr seit über 60 Jahren Bestand52.

Die Anmietung und dann der Erwerb durch die Schule Schloss Salem im Jahr 1931 waren mit
Sicherheit ein Glücksfall für das alte Schloss Hohenfels im Hinterland des Bodensees. Die neue
Eigentümerin hat dem Gemäuer nämlich nicht nur eine exquisite Nutzung verschafft, sondern
auch der Erhaltung alter Bausubstanz, wovon sich der Autor auf vielen Besuchen überzeugen
konnte und auch die angeschlossenen Fotos Zeugnis ablegen, größte Aufmerksamkeit geschenkt
. Dem Chauffeur Stengele sei für sein „Unachtsamkeit" gedankt, dass er, den Weisungen
seiner Salemer Oberen entgegen, den Schulgründer Kurt Hahn bei der erwähnten
Überlandfahrt Anfang 1931 nicht vom Blick auf den Hohenfels abgelenkt hat53.

StAS Ho 235 T 19-22 Nr. 556; Becker, „Ici la France" (wie Anm. 41) S. 432; Christian H. Freitag: Der
Hohenfels in Kriegs-und Nachkriegsjahren. Blicke in den Rückspiegel. In: Mitteilungen der Altsalemer
Vereinigung. Salem 2000. S. 40.

Freitag, Hohenfels in den Kriegs-und Nachkriegsjahren (wie Anm. 44) S. 41, vgl. hierzu auch Gros
(wie Anm. 43) S. 9ff.

46 Freitag, Hohenfels in den Kriegs-und Nachkriegsjahren (wie Anm. 44) S. 42.

47 StAS Ho 235 T 19 - 22 Nr. 546.

48 Freitag, Hohenfels in den Kriegs-und Nachkriegsjahren (wie Anm. 44) S.43.

49 Archiv der Schule Schloss Salem.

50 Gros (wie Anm. 43) S. 23.

51 Freitag, Hohenfels in den Kriegs-und Nachkriegsjahren (wie Anm. 44) S. 43.

52 Ders., Von „Hohenvels nova" zur „Schule Burg Hohenfels" (wie Anm. 3) S. 43.

53 Vgl. hierzu Christian H. Freitag: „Des einen Leid, des anderen Freud! - Die Umwidmung des Hohenfelser
Burggefängnisses zu einem 'Hohenfels-Museum'". In: Hegau 61 (2004) S. 179 - 184.

45

194


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0198