Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 300
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2008/0304
ders die Beiträge von Reinhold Weber zum Württembergischen Bauernbund 1893 - 1933 und
von Thomas Schnabel zum Volksbegehren und Volksentscheid zur Fürstenenteignung 1926 in
Württemberg. Hier wird ein Bild von Württemberg deutlich, das keinesfalls zu den Vorreitern
der Demokratie zählt. Als Schlaglicht möge für den ersten der genannten Beiträge genügen,
dass der Württembergische Bauern- und Weingärtnerbund Befürworter des Volksbegehrens
bzw. des Volksentscheids mit massiver Einschüchterung begegnet - und damit nachweisbar
sehr erfolgreich ist. Formal - bei den württembergischen Wahlergebnissen - ist der „Württembergische
Bauern- und Weingärtnerbund" (so seit November 1918) ein „regionaler Puffer"
gegen die NSDAP, übernimmt aber von ihr die organisatorische Formen, die Rhetorik und auch
die Inhalte der Propaganda. Reinhold Webers Fazit lautet: „Der Bauernbund in Württemberg
(war) das funktionale Äquivalent der NSDAP..Antisemitische Parolen wurden zur Selbstverständlichkeit
." Scharf wird in seinem Beitrag auch die politisch bedenkliche Rolle des württembergischen
Protestantismus beleuchtet: Dort, wo er im ländlichen Raum dominiert, erzielt
der Bauernbund seine größten Erfolge. Dazu fügt sich die Nähe von württembergischem Pietismus
und „Christlich Sozialem Volksdienst". Letzterem wird von Rosemarie Wehling (Pietismus
in Württemberg) leicht verlegen attestiert, er sei „kein entschiedener Gegner des
Nationalsozialismus" gewesen.

Insgesamt leistet der Band damit einen wichtigen Beitrag zu einer differenzierten Sichtweise
einer Region und ihrer jüngeren historisch-politischen Tradition. Sie wahrt - und dies gilt für
Baden wie für Württemberg - ihre Eigenständigkeit und Distanz zu Preußen und dem Reich
auch im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Dass diese Distanz nicht notwendig dem
politischen Klima im Sinne der Liberalität und der Demokratie zugute gekommen ist, das zu
zeigen ist vielleicht das größte Verdienst des Bandes.

Laichingen Heinz Pfeiferle

Peter Steinbach: Claus von Stauffenberg. Zeuge im Feuer. Echterdingen-Leinfelden: DRW-Ver-
lag 2007. 128 S., 10 Abb. (Prägende Köpfe aus dem Südwesten Bd. 1).

Das Bild Claus von Stauffenbergs in der öffentlichen Wahrnehmung hat sich in den vergangenen
zwanzig Jahren von Grund auf geändert: vom (noch vielfach so gesehenen) Verräter
wurde er mehr und mehr zum unumstrittenen Volkshelden - Meilensteine dieser Entwicklung
sind der deutsche Spielfilm „Stauffenberg" (Jo Baier, 2004) und der Hollywood-Film „Valky-
rie" (Bryan Singer, 2008). Dieser Entwicklung folgend nimmt das allgemeine Interesse an der
Person des Attentäters merklich zu, und in diesem Zusammenhang steht die vorliegende Veröffentlichung
aus der Feder Peter Steinbachs, seit vielen Jahren wissenschaftlicher Leiter der
Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin und Ordinarius für Neueste Geschichte an der
Universität Mannheim. Ein schmales Bändchen, gewiss, und deshalb besonders geeignet zur
raschen Information. Aber dessen ungeachtet gehaltvoll, facettenreich, im Urteil sehr sorgfältig
abwägend und absolut auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand. Ausdrücklich hervorzuheben
sind: erstens, die allgemeine Einschätzung des 20. Juli durch Steinbach umfassend als
Staatsstreich, und nicht, wie anderwärts immer wieder eingeschränkt, lediglich als Attentat
oder Putsch; zweitens, die nachdrückliche Betonung des Einflusses von Stefan George, dessen
Bedeutung für Stauffenbergs Gedankenwelt nicht hoch genug einzuschätzen ist, wie auch
wieder aus der jüngst erschienenen George-Biographie von Thomas Karlauf hervorgeht: So

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