Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
45(130).2009
Seite: 327
(PDF, 60 MB)
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Neues Schrifttum

Edwin Ernst Weber (Hg.): Opfer des Unrechts. Stigmatisierung, Verfolgung und Vernichtung
von Gegnern durch die NS-Gewaltherrschaft an Fallbeispielen aus Oberschwaben.
Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag 2009,336 S., 94 Abb. (Heimatkundliche Schriftenreihe
des Landkreises Sigmaringen Band 11. Oberschwaben - Ansichten und Aussichten
Band 7).

Dieser reich bebilderte Sammelband ist in der Folge einer Tagung unter dem Thema
„60 Jahre Kriegsende 1945" im Oktober 2005 im ehemaligen Kloster Mariaberg bei
Gammertingen entstanden. Anhand von zwölf Fallbeispielen, die entgegen dem Buchtitel
nicht nur aus dem oberschwäbischen Raum stammen, sondern auch Beiträge aus
dem Schwarzwald (Zimmermann), dem württembergisch-hohenzollerischen Raum (Ze-
korn) sowie dem Filstal (Ruaul?) enthalten, wird ein Bogen über verschiedene Aspekte
der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gespannt.

Michael Kissener geht in seinem einführenden und die nachfolgenden Abhandlungen
übergreifenden Beitrag anhand dreier Beispiele auf die Traditionen gesellschaftlicher
Ausgrenzungsphänomene ein. Dabei wird deutlich, dass das nationalsozialistische Denken
und Handeln auch auf älteren Vorurteilsstrukturen aufsetzte: So finden sich Wurzeln
des Antisemitismus in der christlichen Vorstellung von der Kollektivschuld der
Juden am Tode Jesu. In den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesellschaften
wurde der Antijudaismus zusätzlich noch wirtschaftlich und sozial begründet. Aus dem
in Verbindung mit sozialdarwinistischen Elementen versetzten, rassistischen Antisemitismus
des 19. Jahrhunderts entwickelte sich schließlich die radikalste Form, der nationalsozialistische
Antisemitismus. Auch die Ausgrenzung geistig und körperlich
Behinderter wird im 19. Jahrhundert, durch den Siegeszug der Naturwissenschaften,
zugespitzt. Neben den Möglichkeiten von Heilungschancen wurde nun über die Vermeidung
von Behinderungen diskutiert. Die Wurzeln für die Verfolgung und Ermordung
der als umherziehende „Zieh-Gauner" verunglimpften Sinti und Roma lassen sich
in die Zeit der Türkenkriege des Mittelalters bzw. der Frühen Neuzeit zurück verfolgen.
Solche und andere Traditionen wurden vom Nationalsozialismus aufgegriffen und im
Sinne der Schaffung einer „gesunden, rassereinen und gleichgeschalteten Volksgemeinschaft
" in fürchterlichster Art und Weise instrumentalisiert. Auf die Verfolgung dieser
Opfergruppen gehen die folgenden drei Aufsätze ein.

In ihrem Beitrag über die jüdische Gemeinschaft in Laupheim beschreibt Benigna
Schönhagen die für die jüdischen Gemeinden in Deutschland beispielhafte Geschichte
von Sügmatisierung, Ausgrenzung und Ermordung der dortigen Juden. Laupheim hatte
die nach Stuttgart zweitgrößte württembergische jüdische Gemeinschaft mit einer vielfältigen
Infrastruktur wie Synagoge, Ritualbad, Volksschule und koscheren Gasthäusern.
Die meisten Mitglieder der Gemeinde zählten zum etablierten Bürgertum. Und dennoch
erfolgte die gesellschaftliche Ausgrenzung mit einer kaum nachvollziehbaren Geschwindigkeit
. Die Mischung aus jahrhundertealten Vorurteilen und der darauf aufbauenden
nationalsozialistischen Ideologie der Volksgemeinschaft, in Verbindung mit der Ein-

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