Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 9
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Geraubte Heimat

mit ihrem Mann Isi Guggenheim und Sohn Hans, der in der Hochzeitsschrift von 1909
humorvoll als Sigmund's Hoffnung bezeichnet wird und mithin wohl der besondere
Liebling des Großvaters gewesen ist.35 Seinen Wohnsitz hat Sigmund Frank in der Bo-
danstraße 10, sein Bruder Gustav in der Rosgartenstraße 29.II.36 Vermutlich auf die geschäftlichen
Initiativen des Vaters geht ein auf Sohn Siegfried Frank vererbter Immobilienbesitz
in Konstanz mit Mietshäusern in der Hussenstraße 19, Saarlandstraße 6 und
8 sowie einem Bauplatz in der Neugasse zurück.37

Die Hochzeit von 1909 und die damit eingegangene Verbindung mit der gleichfalls
in eine sozial respektierte und wirtschaftlich erfolgreiche Bürgerlichkeit aufstrebenden
schwäbisch-jüdischen Familie Rieser aus Ichenhausen markiert in einem gewissen Sinne
den Höhepunkt des geschäftlichen und sozialen Aufstiegs und Erfolgs der Familie
Frank in Hohenzollern. Die ehelichen Bande zwischen den Familien Frank und Rieser
werden im übrigen gleich zweifach geknüpft, heiratet doch drei Jahre später, am 7. Oktober
1912, Siegfrieds jüngerer Bruder und Mitgesellschafter Karl Frank Anna Rieser
(1887-1968), die jüngere Schwester von Emma Frank geb. Rieser.38 Der in der Hochzeitsschrift
von 1909 dezent-humorvoll angemahnte Kindersegen lässt auch nicht auf
sich warten: Dem Ehepaar Siegfried und Emma Frank werden am 5. April 1911 Sohn
Kurt und am 24. Februar 1918 Tochter Lisa, dem Ehepaar Karl und Anna Frank am
26. Juli 1913 Sohn Werner geschenkt. Alle drei Kinder werden in Sigmaringen geboren
.39 Es gehört zur gesellschaftlichen Normalität in den 1920er Jahren in Sigmaringen,
dass alle drei Frank-Kinder als einzige jüdische Schüler zunächst die Volksschule und
sodann das damalige Staatliche Katholische Gymnasium in der Hedinger Straße besuchen
. Während Kurt Frank im Frühjahr 1930 sein Abitur ablegt und seine Schwester
Lisa Mitte der 1930er Jahre mit Erfolg gleichfalls auf die Reifeprüfung zustrebt, geht
Vetter Werner 1928 aus unbekannten, vermutlich persönlichen Gründen mit der Quarta
aus dem Gymnasium ab.40

Der Erste Weltkrieg markiert einen unübersehbaren Einschnitt auch für die Familie
Frank. Ungeachtet der mutmaßlichen amerikanischen Staatsangehörigkeit des Vaters
folgen beide Söhne 1914 der Einberufung in den Kriegsdienst als deutsche Soldaten. Im
„Hohenzollerischen Gedenkbuch" für die im Ersten Weltkrieg 1914-1918 ausmarschierten
und gefallenen Soldaten aus dem preußischen Regierungsbezirk Sigmaringen werden
unter rund 14000 Kriegsteilnehmern, darunter auch zahlreichen jüdischen Soldaten
insbesondere aus Hechingen und Haigerloch, auch Karl und Siegfried Frank gewürdigt:

35 „Hochzeits-Woche" (wie Anm. 3), S. 7.

36 Sterberegister-Eintrag Standesamt Konstanz vom 7.10.1916 zum Tod von Sigmund Frank (Stadtarchiv
Konstanz). - Zusammenstellung Juden aus Konstanz (wie Anm. 34).

37 Vermögensanmeldung von Siegfried Frank vom 30.4.1938 nach der Verordnung vom 26.4.1938 nach
dem Stande vom 27.4.1938 (Auszug aus Restitutionsakten des Landgerichts Hechingen Rk 22/48 im Wiedergutmachungsverfahren
Siegfried Frank, wie Anm. 18).

38 Wiedergutmachungsverfahren Anna Frank (StAS Wü 33 T 1 Nr.6111). - Steim, Wirtschaften (wie
Anm. 2), S. 434, Fußnoten 101 und 119.

39 Mitteilung Standesamt der Kreisstadt Sigmaringen vom 10.11.2011. - Außerdem Staatliches Gymnasium
Sigmaringen: Frequenzlisten 1924-1938 (StAS Ho 339A T1 Nr. 156).

40 Frequenzlisten Staatliches Gymnasium Sigmaringen (wie Anm. 39). - Zum Abgang von Werner Frank
vgl. die Frequenzliste 1927/28 mit einem entsprechenden Hinweis.

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