Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 194
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0198
Rolf Vogt

was sie ist und wie sie sein sollte. Der Stuttgarter Arbeitersekreketär Lex sollte allgemein auf
den Kampf in der Schuhindustrie einstimmen. Mit zwei Anzeigen in den Hohenzollerischen
Blättern warb die Gewerkschaft für den Besuch ihrer Volksversammlung211.

Den Spielverderber spielte die Museumsgesellschaft. Sie verbot den Schuhmachern
ihren Saal. Die gesamte isaelitische Gemeinde der Stadt habe in einem Brief an den
Vorsitzenden Justizrat Josef Senn mit dem Austritt aus der Gesellschaft gedroht, wenn
die Versammlung stattfinde, behauptete tags darauf Georg Pfeiff - wohl berechtigterweise
. Moos & Rosenthal versuchte nämlich auch, Einfluss auf die Veröffentlichungen
in den Hohenzollerischen Blättern zu nehmen. Dass die hiesige Fabrikfirma bei ihm vorstellig
wurde, hat nach einem Seitenhieb im Zoller Verleger Friedrich Wallishauser selbst
bestätigt. Er habe die richtige Antwort erteilt, stand in seiner Zeitung212: Wir sindfrei und
unabhängig und werden jeder Partei die Spalten unseres Blattes, insonderheit den Anzeigenteil, %ur
Verfügung stellen, insofern die Einsendungen nicht gegen das Preßgeset^ oder gegen den Anstand verstoßen
. Uber die Kundgebung der Schuhmacher berichteten die Hohenzollerischen Blätter
dann aber nicht.

Sie fand kurzerhand im Anker statt. Die Zahlstelle machte darauf am Tag der Versammlung
mit Anzeige aufmerksam. Versammlungsleiter war Franz Steffen, der Vorsitzende
des SPD-Ortsvereins, Pfeiff der einzige Redner. Mathias Lex hatte abgesagt.
180 Zuhörer kamen, meist Arbeiter von der Steinlach, wie der Zoller feststellen zu können
glaubte. Georg Pfeiff zog in seiner Rede über die Museumsgesellschaft her und erzählte
von Moos & Rosenthal. Am Ende wurde eine weitere Resolution verabschiedet213.

Vor den Schuhmachern plauderte Pfeiff aus dem Nähkästchen. Mit Seniorchef
Adolf Rosenthal habe er sich bestens verstanden, behauptete er und führte als Beispiel
die Suche nach einem Dutzend Zwicker an. Er habe dem Seniorchef empfohlen, sich
in Sontheim umzusehen, wo zu dem Zeitpunkt ein Arbeitskampf mit Aussperrung
tobte. Julius Rosenthal sei dann dorthin gefahren. Er habe ordentliche Leute in den Betrieb
gebracht, sagte Pfeiff und brüstete sich damit, die Firma habe es der Gewerkschaft allein %u
verdanken, daß sie so blühe. So schrieb es jedenfalls der Zoller, der Pfeiffs Angaben offensichtlich
Glauben schenkte. Pfeiff habe bei dem alten Herrn Fabrikanten Rosenthal in besonderer
Gunst gestanden, wiederholte die Zeitung am Tag danach sogar. Dass das
Betriebsklima bei Moos & Rosenthal bis zum Frühjahr 1911 stimmte, scheint auch die
Beerdigung von Julius Rosenthal zu belegen, der - wie gesehen - am 20. Mai 1911 in
einem Autounfall bei Karlsruhe sein Leben verlor. Am Grab legte Georg Pfeiff im
Namen der Belegschaft einen Lorbeer nieder und rühmte den für die Interessen seiner großen
Arbeiterschaft warmfühlenden, jederzeit wohlwollenden und besorgten Chef14.

211 StadtAH, A 200, Reg. Nr. 6210 Politische Parteien, 8. Sonder-Akten betr. Sozialdemokratischer
Verein. Hz. Bl. Nr. 184/07.08.1911, 185/18.08.1911.

212 Z Nr. 187/21.08.1911, 188/22.08.1911, 190/24.08.1911. Hz. BL Nr. 189/23.08.1911.

213 Hz. Bl. Nr. 186/19.08.1911. Z Nr. 187/21.08.1911.

214 Z Nr. 187/21.08.1911, 188/22.08.1911. Hz. Bl. Nr. 117/24.05.1911.

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