Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 212
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0216
Georg Loges

1. Zur Geschichte des Gebäudes

Im frühen Mittelalter stand an der Stelle des
heutigen Schlosses eine Burg, die wohl im
12. Jahrhundert von den Grafen von Hertingen
- Gammertingen erbaut wurde. Die
staufischen Buckelquader im Untergeschoss
des Gebäudes sind Zeugnis dieser Epoche.4
Nach mehreren Besitzerwechseln kaufte der
Uracher Obervogt Dietrich Speth 1524 die
Herrschaft Hertingen, nachdem sich die Vorbesitzer
mit dem Ausbau ihres Residenz- über dem Aufgang vom Schlosstor her sind an
Städtchens und wahrscheinlich auch der den Fenstern die wieder entdeckten Fresken zu
Umwandlung der mittelalterlichen Burg zum senen FOTO- Reiner Lobe

damals modernen Schloss finanziell übernommen
hatten.5 200 Jahre später, um 1720, entstand ein barocker Neubau in der äußeren
Form, die wir heute kennen.6 Nur das Untergeschoss verblieb in seinem mittelalterlichen Baubestand
. Weitere 50 Jahre später, wahrscheinlich 1777, wurde die Innenausstattung der Beletage
mit dem repräsentativen Treppenhaus und den Stuckdecken fertig gestellt.7
1806 ging die Herrschaft Hertingen an das Fürstenhaus in Sigmaringen über, 1827 verkaufte
der letzte Spross derer von Speth seine verschuldeten Besitzungen in Hertingen mitsamt dem
Schloss für 77 000 Gulden an das Sigmaringer Fürstenhaus.8

Diese brauchten natürlich keine weitere Residenz und so verfielen vor allem die Nebengebäude
allmählich. 1836 konnte die Hofkammer das Schloss an die Schweizer Firma Vögeli vermieten
, die dort eine Seidenweberei mit 20 Seidenwebstühlen einrichtete. Grund für diese
Standortwahl war die bestehende Wasserzufuhr zum Schloss mittels eines Pumpwerks von
der Lauchert. Das Angebot der Hofkammer an die Schweizer Firma, das Gebäude doch zu
kaufen, wurde dankend abgelehnt; 1844 war diese erste Industrialisierungsepisode in Hertingen
wieder vorbei. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wohnte der fürstliche Förster im
Schloss, nachdem zeitweise die fürstlich-hohenzollernsche Wald-Samen-Anstalt dort untergebracht
war.9 Nach dem 1. Weltkrieg zog mit Marie König im Schloss noch einmal so etwas
wie adliger Glanz ein. Die geborene Reichsgräfin von Spee hielt, wie ältere Hettinger Bürger
berichten, im Schloss noch einmal Hof.10

Nach dem 2. Weltkrieg wurden im schmucklosen 2. Obergeschoss Zwischenwände eingezogen
, um die zahlreichen Flüchtlingsfamilien dort unterbringen zu können. Diese kurze Episode
der intensiven Wohnnutzung durch die „Neu-Hettinger" führte in der Diskussion um den Verkauf
des Schlosses dreißig Jahre später durchaus zu einer gewissen Identifikation mit „unserem
Schloss", wie viele Hettinger die ortbilds- und vielleicht auch bewusstseinsprägende

4 Ebd. S41.

5 Ebd. S. 75.

6 Ebd. S. 147.

7 Hans-Jürgen Becker: Bau- und kunstgeschichtliche Sehenswürdigkeiten in Hettingen. In: Stadt Hertingen
(Hg.): Dorf leben hinter Stadtmauern. 600 Jahre Stadt Hettingen 1407 - 2007. Meßkirch 2007,
S. 101 -126, hierS. 102 ff.

8 Wilfried Liener: Vom Ritterort zum Industriestandort. In: Stadt Hettingen (Hg.): Dorfleben hinter Stadtmauern
. 600 Jahre Stadt Hettingen 1407 - 2007. Meßkirch 2007, hier S. 57 ff.

9 Ebd., S. 65 f.

10 Liener, Festvortrag (wie Anm. 1).

212


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0216