Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 292
(PDF, 60 MB)
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Franz-Severin Gäßler

ihrer unterschiedlichen Proportion und Dimension, ihrer Lichtführung, Helligkeit und
Transparenz spannungsreich inszeniert.

Wie bei der Fassade geht es auch im Inneren des Rathauses darum, das rechte Maß
zu finden und in rechter Weise zu ordnen und zu fügen. Die unterschiedlichen Aufgaben
erhalten ihren je eigenen Ort und ihre besondere Gestalt. Das geschieht, wie bereits erwähnt
, bis ins letzte Detail. Im Ratssaal etwa stehen die Heizkörper vor den Fenstern
der beiden Stirnseiten nicht etwa im Raum, sondern sind eingefügt in eine Wandnische.
Denn die Wand ist auf diesen beiden Seiten gestuft, so dass je eine breite Nische da ist,
in der mittig das Fenster sitzt. Wie das Fenster den Ausblick rahmt, so rahmt die Nische
das Fenster. Die vertikale Achse beider Elemente fällt zusammen. Daher wird der Besucher
kaum bemerken, dass sich die beiden Fenster nicht genau gegenüber stehen.
Denn beide Fenster sitzen nicht in der Wandmitte, weil die innere Ordnung nicht mit
dem Ordnungssystem der Fassade übereinstimmt. Doch diese Asymmetrie hat Schmit-
thenner durch den Kunstgriff der übereinander gelegten vertikalen Achsen unscheinbar
gemacht.

Der spielerische und zugleich zielgesetzte Umgang mit der Ordnung, mit Maß und
Fügung, Licht und Schatten gründet in der bewussten sinnlichen Wahrnehmung und
im reflektierten Tun. Wenige und doch elementare Gedankensplitter Schmitthenners
machen deutlich, dass dies ganz bewusst und wohl reflektiert geschieht: „Licht und
Schatten in die Planung einbeziehen. „Das Spiel mit dem Licht ist das einzige, das beim
Bauen nichts kostet und wird doch so selten angewandt". „Bauen heißt Ordnung schaffen
, und dazu hat der Architekt alle fünf Sinne nötig"11. Erst mit dem virtuosen Spiel
des Schmitthenner'schen Grundrepertoirs erhalten Transparenz und Identität, zwei
Merkmale, die dem Inneren des Rathauses eine ungeahnte Leichtigkeit und sinnstiftende
Orientierung geben, herausragende Prägnanz.

4. KONTINUITÄT BEI ARCHITEKT UND POLITIK,
FUNKTION UND GESTALT

Am 10. Mai 1958 wurde das in gut zweijähriger Bauzeit neu errichtete Hechinger Rathaus
eingeweiht. Die beiden Hauptakteure hat der Fotograf in einer Aufnahme festgehalten
: Bürgermeister Bindereif mit dem Manuskript der Festrede in der Hand und
neben ihm der Architekt Prof. Schmitthenner, wie sie in selbstbewusster Haltung vor
dem Hauptportal des Rathauses stehen (Abb. 40).

11 Aus Werkstatt und Hörsaal — Reflexionen eines Baumeisters. Gesammelt von Edmund Zens. In:
gerhard Müller-Menckens (Hrsg.): Schönheit ruht in der Ordnung. Paul Schmitthenner zum 100.
Geburtstag. Ein Gedenkbuch. Bremen-Sebaldsbrück 1984. S. 107-109, S. 107.

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