Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 324
(PDF, 60 MB)
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Neues Schrifttum

Walther Paape". Drum haben wir ein Tempelhaus gegründet. Der Neutemplerorden (Ordo
Novi Templi, ONT) des Lanz von Liebenfels und sein Erzpriorat Staufen in Dietfurt
bei Sigmaringen. Meßkirch: Gmeiner-Verlag 2007. 76 S.

„Rassische Mischehen" sind zu verbieten, „Minderrassige" zu sterilisieren, Juden aus
der Gesellschaft zu eliminieren, die stets leicht verführbaren Frauen durch rassenbe-
wusste Männer streng zu disziplinieren. Diese rassenideologischen Forderungen stammen
nicht etwa aus Adolf Hitlers „Mein Kampf oder Julius Streichers Hetzblatt „Der
Stürmer", sondern aus den seit 1908 von Jörg Lanz von Liebenfels herausgegebenen
„Ostara"-Heften. Dass Lanz und dessen rechtsradikaler, antisemitischer und frauenfeindlicher
Neutemplerorden zwischen 1927 und wohl 1938 ihren wichtigsten Stützpunkt
in Südwestdeutschland im Weiler Dietfurt im Oberen Donautal bei Sigmaringen
besaßen, vermag jetzt mit detektivischem Spürsinn Walther Paape in einer beim Gmeiner
-Verlag Meßkirch veröffentlichten schmalen Schrift zu belegen. Die weitläufige
Höhle unterhalb des hoch aufragenden Bergfrieds der Burgruine Dietfurt diente den
etwa 10 bis 15 Mitgliedern des Neutempler-„Erzpriorats Staufen", darunter der schle-
sische Adlige Friedrich Franz Graf von Hochberg und der Baiersbronner Forstmeister
Paul Weitbrecht als Schlüsselfiguren und „Priore", als düstere Kultstätte für ihre der katholischen
Liturgie endehnten Zeremonien insbesondere am Fest des Erzengels Michael
(29. September) sowie an Pfingsten. Am Rande der Burgruine entstand eine Holzbaracke
mit Aufenthaltsraum und Schlafzellen als spartanische Brüderunterkunft. Die Wahl
des abgelegenen Dietfurt als Ordenssitz führt Paape auf die bis in die Steinzeit zurückreichende
historisch-kultische Bedeutung von Burg und Höhle sowie deren Lage an der
Donau zurück, zu der die Neutempler eine besondere Beziehung hegten.

Neben dem ortsgeschichtlich nur spärlich belegten und dementsprechend nur lückenhaft
zu dokumentierenden obskuren Treiben und dessen Akteuren in Dietfurt rekonstruiert
Paape die von ihrem Protagonisten mit Geschick verschleierte und
manipulierte Biographie des Ordensgründers Lanz sowie die Genese von dessen wirren
ideologischen Vorstellungen. Der 1874 in Penzing bei Wien geborene Lehrersohn Josef
Adolf Lanz tritt nach dem Abitur 1893 zunächst in das Zisterzienserkloster Heiligenkreuz
ein, wo ihm nach der Priesterweihe die Entdeckung eines Grabsteins im Kreuzgang
sowie ein nächtlicher Traum ein Bekehrungs- und Offenbarungserlebnis
bescheren. 1899 verlässt Lanz das Kloster, heiratet eine mehr als 20 Jahre ältere Frau,
manipuliert phantasiereich Geburtsjahr, Vorname und Abstammung und legt sich
schließlich unter Berufung auf eine angebliche Verwandtschaft zu einem spätmittelalterlichen
Adligen den Adelstitel Lanz von Liebenfels und gleich auch noch zwei Doktortitel
zu. 1900 gründet er den Neutemplerorden - in der postulierten Tradition des
1119 entstandenen und 1312 vom Papst aufgehobenen Kreuzfahrerordens der Templer.

Seit 1905 ist Lanz Mitarbeiter der rechtsgerichteten, nach einer angeblichen germanischen
Frühlingsgöttin benannten „Ostara"-Hefte, die er sodann 1908 als alleiniger
Herausgeber übernimmt und zum Sprachrohr seines Ordens umgestaltet. 1907 erfolgt

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