Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 287
(PDF, 59 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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vor allem der frühen archäologischen Erforschung der Alamannen gelten. Beiden Autoren ist
gemein, dass sie auf eine strenge Unterscheidung zwischen den archäologisch und historisch
belegten Alamannen bis 746 einerseits und dem alemannischen Brauchtum, der Sprache, dem
Fachwerk und der Fasnet späterer Jahrhunderte andererseits Wert legen. Ob man jedoch Geue-
nich folgen sollte, wenn er für den fraglichen Raum „die mannigfachen Bevölkerungswechsel
der letzten 1200 Jahre" (S. 21) postuliert, bleibt fraglich. Dem Rezensenten ist jedenfalls kein
einziger Bevölkerungswechsel in diesem Zeitraum bekannt, sondern lediglich zahlreiche Veränderungen
in der Zusammensetzung der Bevölkerung, wie sie für viele Teile Europas belegbar
sind.

Im zweiten Kapitel mit dem ebenso schönen wie für den behandelten geografischen Raum
richtigen Titel „Wer kam als die Römer gingen?" wenden sich Martin Luik und Helga Schach-
Dörges in insgesamt vier lesenswerten Beiträgen dem Ende der römischen Besetzung und den
neuen Siedlern zu. Deutlich wird dabei einerseits das allmähliche Ausdünnen militärischer römischer
Präsenz im Laufe des 3. Jahrhunderts bereits vor dem Jahr 260 und andererseits das
Fassbarwerden einer im Wesentlichen aus Mitteldeutschland stammenden alamannischen Besiedlung
in der Region erst ab dem 4. Jahrhundert. Das gelegentliche Vorkommen frühala-
mannischer Funde in verlassenen römischen Gutshöfen mit ihrer archäologisch leicht
nachzuweisenden Steinarchitektur sollte hinsichtlich der Struktur f rühalamannischer Besiedlung
nicht überbewertet werden, worauf Schach-Dörges zu Recht hinweist (S. 31).
Gerade in der frühalamannischen Zeit mit ihren außerhalb römischer Anlagen archäologisch
nur schwierig zu fassenden Einzelgräbern (S. 35) wirkt sich nach Ansicht des Rezensenten das
weitgehende Fehlen einer flächendeckenden Bodendenkmalpflege in der Region mit den dazugehörigen
modernen Flächengrabungen besonders deutlich aus.

Im dritten Kapitel „Die Alamannia" werden in insgesamt fünf Beiträgen die archäologischen
Erkenntnisse zum 5. Jahrhundert vorgestellt. In dieser Zeit sind erstmals etwas umfangreichere
Hinterlassenschaften im Untersuchungsgebiet festzustellen, beispielsweise die wichtigen Gräberfelder
von Villingendorf (S. 41, Beitrag Christiane Frank.) und Horb-Altheim (S. 43, Beitrag
Denise Beilharz), das Bezüge zum mittleren Donauraum aufweist. Dieter Quast umreißt das
spannende Forschungsfeld der Höhensiedlungen und bringt diese in Zusammenhang mit einer
militärischen römischen Vorfeldsicherung durch alamannische Besatzungen ab der Mitte des
4. Jahrhunderts, die sich laut der abgedruckten Verbreitungskarte erstaunlich weit nach Nordosten
erstreckt hätte.

Das vierte Kapitel umfasst insgesamt neun Beiträge und ist überschrieben mit dem Titel „Unter
fränkischer Herrschaft". Dorothee Ade widmet sich den archäologischen Indizien für die Herrschaftsübernahme
durch die Franken, die primär aus Gräbern stammen. Dabei bleibt die Frage
offen, „ob ,fränkische' Schmuckstücke oder Waffen mit ihren Trägern als Handelsgut, Beute
oder Geschenk" in die Region gelangten (S. 48). Ob wir es hier mit „fränkischen oder fran-
konisierten Vorboten der Merowinger" zu tun haben (S. 52) bleibt eine wichtige Frage, die
nach Ansicht des Rezensenten möglicherweise in den nächsten Jahren aufgrund verbesserter
Methoden in der Anthropologie beantwortet werden kann.

Rainer Schreg untersucht in seinem Beitrag die Erschließung der Siedlungslandschaft ab der
frühalamannischen Zeit und die damit einhergehenden komplexen Prozesse.
Andreas Zekorn widmet sich in seinem aufschlussreichen Beitrag den Zeugnissen der Ala-
mannenzeit zur Siedlungsgeschichte im Raum des Zollernalbkreises. Aus der Untersuchung
resultieren zwei Thesen. Erstens lassen sich früh belegte Gräberfelder aus dem 6. Jahrhundert
im Untersuchungsgebiet ausschließlich mit -ingen-Orten in Verbindung bringen. Zweitens
könnten bei der Gründung der-ingen-Orte im Gebiet des Zollernalbkreises verkehrsgeografi-
sche Überlegungen eine Rolle gespielt haben (S. 661).

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