Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 188
(PDF, 60 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0192
Rolf Vogt

Der Arbeiterverein traf sich in geselligen Runden im Gasthaus Krone und unternahm
Ausflüge - am 3. September 1911 beispielsweise nach Dettingen, wo Pfarrer Brandhuber
mittlerweile untergekommen war193. Den Vorsitz hatte inzwischen Stadtpfarrer Konstantin
Holl. Eigene Versammlungen wie den Vortragsabend im August 1909, als Pfarrverweser
und Interims-Präses Stefan Stopper im Löwen vor der Freidenkerbewegung
warnte194, scheint der Arbeiterverein seltener organisiert zu haben. Er trat aber immer
wieder als Mitveranstalter auf. Neben ihm bildete sich 1911 der katholische Arbeiterinnenverein
.

In größerem Rahmen wurden die Delegiertenversammlungen des Bezirksverbands
inszeniert. 1911 war Religionslehrer Wendelin Ott Präses, der sich 1894 schon als junger
Mann gegen die Sozialdemokraten ereifert hatte. Er organisierte den Bezirks-Delegiertentag
am 6. August im Gasthaus Löwen. Der Hauptredner kam aus Stuttgart, Ott erklärte
- wie gesehen - die niedrigen Löhne in der Textilindustrie. Die Versammlung war
aber nur mäßig besucht195.

In direkte Konkurrenz gerieten christliche und sozialdemokratische Gewerkschaften
in den Wahlen zu den Vertreterversammlungen der Fabrikarbeiter-Krankenkasse. Auch
an Vorstand und Rechnungsausschuss waren die Arbeiter beteiligt. Hoch her ging's besonders
in der Vertreterwahl 1910. Die katholische Seite fürchtete, dass die Sozialdemokraten
ihre Anhänger mobilisieren würden, um bei der Wahl auch den letzten christlichen
Arbeitervertreter aus der Kasse %u werfen. Sie bildete eine Soziale Kommission, die den Katholischen
Arbeiterverein und den Gesellenverein zusammentrommelte und ein Flugblatt
verteilte, in dem sie an das Ehrgefühl der christlich-nationalen Arbeiter appellierte. Der
Erfolg war unübersehbar. 338 Hechinger Arbeiter kamen am 11. Dezember in das Rathaus
, um ihre Stimme abzugeben, gut zehn Mal so viel wie sonst. Ungefähr 60 Prozent
bekannten sich zur Sozialen Kommission. Eine solche Krankenkassenwahl, wie die gestrige,
hat Hechingen noch nicht gesehen, jubelte der Zoller am Tag danach. Die Wahl habe mit einem
glänzenden Siege [...]geendet. Die Vereinigten Gewerkschaften mussten die Niederlage eingestehen
. Sie kommentierten den Ausgang der Vertreterwahl lakonisch. Die Soziale
Kommission habe die hochwofhllöbliche] Geistlichkeit, das nötige Freibier und die Mistwagen als
Transportmittel auf ihrer Seite gehabt, klagten die sozialdemokratischen Gewerkschafter
in einer Anzeige in den Hohenzollerischen Blättern. Deshalb habe auch nicht geholfen,
dass ihre eigenen Kandidaten nahezu die doppelte Stimmen^ahlgegenüber dem Vorjahr erzielt
hätten196.

Zunächst hatte die sozialdemokratische Gewerkschaft aber gut lachen. Die Generalversammlung
der Krankenkasse war unmittelbar vor der Wahl über die Bühne gegangen.
Als die christlichen Arbeiter mit den Mistwagen kamen, war alles gelaufen. Die Fabrikkrankenkasse
wählte ihren Vorstand neu. Schuhfabrikant Adolf Rosenthal, seit 1908 an

193 ZNr. 199/04.09.1911.

194 Z Nr. 188/21.08.1909,189/23.08.1909.

195 Z Nr. 174/04.08.1911,176/07.08.1911.

196 Z Nr. 278/09.12.1910, 279/10.12.1910, 280/12.12.1910. Hz. Bl. Nr. 281/13.12.1910.
188


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0192