Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 123
(PDF, 40 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2010/0131
KARL-PETER KRAUSS

Erben und Sterben -

Zur Rekonstruktion der Lebenswege von Auswanderern
nach Ungarn aus dem Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen
(mit Quellendokumentation)

Nach der Einnahme von Ofen (ung. Buda)* im September 1686 und der folgenden Rückeroberung
Ungarns durch die kaiserliche Armee hatten die Habsburger einen riesigen
Passivraum in Besitz genommen. Hauptstationen der habsburgischen Expansion waren
die Friedensschlüsse von Karlowitz (ung. Karlöca, serb. Sremski Karlovci) 1699 und
Passarowitz (ung. Pozsareväc, serb. Pozarevac) 1718. Die neu erworbenen, vorher osma-
nischen sog. Neoaquistica-Gebiete waren dünn besiedelt, die agrarische Bewirtschaftung
war vorwiegend geprägt durch eine extensive Weidewirtschaft sowie durch eine
Feld-Gras-Wirtschaft. Einen weiteren Rückschlag hatte das Land im antihabsburgi-
schen Kuruzzenkrieg (1704-1711) erlitten. Erst nach dem Sathmarer Frieden (1711)
war an einen dauerhaften Wiederaufbau des Landes zu denken.

Das 18. Jahrhundert ist geprägt von merkantilistischen und populationistischen Ideen.
Es galt sowohl eine aktive Handels- als auch eine positive Bevölkerungsbilanz als erstrebenswert
. Die nach dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts wieder anziehende Agrar-
konjunktur wurde zusätzlich durch die Schlesischen Kriege und dem zwischen 1737 und
1739 erneut ausgebrochenen Türkenkrieg forciert. Unter diesen sozioökonomischen
Rahmenbedingungen erwies sich der Anbau von Getreide auch an der Peripherie des
Habsburgerreiches wieder als zunehmend lohnenswert. Parallel dazu wurden die Voraussetzungen
für eine Einwanderung in das Königreich Ungarn geschaffen: Ein erster
Schritt dazu war der umfassende Entwurf des „Einrichtungswerkes" für das Königreich
Ungarn unter Leitung von Leopold Graf Kollonich (1631-1707) von 1689. Die zentrale
rechtliche Grundlage für die Einwanderung schuf indes der Landtagsbeschluss von
Pressburg von 1723. Darin wurde der Kaiser von den ungarischen Ständen ersucht, Bauern
und Handwerker zur Auswanderung nach Ungarn zu ermutigen. Weitere wichtige
Schritte waren der 1719 erlassene „Einrichtungs-Befehl" für das Banat, das kaiserliche
„Ansinnen" und „Begehren" an die Reichsfürsten 1722. Wenige Tage nach dem Friedens-
schluss von Hubertusburg erließ Maria Theresia (1717-1780) das Kolonisationspatent
vom 25. Februar 1763. Die zentrale Botschaft war, dass Ansiedlungswillige in Ungarn,
Siebenbürgen und dem Banat Grund und Boden sowie Bauholz unentgeltlich erhalten
sollten. Daneben wurde den Bauern eine sechsjährige, den Handwerkern eine zehnjäh-

Im Folgenden werden grundsätzlich die deutschen Ortsbezeichnungen verwendet, ungarische und ggf.
serbische oder rumänische Ortsbezeichnungen stehen in Klammern.

123


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2010/0131