Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 106
(PDF, 60 MB)
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Herbert Zander

10. BILDUNGSSITUATION

10.1 Vor der Einrichtung der Schule

Auf die Frage, wie er sich und die Seinige ernehre, gab im Jahre 1764288 der damals seit
zwölf Jahren in Dettensee lebende Jacob Weil289 an: mit dem Schulmeisterdienst. Er, wie
auch sein Nachfolger Samuel Eppstein290, waren nach heutigem Verständnis Religionslehrer
. Im Jahre 1818 merkte der Amtmann des Oberamtes Glatt Mattes an: Die Judenkinder
in Dettensee frequentieren die Schule beym dortigen Vorsinger, jedoch nur im Häbreischen, die
weiblichen erhalten gar keine Bildung und im deutschen werden die Knaben gar nicht unterrichtet291.
1823 versuchten die jüdischen Vorsteher, ihre Gemeinde von der Notwendigkeit einer
allgemeinen Schule auf freiwilliger Basis zu überzeugen, zumal die bisherige Regelung
sehr unbefriedigend war. Die Kinder kamen mit 13 Jahren aus der Schule und hätten
bislang ...im hebräischen noch im deutschen weder schreiben noch Rechnen gelernt... 1825 kam
es zu einem erneuten Versuch, eine Schule auf freiwilliger Basis einzurichten, denn man
wollte die staatliche Zwangseinrichtung einer Schule vermeiden. Dabei gab es auch
Überlegungen, die jüdischen Kinder in der christlichen Ortsschule aufzunehmen. Dorfpfarrer
Klein sprach von einem wünschenswerten Vorschlag, um damit die Juden vom Wucherhandel
abzubringen und aus ihnen duldsame Untertanen zu machen. Jedoch gab
er zu bedenken, dass der hiesige Schulsaal im Pfarrhaus viel zu klein und eine Erweiterung
nicht möglich sei. Dazu müsste erst ein Schulsaal für 80 bis 100 Kinder von der
Herrschaft erbaut werden. Probleme sah er bei armen Juden, die neben dem christlichen
Lehrer auch noch den Vorsänger zu bezahlen hätten, außerdem befürchtete er Schwierigkeiten
beim christlichen Unterricht. Ferner war er überzeugt, dass bei dieser Lösung
ein Drittel der jüdischen Kinder im „Ausland" zur Schule gehen würde.

Die politische Gemeinde sprach sich unter anderem aus gesundheitlichen Gründen
— Krankheiten würden unausweichlich — gegen eine gemeinsame Schule aus. Auf keinen
Fall wollte sie aber eventuelle, durch eine gemeinsame Schule entstehende Verbindlichkeiten
der Juden übernehmen292.

288 StAS, Ho 163 T 3 Nr. 112 (wie Anm. 47), 1. Durchgang mit der dahisigerJudenschaß (9.1.1764).

289 Geb. um 1721 in Haigerloch: SächStA-L, AS 1202 (wie Anm. 221), Familienregister S. 40; StAS,
Ho 163 T 3 Nr. 112 (wie Anm. 47), 7. Durchgang mit der dahisiger Judenschafft (9.1.1764). - Gest. vor
1808, ergibt sich aus dem Tod seiner Ehefrau Jedda Isai: HStAS, J 386 Bd. 299: Sterberegister der
Juden von Jebbenhausen (1808-1874). (Reader Printer Ausdruck von RSA Füm J 1598), J. 1808 Nr. 1.

290 Geb. 26.7.1759 in Offenbach a. Main: SächStA-L, AS 1202 (wie Anm. 221), Familienregister
S. 100. - Gest. in Dettensee am 11.12.1831: SächStA-L, AS 1202 (wie Anm. 231), Sterberegister
J. 1831 Nr. 6.

291 StAS, Ho 80 a T 2 Nr. 521/522: Grafschaft Sigmaringen. Allgemeiner Teil, Akten, Bevölkerungslisten
. Individuelle Aufnahmen der Einwohner des Ortes Dettensee (16.5.1818).

292 StAS, Ho 201 T 1 Nr. 857 (wie Anm. 188), israelitische Schule (1823-1849).

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