Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 33
(PDF, 40 MB)
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WALDEMAR LUCKSCHEITER
Die Rettung der Erinnerung -

Chronik der alten Synagoge in Hechingen von 1945 bis 1991

Als Henry Hofheimer aus New York, der 1938 aus Deutschland geflohen war, im Jahr
1953 seine frühere Heimatstadt Hechingen besuchte, fand er widrige Spuren einer bösen
Zeit} Der jüdische Friedhof zeigte sich in einem unbeschreiblich verwahrlosten Zustand
. Die Synagoge war in eine Werkstatt umgewandelt worden: eine schändliche Entwürdigung
eines heiligen Ortes.2

29 Jahre später (der Friedhof war inzwischen wieder instandgesetzt, eine selbstverständliche
Ehrensache, so der damalige Hechinger Bürgermeister Paul Bindereif in einem
Brief an Henry Hofheimer vom 3.9.1955), befindet sich die Synagoge in einem
jämmerlichen Zustand. Das Dach ist seit Jahren schwer beschädigt, die eindringende
Nässe droht das Gebäude zu zerstören. Im Innern herrscht ein wüstes Durcheinander
von Gegenständen einer Firma, die Fertighäuser produziert.

Eigentümer ist ein hochverschuldeter Kaufmann, der darauf spekuliert, dass die Gemeinde
und das Land das denkmalgeschützte Gebäude nicht dem Verfall preisgeben,
vielmehr seinen hohen Verkaufspreis von 120000 DM akzeptieren werden. Aber weder
die Stadt Hechingen noch das Land Baden-Württemberg - geschweige denn ein privater
Investor - wollen zugreifen.

40 Jahre nach der Auslöschung der jüdischen Gemeinde scheint das Schicksal der
Synagoge, einem der wenigen verbliebenen Orte der Erinnerung, besiegelt.

Die folgende Darstellung versucht in einem ersten Teil einen kurzen Überblick über
jüdisches Leben in Deutschland nach dem Ende des 2. Weltkrieges zu geben. Der historische
Rückblick kann dabei helfen, die Frage zu beantworten, weshalb es eine ganze
Generation dauerte, „bis die Erinnerung wirklich wach gerufen" (Alfred Grosser)
und die Hechinger Synagoge endlich vor dem sicheren Verfall gerettet wurde. In einem
zweiten Teil folgt eine detaillierte Chronik des Erwerbs und der Restaurierung dieser
Stätte der Erinnerung.

1 Schreiben von Henry Hofheimer an Bürgermeister Paul Bindereif, Hechingen, vom 27.8.1955 (Stadtarchiv
Hechingen, Akten, A 100, Reg.-Nr. 8410).

2 Schreiben von Henry Hofheimer an Bürgermeister Paul Bindereif, Hechingen, vom 28.12.2953 (Stadtarchiv
Hechingen, Akten, A 100, Reg.-Nr. 8410).

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