Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 17
(PDF, 40 MB)
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Geraubte Heimat

schneereichen Winter, die von den Frank-Kindern
und ihren Freunden gerne zum Skilaufen genutzt
wurden. Als Mitglied im örtlichen Skiclub sei man
jeden Samstag und Sonntag Ski gefahren. Lebhaft
erinnert sie sich an einen Skiausflug, bei dem sich
ihr Bruder Kurt verletzt habe und sie die Heimreise
mit der Bahn antreten mussten. Obwohl die
Kinder kein Geld dabei hatten, habe sie der
Schaffner mitfahren lassen, als sie ihren Namen
nannten und versicherten, dass ihr Vater die Fahrt
bezahlen werde. Bis zum Wandel der Verhältnisse
seit 1933 hat Lisa Frank viele Freunde in der Stadt
gehabt und ihr Leben in Sigmaringen als weithin
normal empfunden. Als einzige Juden im Ort habe
die Familie Frank insgesamt wenig Verkehr gepflegt
, aber gleichwohl einige gute freundschaft- Siegfried Frank und Tochter Lisa in der
liehe Beziehungen unterhalten. Eine besonders Josefinenstraße in Sigmaringen, um 1924
enge Verbindung habe zu einer Familie - vermut- (Vorlage: Lisa Heyman, Florida),
lieh der Familie Engel, den Inhabern des „Kronprinzen
" in der Josefinenstraße - bestanden, die

regelmäßig am Abend des 24. Dezember besucht wurde. Dort habe es dann ein reichhaltiges
Abendessen gegeben und auch einen Weihnachtsbaum, den die befreundete Familie
selbst im Wald geschlagen habe. Bei einer der damit verbundenen Bescherungen
habe sie im Alter von fünf Jahren ein grünes Fahrrad geschenkt bekommen - möglicherweise
das von Willi Waidmann erinnerte Gefährt! Bei den Franks selbst gab es keinen
Weihnachtsbaum.

Ihren Erinnerungen zufolge ist Lisa Frank in ihrer jüdischen Familie nicht religiös
erzogen worden.80 Der einzige jüdische Feiertag, der von den Franks begangen wurde
und an dem die Kinder nicht zur Schule gingen, war Jom Kippur, der Versöhnungstag
im Herbst. Auch bei den alljährlichen Besuchen der Frank-Kinder im Sommer bei der
Großmutter Sofie Rieser in Ichenhausen bis zu deren Tod 1925 habe sie nur wenig über
den jüdischen Glauben und die religiösen Bräuche gelernt. Schinken und andere
Schweinefleischprodukte seien gleichwohl in der Wohnung der Großmutter tabu gewesen
, was die Mutter umgangen habe, indem sie eine Eisbox mit diesen Dingen im
Haus des Nachbarn gelagert habe, um Sandwiches damit belegen zu können. Die Religion
hat Lisa Frank zeit ihres Lebens nie viel bedeutet. Wie einst ihrem Vater seien auch
ihr Mitmenschlichkeit und die Fürsorge für andere die Religion, bekundet sie in einem
Filminterview 1997. Bei den Franks handelt es sich mithin um eine nichtreligiöse, säkulare
Familie, die allenfalls noch einen gewissen Traditionsbezug zum jüdischen Glauben
und dessen Bräuchen pflegt.

80 Ebenda.

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