Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 294
(PDF, 60 MB)
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Franz-Severin Gäßler

das Reichsamt des Innern. Im Herbst 1918 erfolgt die Berufung als Professor auf den
Lehrstuhl für Baukonstruktion und Entwerfen an der Technischen Hochschule Stuttgart
. Zusammen mit Paul Bonatz reformiert er die Ausbildung und begründet die so
genannte Stuttgarter Schule, zu der neben Schmitthenner und Bonatz als dritte Persönlichkeit
der Städtebauer Heinz Wetzel zählte.

Der erste Schriftwechsel zwischen Bürgermeister Bindereif und Schmitthenner fand
am 24. August 1933 statt, als von Hechingen aus Bestandszeichnungen nach Stuttgart
geliefert wurden. Schmitthenner sandte mit Schreiben vom 9. September 1933 seine
Vorschläge für den Rathausumbau und bemerkte zur historistischen Fassade, sie ist höchstens
ein Denkmaljener aufgeblasenen bombastischen Zeit der achtziger Jahre, deren Spuren zß verwischen
wir nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht haben. Als Reichsfachleiter für bildende Kunst
im Kampßundfür deutsche Kultur begrüße ich es ganz außerordentlich, dass Sie hier mit gutem Beispiel
vorangehen. Walther Genzmer (1890—1983), der Neumann als Regierungs- und Baurat
nachfolgte und nach dem Tod Laurs zum Landeskonservator ernannt wurde, bricht in
seinem Memorandum Die Rettung der Altstadt, das zunächst auf die Ausführungen des
Münchner Kunsthistorikers Prof. Wilhelm Pinder auf dem in Kassel abgehaltenen Tag
für Denkmalpflege und Heimatschutz einging, eine Lanze für die Planung Schmitthen-
ners: Auch Hechingen hat eine sehr reizvolle gut erhaltene Altstadt. Der einzige größere Bau, der die
Einheitlichkeit der Oberstadt, als für die städtebauliche Wirkung wichtigeren Teiles der Altstadt,
bisher empfindlich beeinträchtigte, ist der aus dem fahre 1880 stammende Teil des Rathauses, und
Zwar stört hier nicht nur die unruhige kleinlich gegliederte Tassade, sondern vor allem auch die ortsfremde
Eindeckung mit Schiefer und das französischen Renaissancebauten entlehnte schmiedeeiserne Gitter
auf dem Tirst. Die von Professor Schmitthenner entworfene Neugestaltung des Äußeren wird den unerfreulichen
Zustand beseitigen und die Einheitlichkeit des Stadtbildes wiederherstellen. Gewiß hätte
es auch anders gemacht werden können — Schmitthenner selbst hat ja verschiedene Lösungsmöglichkeiten
angegeben — aber ob es besser gemacht werden könnte, das möchte ich doch sehr bezweifeln. Das wird
besonders die Gestaltung der Einzelheiten zeigen, worin Schmitthenner ein Meister ist, der heute seinesgleichen
sucht. Bemerkenswert ist, dass Genzmer in seinem Memorandum auch auf die
evangelische Kirche eingeht und vorschlägt, deren Turm ähnlich dem der Spitalkirche
zu gestalten und die Westfassade von den kleinlich wirkenden Tialen zu befreien19. Mit
Genzmer war zwar eine staatliche Autorität für die Planung Schmitthenners gewonnen
worden, in der Bevölkerung stieß die Beseitigung der historistischen Fassade auf wenig
Gegenliebe und sorgte für Unmut und Spott: In der Bevölkerung war das neu gestaltete
Rathaus als Scheune und Schafstall bezeichnet worden20. Bindereif, Schmitthenner und
Genzmer verteidigten ihre Entscheidung publizistisch bis über den Rathausneubau in
den 50-er Jahren hinaus21.

19 StA HCH, A 200, Rg.-Nr. 1520. Das Memorandum Genzmers ist leider undatiert.

20 Vgl. Ruhland (wie Anm. 12), S. 37.

21 Bindereif etwa hatte nach dem Besuch des preuß. Landeskonservators in Hechingen, der primär
der Besichtigung des Rathausumbaus diente, am 29. Mai 1935 der Redaktion der Hohenz. Blätter ein
Schreiben zukommen lassen, das die fachlich begründete Zustimmung zahlreicher Persönlichkeiten

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