Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 209
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0213
Schloss und Kloster Inzigkofen 1850 bis 2003

Nachdem unter unvermittelter Abkehr von der zuvor langfristig betriebenen Entlastungs- und
Verkaufspolitik der neue Generalbevollmächtigte des Fürsten, Freiherr Rupprecht von Rothkirch
, im Frühjahr 2001 als neue Maxime die Erhaltung des fürstlichen Besitzes ausgegeben
und dem Volkshochschulheim einen Erbpachtvertrag auf 99 Jahre für alle Klostergebäude innerhalb
der inneren Klausurmauer angeboten hatte, überschlagen sich Anfang 2002 die Ereignisse
: Nachdem die Hofkammer bereits vorher mit der Stiftung Liebenau und Veteranen
von der Bildungsstätte der Stefanusgemeinschaft in Heiligkreuztal andere Interessenten für
die Inzigkofer Klosteranlage präsentiert hatte, tritt jetzt in Gestalt des damaligen Besitzers von
Schloss Gutenstein unvermittelt ein „Investor" auf den Plan, der willens ist, die gesamte Klosteranlage
innerhalb der äußeren Klausurmauer nebst Klosterkirche und der fürstlichen Schreinerei
auf der früheren hohenzollernschen Domäne Nickhof für 1,7 Millionen Mark zu kaufen.
Angeblich will sich der potenzielle Käufer in der Klosteranlage selbst niederlassen und das Freigelände
innerhalb der Klausurmauer für seine Pferde- und Hundehaltung nutzen, was kurzfristig
den öffentlichen Durchgang durch das Klosterareal mit Wander- und Donautalradweg,
mittelfristig die Existenz des Kräutergartens und des seit 1983 in der ehemaligen Zehntscheuer
vom Schwäbischen Albverein geführten Bauernmuseums und langfristig möglicherweise auch
den Bestand des Volkshochschulheims gefährdet hätte.49 Gerüchte in der Gemeinde wollen
sogar wahrhaben, dass der Investor aus Gutenstein nur der Strohmann für ganz andere Nutzungsinteressenten
, für eine Sekte oder gar die Scientologen sei, die insbesondere die Klosterkirche
an sich bringen wollten.

9. Gemeinde erwirbt Kloster

Der Gemeinderat unter der Leitung seines routinierten Bürgermeisters Pius Widmer reagiert auf
diesen drohenden Eingriff in die öffentliche Infrastruktur der Ortschaft und den gefährdeten
Fortbestand des Volkshochschulheims am 25. März 2002 zum einen mit der Aufstellung eines
Bebauungsplanes und der Verhängung einer Veränderungssperre für das Gebiet „Klosteranlage
" und zum anderen mit einem Tendenzbeschluss für Verhandlungen mit dem Fürstenhaus
über den Erwerb des Klosters durch die Kommune. Bei einem „Spitzengespräch" von Bürgermeister
, Pfarrer, Fürst und Erbprinz einigt man sich am 15. April 2002 grundsätzlich auf
konkrete Verhandlungen über einen Verkauf der Klosteranlage an die Gemeinde sowie eine
Schenkung der Klosterkirche an die katholische Filialkirchengemeinde. Am Ende weiterer Gespräche
findet man schließlich bei einem Kaufpreis von 450.000 Euro zusammen. In einer dramatischen
öffentlichen Gemeinderatssitzung vor enormer Besucherkulisse wird am 18. Juli
2002 mit zehn zu vier Stimmen der Kauf der Klosteranlage durch die Gemeinde beschlossen
und bereits am Folgetag der notarielle Kaufvertrag von Bürgermeister und Erbprinz unterzeichnet
. Ein aus dem „klosterfernen" Teilort Engelswies gestartetes Bürgerbegehren gegen
den Klosterkauf und die damit für die Gemeinde angeblich verbundenen unkalkulierbaren Folgelasten
vermag die in weiter Umgebung einmalige Transaktion im Sommer 2002 nicht mehr
zu gefährden.50

Deutlich länger ziehen sich die Verhandlungen des Fürstenhauses mit der Kirche über die
schenkungsweise Überlassung der Klosterkirche hin. Streitpunkt ist die vom Freiburger Ordinariat
verlangte Abstandszahlung des Fürstenhauses für die Abgabe der Bau- und Unterhaltungslast
für die Klosterkirche an die örtliche Filialkirchengemeinde. Der von beiden Seiten

49 Zeitzeugenbefragung Widmer (wie Anm. 40); KreisA Sigmaringen, Zeitgeschichtliche Sammlung - Inzigkofen
.

50 Ebenda.

209


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0213