Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 58
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Rudolf Seigel

sehen Vorfahren.9 An diese mythische, an Vergils ,Aeneis' anknüpfende Herleitung aus
Troja und Rom sollen noch Kurfürst Joachim II. von Brandenburg (f 1571) und sein
Vetter Markgraf Albrecht, Herzog in Preußen (f 1568) geglaubt haben.10

Eine römische Herkunft wurde zahlreichen Familien des deutschen Adels zugeschrieben
und kann geradezu als eine im 15. und noch weit ins 16. Jahrhundert reichende
„Mode" bezeichnet werden.11 So vermutete Peter von Andlau (1420-1480),
Professor des kanonischen Rechts an der Universität Basel,12 in seinem 1460 verfassten
,Libellus de Cesarea monarchia', dass schon in der römischen Kaiserzeit viele Römer in
Alemannien geblieben seien. Auch Karl der Große habe viele römische Adelige nach
Deutschland verpflanzt, und in den späteren Konflikten zwischen Kaisern und Päpsten
hätten sich aufsässige, vor allem kaisertreue, römische Adelige nach Deutschland geflüchtet
. Zu diesen von Italien nach Deutschland gekommenen Familien zählt Peter
von Andlau auch die Grafen von Habsburg und die Grafen von Zollern.13

Die Berufung auf eine viele Jahrhunderte zurückreichende altehrwürdige Herkunft
aus Rom und Troja bedurfte jedoch einer Konkretisierung und Personalisierung. So
entstanden Herkunftslegenden, in denen das Schicksal der aus Rom nach Deutschland
ausgewanderten Vorfahren erzählt wurde.14 Das Haus Hohenzollern erhielt im zweiten
Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts eine Herkunftslegende, ähnlich dem Erzählmuster an-

9 Maiores claro ducis de sanguine, prinepes, I Romano, pariter vos decet illeparens. Franz Bittner: Leonhard
von Egloffstein, ein Bamberger Domherr und Humanist. In: 107. Bericht des Historischen Vereins für
die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg (1971), S. 145. - Cordula Nolte: Familie
, Hof und Herrschaft. Das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten
am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440-1530). Ostfildern 2005, S. 48.

10 Reiner Reineck: Chronica des chur- und fürstlichen Hauses der Marggraffen zu Brandenburg.. .Wittenberg
1580, S. El. - Lorenz Peckenstein: Marchionum Brandenburgensium et Burggraviorum Norin-
bergensium etc enarratio historica. Jena 1597, Bl. III. - Zur Troja-Sage und den Herkunftslegenden: Anneliese
Grau: Der Gedanke der Herkunft in der deutschen Geschichtsschreibung des Mittelalters (Diss. phil.).
Leipzig 1938. - Gert Melville: Troja: Die integrative Wiege europäischer Mächte im ausgehenden Mittelalter
. In: Europa um 1500. Hg. von Ferdinand Seibt und Winfried Eberhard. Stuttgart 1987, S. 415-432.
- Frantiseck Graus: Troja und die trojanischen Herkunftssagen im Mittelalter. In: Willi Erzgräber (Hg.),
Kontinuität und Transformation der Antike im Mittelalter. Veröffentlichung der Kongressakten zum Freiburger
Symposion des Mediävistenverbandes. Sigmaringen 1989, S. 25-43. - Wolfgang Schmale: Europa
ohne Mythos. In: Anette Völker-Rasor und Wolfgang Schmale (Hgg.): MythenMächte - Mythen als
Argument. Berlin 1998, S. 133-156. - Alheydis Plassmann: Origo gentis. Identitäts- und Legitimationsstiftung
in früh- und hochmittelalterlichen Herkunftserzählungen. Berlin 2006 (Orbis mediaevalis 7).

11 Gerd Althoff: Genealogische und andere Fiktionen in mittelalterlicher Historiographie. In: Fälschungen
im Mittelalter. Hannover 1988 (Monumenta Germaniae Historica. Schriften 33, I), S. 417-441,
hier S. 421.

12 Vgl. Richard Newald: Art. „Andlau, Peter v.". In: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S.270. -
P. Conring: Art, „Peter von Andlau". In: Handwörterbuch zur Deutschen Rechtsgeschichte 3 (1984),
Sp.1634-1636.

13 Peter von Andlau: Kaiser und Reich. Libellus de Cesarea monarchia. Lateinisch und Deutsch. Hg.
von Rainer A. Müller. Frankfurt a. M./Leipzig 1998 (Bibliothek des deutschen Staatsdenkens 8), S. 140-143,
158f.

14 Neben der im 12. Jahrhundert in der ,Genealogia Welforum' berichteten Herkunftsfabel der Weifen
zählt die in der zweiten Hälfte des O.Jahrhunderts entstandene Herkunftsfabel der Habsburger zu den
eingehend untersuchten Texten dieser Quellengruppe. Vgl.: Alphons Lhotsky: Apis Colonna. Fabeln und

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