Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 14
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0018
Andreas Zekorn

Insgesamt ergibt sich folgende Problemlage: Zu einem archäologisch nachgewiesenen
und in etwa datierten Gräberfeld muss eine Siedlung gehört haben, deren genaue Lage
nur in seltenen Fällen archäologisch belegt ist. Die schriftlichen Quellen wiederum, in
denen Siedlungsnamen überliefert sind, setzen erst zu einem späteren Zeitpunkt als die
datierbaren Gräber ein. Beispielsweise lassen sich Gräber in Balingen bis zum Beginn
des 8. Jahrhunderts archäologisch datieren, der genaue Siedlungsort ist aber nicht nachgewiesen
und der Name Balingen (Balginga/ Balguinet / Balginham) findet sich erst
863 schriftlich erwähnt. 150 Jahre liegen in diesem Fall zwischen den jüngsten datierten
Fundbelegen und der schriftlichen Ersterwähnung.

Allerdings wurden regelhafte Beziehungen zwischen Gräberfeld, merowingerzeitli-
cher Siedlung und späterem Dorf schon früh festgestellt6. Jedoch muss zum einen
damit gerechnet werden, dass einzelne Siedlungen innerhalb einer „Siedlungskammer"
(„Gemarkung") verlegt wurden, dass sich der Ort der Siedlung änderte. Zum anderen
verdichteten sich die Siedlungen wohl im Laufe der Zeit. Für das 6. und 7. Jahrhundert
lassen sich bereits Gruppensiedlungen nachweisen. Erst im 7./8. Jahrhundert scheint
es - nach dem derzeitigen Forschungsstand - zu einer Stabilisierung des Siedlungsbildes
infolge der aufkommenden sogenannten älteren Grundherrschaft und einer beginnenden
kirchlichen Organisation gekommen zu sein. Zu einer Siedlungskonzentration mit
der Entstehung von Dörfern mit festerer Gestalt und dörflichen Allmenden kam es
wohl vornehmlich erst im Hochmittelalter, etwa im 12./13. Jahrhundert7.

Schließlich ist darauf hinzuweisen, dass in manchen Fällen mehrere Gräber oder Gräberfelder
mit einer zu einem späteren Zeitpunkt namentlich belegten Siedlung in Verbindung
gebracht werden können, z.B. bei Balingen, Binsdorf, Bisingen oder Ebingen.
Man muss hier davon ausgehen, dass ein größeres Ortsgräberfeld und zudem mehrere
kleinere Bestattungsplätze auf einer neuzeitlichen Gemarkung liegen, was auf eine größere
Siedlung und weitere, in deren Nähe liegende Höfe hindeutet, die im Laufe der
Zeit in der Siedlung aufgingen8. In diesen Fällen wurde angenommen, dass das größte

6 Schreg, Dorfgenese (wie Anm. 3), S. 54f£, 282ff., 303. - Dorothe Ade-Rademacher: Die Gräberfelder
und Grabfunde des Oberen Gäus. In: Der Sülchgau 39 (1995), S. 18 - 26, S. 20f. - Vgl.
auch die oben in Anm. 5 genannte Literatur.

7 Zusammenfassend: Schreg, Dorfgenese (wie Anm. 3), S. 68, 278f£, 304f£, 320ff. - Rainer Schreg:
Die Erschließung der Siedlungslandschaft. In: Alamannen zwischen Schwarzwald, Neckar und Donau
(wie Anm. 1), S. 56-61, S. 56f., 61. - Werner Trossbach/Clemens Zimmermann: Die Geschichte
des Dorfes. Von den Anfangen im Frankenreich zur bundesdeutschen Gegenwart, Stuttgart 2006, S.
18 - 45. - Hoeper, Alamannische Besiedlung (wie Anm. 3), S. 29ff. - Schmitt, Alamannen im Zollernalbkreis
(wie Anm. 1). - Keller, Germanische Landnahme (wie Anm. 3), S. 216f. (mit weiterer
Literatur), S. 280f£ (!), 284, 288. - Bücker u.a., Hof, Weiler, Dorf (wie Anm. 3), S. 312f£ - Christlein,
Die Alamannen (wie Anm. 3), S. 27f£, 129f£ - Mit Beispiel Nebringen bei Herrenberg:
Ade-Rademacher, Gräberfelder (wie Anm. 6), S. 21.

8 Schreg, Dorfgenese (wie Anm. 3), S. 280. - Schmitt, Alamannen im Zollernalbkreis (wie Anm.
1). S. 78££

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