Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 131
(PDF, 40 MB)
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Erben und Sterben

gesichts der Zahl ausgewanderter Personen und der Quantität der schätzungsweise auf
ca. 250 Fälle angefallenen offiziell registrierten Erbschaften aus den hohenzollerischen
Landen nach Ungarn ist davon auszugehen, dass der überwältigende Teil der ehemals
vorhandenen Akten der freiwilligen Gerichtsbarkeit ausgesondert worden ist. Das zeigt
sich auch daran, dass die Korrespondenzakten von in österreichischen oder ungarischen
Archiven aufgefundenen Vorgängen über Erbschaften von Auswanderern aus Hohen-
zollern nicht mehr aufzufinden sind.28 Doch es liegen von einigen deutschen Territorialstaaten
relativ gute „Überlieferungsfenster" vor. Hierzu gehören in Bezug auf Hohen-
zollern-Sigmaringen auch Bestände des Oberamts Haigerloch und des Oberamts Glatt,
das 1854 mit dem Oberamt Haigerloch vereinigt wurde. Es geht damit um Orte, die
heute zu den Landkreisen Zollernalbkreis, Freudenstadt und Rottweil gehören. 1925 kamen
die Akten an das Oberamt Hechingen, nach der Auflösung des Landkreises an das
Staatsarchiv Sigmaringen, jedoch befindet sich ein wesentlicher Teil auch im Kreisarchiv
Zollernalbkreis. Hier sind zahlreiche Pflegschafts- bzw. Verlassenschaftsakten mit Bezug
zu Ungarn überliefert, wobei diese Akten teilweise bis in das 18. Jahrhundert reichen
und damit Bestände aus Vorprovenienzien miteinbeziehen.29

STERBEN: DIE DEMOGRAPHISCHE KRISE

Von dem bekannten Auswandererlied aus Süddeutschland wird oft nur ein Satz zitiert:
„Das Ungarland ist's reichste Land, dort wächst viel Wein und Treid". Doch am Ende
des Liedes ist von der wartenden Braut die Rede, deren Bräutigam sein Glück in Ungarn
gesucht hat und ihr versprochen hat, nach drei Jahren wiederzukommen: „Und sieben
, sieben lange Jahr, die sind jetzt nun hinab, ich wollt, ich wär' bei meinem Schatz,
doch niemand weiß sein Grab." Noch 1777 beklagte Friedrich Wilhelm von Taube die
vielen Sümpfe und Moräste mit den daraus resultierenden bösartigen Fiebern, welche so
viele Menschen, besonders Ausländer, wegraffen, daß Eseck und Pederwardein der
Kirchhof der Deutschen genannt werden.™ Und der Pfarrer der Gemeinde Jahrmarkt
(ung. Temesgyarmat, rum. Giarmata) im Banat, Josef Wohlfahrt (1739-1811), schrieb auf
das Vorblatt des Sterberegisters den Satz: Im Juli 1770 ist unter den neu eingewanderten
Ansiedlern das große Sterben ausgebrochen. Der Friedhof ist voll. Was soll aus der
Gemeinde werden? Von Juli 1770 bis Juli 1771 starben in Jahrmarkt von rund 2000 Einwohnern
etwa 550 Personen.31 In Neuarad gab es im Pestjahr 1738 508 Tote und nur

28 Ein Beispiel sei angeführt: Erbschaft der „Schäfer- und Freudenmannschen Kinder" aus Kirwa (ung.
Märiahalom): FHKA Wien, NHK, Domänenakten, Galizische Domänen, r. Nr. 82,1792, fol. 558-560.

29 KrArchBL, Oberamt Hechingen, Hech 2b. Die Konzentriertheit der Uberlieferung macht diese Akten
wertvoll für die Fragestellung.

30 Friedrich Wilhelm von Taube: Historische und geographische Beschreibung des Königreiches Sla-
vonien und des Herzogthums Syrmien. Leipzig 1777, 1778, S. 15.

31 Zit. nach: Stefan Stader: Ortssippenbuch der katholischen Pfarrgemeinde Jahrmarkt im Banat. Hg.
von der Heimatstelle Pfalz, Kaiserslautern und in Zusammenarbeit mit der Heimatortsgemeinschaft Jahrmarkt
. Kaiserslautern 1985 (Schriftenreihe zur donauschwäbischen Herkunftsforschung, 8; Schriften zur
Wanderungsgeschichte der Pfälzer 37), S. XVI.

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