Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 56
(PDF, 40 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2010/0064
Rudolf Seigel

Die Notiz des Chronisten über den Tod der beiden Zollern lässt keinen Zusammenhang
erkennen mit den anderen Ereignissen, über die er zum Jahr 1061 berichtet:3

Eine große Hungersnot hat damals viele Menschen dahingerafft. Das Bistum Augsburg
erhielt einen neuen Oberhirten. Herzog Konrad von Kärnten starb, und der
Schwabe Berthold von Zähringen übernahm dieses Herzogtum. Papst Nikolaus II. war
am 19. Juli gestorben. Der Adel der Stadt Rom schickte dem jungen, noch unter der
Regentschaft seiner Mutter Kaiserin Agnes stehenden König Heinrich IV. eine Krone,
übertrug ihm den römischen Patriziat und rief ihn wegen der Wahl eines Papstes an.
Auf einer Synode zu Basel setzte sich König Heinrich die von den Römern geschickte
Krone auf und wurde zum Patrizius der Römer erklärt. Dann wählte die Synode am
26. Oktober Bischof Cadalus von Parma als Honorius II. zum Gegenpapst gegen den
von der römischen Reformkurie am 1. Oktober als Alexander II. gewählten Bischof
Anselm von Lucca. Hier schließt der Satz über den Tod der beiden Zollern an. Dann
folgen noch zwei Nachrichten: die Weihe des Speyrer Doms und der Verzicht der Kaiserin
, die den Schleier nahm, auf die Regentschaft für ihren Sohn.

Als im 16. Jahrhundert die an Texten der antiken Geschichtsschreibung geschulten
Humanisten sich mit solchen, und oft nur kurz über die Tatsachen berichtenden Textstellen
in Annalen und Chroniken des Mittelalters befassten, brachten sie immer wieder
ihre Enttäuschung und ihren Ärger darüber zum Ausdruck - freilich ohne die Eigenart
der mittelalterlichen Annalistik und Chronistik genauer zu kennen. So beschwerte sich
Sebastian Franck 1538 über die ungebildeten und faulen Geschichtsschreiber des Mittelalters
: Unser Teutschen vor unns hundert jare seind gar grob Barbari und unfleissig leut
gewesen; sie hätten alweg nur gesetzt [hingeschrieben], was geschehen, und der Nachwelt
die Umstände und Ursachen der Tatsachen nicht mitgeteilt, das der histori erst ein
ansehens macht und das leben gibt.4

unter Mitarbeit von Frank Kleinehagenbrock. Band 1. Berlin /New York 2009, S. 7-19. - Unentbehrliche
ältere Uberblicke: Georg Gottfried Küster: Bibliotheca Brandenburgica scriptores rerum Branden-
burgicarum maxime Marchicarum exhibens. Breslau 1743. - Karl Klettke: Die Quellenschriftsteller zur
Geschichte des preußischen Staates. Berlin 1858. - Zur Geschichte des Hauses Hohenzollern (den heutigen
Forschungsstand wiedergebend) vgl.: Wolfgang Neugebauer: Die Hohenzollern. Stuttgart. Band 1.
1996; Band 2. 2003 (Urban-Taschenbücher 573, 574). - Fritz Kallenberg (Hg.): Hohenzollern. Stuttgart
1996 (Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs 23). - Wilfried Schöntag: Die Herrschaftsbildungen
der Grafen von Zollern vom 12. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für
Hohenzollerische Geschichte 32 (1996), S. 167-228.

3 Das Folgende unter Benützung der in Anm. 1 gen. Übersetzung von Helga Robinson-Hammerstein
und Ian Stuart Robinson.

4 Sebastian Franck: Germaniae Chronicon. Augsburg 1538, Bl. 249a. Franck bemängelte dies bei seiner
kurzen Erwähnung der Eroberung und Zerstörung der Burg Hohenzollern 1423, Ereignisse die gerade
100 Jahre zurücklagen. Zu Sebastian Franck (1499-1542) vgl.: Robert Stupperich, Art. „Franck, Sebastian
". In: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 320f. - Sigfried Wolgast (Hg.): Beiträge zum 500. Geburtstag
von Sebastian Franck (1499-1542). Berlin 1999 (Memoria 2). - Weitere Beispiele für die Klagen der
Humanisten über die Geschichtsschreibung des Mittelalters vgl.: Richard Buschmann: Das Bewußtwerden
der Deutschen Geschichte bei den deutschen Humanisten. Diss. phil. Göttingen 1930, S. 8-12. - Alois
Schmid: Die historische Methode des Johannes Aventinus. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte 113
(1977), S. 349. - Oswald Gabelkover (1539-1616) in der Vorrede seiner Helfensteinchronik (Württ. Landesbibliothek
Stuttgart, Cod. Don. 591, BL 2r): Was sunst von alten teutschen bistorien vohanden ist, das

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