Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 71
(PDF, 40 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2010/0079
Ein Ereignis und seine Deutung

und kurze Texte, und bei Pregitzer sind die Bildnisse halbfigurig und die Texte länger
und z.T. umständlich formuliert. Jedenfalls ist durch den Text beim Bildnis Burchards
im Schloss Sigmaringen die älteste Deutung zu 1061 immer noch präsent.55

Erste Zweifel an der mit Tassilo beginnenden zollerischen Stammfolge, die Johannes
Herold im 16. Jahrhundert aufgestellt hatte und die durch Ulrich Pregitzer erneut verbreitet
worden war, äußerte Karl Friedrich Pauli (1723-1778), Professor des Staatsrechts
und der Geschichte in Halle.56 Auch er gibt die traditionelle Stammreihe wieder,
aber er beginnt mit der Einschränkung:

Bey denen folgenden Grafen von Zollern beruhet das meiste auf Muthmassungen.

Nur zu Burchard, dem siebten Grafen von Zollern, bemerkt er - den erst 100 Jahre später
erreichten und heute geltenden Forschungsstand vorwegnehmend:

Burchard ist nach dem Thaßilo der erste gewisse Graf von Zollern.

Pauli ist auch aufgefallen, dass die 1061 getöteten Zollern nicht - wie Pregitzer und andere
berichten - in der Schlacht bei Merseburg gefallen sein können, und berichtigt:

Er [Burchard] blieb nebst Wezilo, seinem Bruder, 1061 in der Schlacht bey Mersburg,
wodurch aber das sächsische Merseburg nicht verstanden werden kann, wo erst das
Treffen zwischen Heinrich 4 und Rudolph 1080 erfolgte.57

Die herkömmliche Einreihung Burchards und Wezeis in die mit Tassilo beginnende
Stammreihe hielt sich am längsten in den hohenzollerischen Fürstentümern der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ernst Georg Johler (1788-1836)58 und Gustav Schilling
(1805-1881)59 entnahmen die Angaben aus der Beischrift des Ahnenbildnisses Burchards
im Haigerlocher (!) Schloss: Die Brüder Burchard und Wezel seien als Schwäger und Verbündete
Rudolfs von Rheinfelden 1061 in einer Schlacht gegen den Herzog von Zähringen
bei Rheinfelden gefallen. Der Hohenzollern-Hechingische Archivar Josef Anton
Reiner (f 1844)60 berichtete nach Pregitzer: Burchard sei von Kaiser Heinrich IV. mit
einer Expedition nach Ungarn beauftragt worden und sei mit seinem Bruder Wezel, wie
Hermann der Lahme berichte, in der Schlacht bei Merseburg gefallen.

55 Für die Beschaffung der Abbildungen 1, 3 und 4 darf ich Frau Anette Hähnel, Leiterin der Fürstl. Ho-
henz. Hofbibliothek und Sammlungen, Sigmaringen, herzlich danken.

56 Zu Pauli vgl.: N.N.: Art. „Pauli, Carl Friedrich". In: Allgemeine Deutsche Biographie 25 (1887), S. 790.

57 Carl Friedrich Pauli: Allgemeine preußische Staats-Geschichte. Bd. 2. Halle 1761, S. 22f.

58 Ernst Georg Johler: Geschichte, Land- und Orts-Kunde der souverainen teutschen Fürstenthümer
Hohenzollern Hechingen und Sigmaringen. Ulm 1824, S. 10. - Johler 1817-1822 Pfarrer in Wiesenstetten
(Gemeinde Empfingen, Lkr. Freudenstadt), 1824 Pfarrer in Burgberg (Stadt Giengen an der Brenz, Lkr.
Heidenheim). Vgl.: Fritz Kallenberg: Hundert Jahre Hohenzollerischer Geschichtsverein. In: Hohen-
zollerische Heimat 18 (1968), S. 5. - Rudolf Seigel: Archive und Landesgeschichte in Hohenzollern. In:
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 9 (1973), S. 81.

59 Gustav Schilling: Geschichte des Hauses Hohenzollern. Leipzig 1843, S. 124. Zu Schilling vgl.: Hans
Heinrich Eggebrecht: Art. „Schilling, Gustav". In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Bd. 11
(1963), Sp. 1720f. - Seigel, Archive (wie Anm. 58), S. 81.

60 Joseph Anton Reiner: Genealogie des hochfürstlichen Hauses Hohenzollern. Stuttgart/Sigmaringen
1843, S. 19f. - Vgl. Seigel, Archive (wie Anm. 58), S. 80f.

71


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2010/0079