Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 318
(PDF, 60 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0322
Neues Schrifttum

geführte Kampf um den Erhalt eben dieser erblichen Privilegien. Dass ein Ludwig Unland
dabei an vorderster Front mittut und die Parolen liefert, darf nicht irritieren. Der
Rezensent bekennt dankbar, dass ihm hier von Bernhard Mann sein uneingeschränkt positives
Vorurteil gegenüber dem linksliberalen Paulskirchen-Abgeordneten Unland zurechtgerückt
wird, da ältere Literatur entsprechende Sachverhalte verbrämt oder gar
verfälscht hat. Von daher ist auch ein neues Bild von Friedrich I. gerechtfertigt, der das
exzessive Ausgreifen der württembergischen Landstände selbst in die württembergische
Außenpolitik des Landes durch eine „Kriegsdiktatur" beendet hat. Das erneute Herumwerfen
des Steuers 1814 - unter neuen Verhältnissen - wird bei Bernhard Mann ebenfalls
mustergültig deutlich.

Höchst verdienstvoll ist es, wenn der Verfasser die Verherrlichung württembergischer
Zustände in manchen Festreden baden-württembergischer Politiker - Reden, die aus
Württemberg ein schon seit Jahrhunderten bestehendes „Musterländle" machen wollen,
um sich in diesem Glanz zu sonnen — mit der historischen Wirklichkeit konfrontiert.
Ein solcher Glanzpunkt kritischer Geschichtsschreibung ist die Schilderung der sehr
effektiven Weitervererbung des sozialen Status innerhalb der württembergischen „Ehrbarkeit
" und des ebenso wirkungsvollen Ausschlusses der anderen, die nur in Ausnahmefällen
aufsteigen können. Einer Verklärung der „guten alten Zeit" im Allgemeinen
und der württembergischen Verhältnisse im 19. Jahrhundert im Speziellen ist damit solide
vorgebaut. Es hätte auch nicht geschadet, explizit auf solche schönfärberischen
Darstellungen zu verweisen, um dem Leser die Notwendigkeit einer kritischen Bestandsaufnahme
klarzumachen.

Dass die allgemeine Wehrpflicht in Württemberg anfangs des 19. Jahrhunderts unbekannt
war, ist keine Überraschung. Wo aber könnte man es so genau nachlesen wie
bei B. Mann, wer hiervon ausgenommen wurde (d. h. wer sich freikaufen konnte und
wer sich dies leisten konnte)? Ein zweites Beispiel: Die vorbildlich detaillierten Schilderungen
des württembergischen Wahlrechts und des Wahlkampfs im März 1848 sind
auch in Monografien zur 48er-Revolution so nicht zu finden, geschweige denn der unglaublich
modern anmutende Lobbyismus württembergischer Interessengruppen in der
Paulskirche. Auch der fachlich vorgebildete Leser findet hier völliges Neuland. Überall
dort, wo es um soziale Verhältnisse geht, ist der Band höchst informativ. So werden
nicht nur die Verhältnisse an der Landesuniversität Tübingen und das allgemeine Schulwesen
überaus exakt und höchst lesenswert dargeboten, sondern vor allem präzise beschrieben
, wer Zugang zu den unterschiedlichen Bildungsgängen gehabt hat und, vor
allem, wer nicht. Ein Schwerpunkt innerhalb dieser Thematik ist die Situation der Mädchen
und der Frauen, ihre Bildungschancen, ihre Berufsmöglichkeiten, ihr beruflicher
Alltag und ihre Freizeitgestaltung — all dies wird sozial sorgfältig differenziert dargestellt.

Dass es bei so viel Licht auch Schatten gibt, ist selbstverständlich. Ärgerlich sind die
zahlreichen Wiederholungen. Gleich zwei Mal (S. 31 und S. 81) werden die Schlachtorte
genannt, an denen sich der Kronprinz Wilhelm ausgezeichnet hat. Wozu wird die Kritik
am berühmt-berüchtigten „Schreiberstaat" Württemberg auf mindestens fünf Stellen

318


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2009/0322