Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 120
(PDF, 40 MB)
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Andreas Zekorn

zollern-Sigmaringen scheint es zu keinem gewaltsamen Konfliktaustrag mit den Dörfern
mehr gekommen sein; so datieren die letzten Urfehden, die von „Rebellen" geleistet
wurden, aus den Jahren 1620 bis 1627.162 Die späteren Kontroversen wurden eher auf
dem Verhandlungswege ausgetragen, was aber beispielsweise die Verweigerung von
Geldzahlungen oder eine Drohung, die Erbhuldigung zu verweigern, nicht ausschloss.163

Die einigermaßen friedlichen Verläufe beim Austrag der Streitigkeiten dürften damit
zu erklären sein, dass die Sigmaringer Fürsten relativ wohlhabend waren und nicht auf
jedes erdenkliche Mittel zur Erschließung von Finanzmitteln angewiesen waren wie die
Hechinger Vettern, in deren Fürstentum sich heftige Konflikte ereigneten.164 Möglicherweise
übertrugen sich auch die Erfahrungen, die die Sigmaringer Grafen und Fürsten
in den österreichisch lehenbaren Grafschaften Sigmaringen und Veringen sammelten
, auf Haigerloch: Auf Druck der oberösterreichischen Regierung in Innsbruck
wurden dort die Differenzen immer wieder friedlich durch Verhandlungen beigelegt.165
Dieses Erfahrungsmuster könnte sich auf Haigerloch ausgewirkt haben.

Die Zurückhaltung der Stadt Haigerloch bei Konflikten - die Dörfer scheinen aktiver
und auch gewaltbereiter gewesen zu sein - mag schließlich damit zu erklären sein, dass
die Stadt unter engerer herrschaftlicher Aufsicht stand und wirtschaftlich abhängiger
war als die Dörfer. Ähnlich verhielt es sich, wie bemerkt, bei der zollerischen Nachbarstadt
Hechingen: Die Stadt legte die Streitigkeiten mit der Herrschaft bereits 1795
mit dem Stadtvergleich bei; erst 1798 folgten die Dörfer mit dem Landesvergleich.166

Insgesamt lassen sich die Spannungen auf die herrschaftliche Durchdringung des
Landes mittels Landesordnungen und weiteren rechtlichen Verordnungen, die den
Spielraum der Untertanen einschränkten, zurückführen. Bei den Differenzen kam des
Weiteren eine wirtschaftliche Komponente hinzu: Zum einen provozierte die Umlage
von Reichssteuern über Jahrzehnte hinweg Kontroversen. Zum anderen führten der
Ausbau der herrschaftlichen Verwaltung und die höfische Repräsentation, insbesondere
nach Etablierung einer eigenen Haigerlocher Linie, zu Konflikten, die gerade beim
Bau des Schlosses und der Schlosskirche in Haigerloch auftraten.

Hinsichtlich des Verhältnisses zur Stadtherrschaft ist zu bemerken, dass sich in Haigerloch
seit dem Mittelalter eine gewisse streitbare Tradition herausbildete, die Rechte

162 StASHol77T2Nr. 123-138.

163 StAS Ho 177 Tl Nr. 219 (1676 Sept. 11); Stadtarchiv Haigerloch, U. 95 (1681 März 6). - Auf den Zusammenhang
zwischen Untertanenrevolten und den zahlreichen Hexenprozessen in der Herrschaft Haigerloch
kann hier nicht eingegangen werden. Vgl. allgemein: Martin Zürn: Abseits und verfolgt? Die
Hexen vom Bussen. In: Minderheiten in der Geschichte Südwestdeutschlands. Hg. v. Haus der Geschichte
u.a. Tübingen 1996, S. 35-72, bes. S. 53. - Zu den Hexenprozessen in Hohenzollern: Eugen Schnell:
Zur Geschichte der Criminal-Justiz und besonders der Hexenprozesse in Hohenzollern. In: Mitteilungen
des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 7 (1873/74), S. 69-99. - Gustav Hebeisen
: Kosten-Verzeichnis über die Hinrichtung zweier Hexen in Haigerloch aus dem Jahre 1651. In: Mitteilungen
des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 60 (1926), S. 89-91. -
StAS Ho 177 T 4 Nr. 151 -171. - StAS Ho 177 T 2 (Urfehden).

164 Wie Anm. 16 u. 17. Zu den Konflikten in Hohenzollern-Hechingen: Press, Hohenzollern-hechingi-
scher Landesvergleich (wie Anm. 152) (mit weiterer Literatur).

165 Zekorn, Zwischen Habsburg (wie Anm. 13), bes. S. 457ff.

166 Press, Hohenzollern-hechingischer Landesvergleich (wie Anm. 152), bes. S. 97ff. - Elbs, Hechingen
(wie Anm. 31).

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