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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0179
160 Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1926.)

Epilog zur Moll-Polemik.

Ton Dr. med. Wallher Krönor.

Der Berliner Okkullistenprozeß bot seinen Zuhörern das unschöne Bild
eines akademischen Froschmäusekriegs, bei dem ausnahmsweise slalt mit
Kanonen auf Spatzen, umgekehrt mit Spatzendreck auf Kanonen geschossen
wurde. Moll, der enragierte Gegner des Okkultismus \crfolgt ein© eigenartige
Taktik. Er bemüht sich, da — wo das Argument versagt, die Dialektik
Ä endigt — dem Gegner schnell einen Fleck auf die Weste zu setzen, ihn unert-
>\artet in einen persönlichen Anklagezustand zu bringen. So werden die Kräfte
des Kampf partners für den Moment gebunden, die Aufmerksamkeit des Publikums
wird vom Wesentlichen abgelenkt, über die großen Probleme, tun die es
doch im Grunde gehen sollte, wird der Mantel der schmutzigen Wäsche gebreitet
und der sachlich in die Enge getriebene Angeklagte gewinnt Luft, sich
mit schmetterndem Palhos in die Sankt Georgspose zu werfen, als Kämpfer
für Deutschlands wissenschaftlichen Weltruf, als Lichtbringer gegen Yolks-
\erdummung, als Rächer für die von den Okkultisten verpatzte Marneschlacht,
als Retter der bedrohten Freiheit wissenschaftlicher Kritik den verblüfften
Schöffen sich zu präsentieren.

Es ist klar, daß der Blick von Richtern, die in der Materie d<*s Okkultejn!
in keiner Weise sattelfest sind, durch solche Taktik getrübt werden muß, und
daß sich ihnen der Sachverhalt bis zur Undurchsichtigkeit verwirrt.

Dabei ist dieser einfach genug: Geheimrat Moll unterstellt dem Medium
Yollhart die Vornahme einer betrügerischen Handlung zwecks Yortäuschung
eines okkulten Phänomens mit dem Endziel der Irreführung der Wissenschaft
und der öffentlichen Meinung. Nicht, daß er die Möglichkeit eines solchen
Tricks akademisch-theoretisch erörtert, was ihm kein Mensch >erargt hätte/)

linke Hand des Mediums mit meiner rechten Hand noch vor dem Auslöschen
des Lichtes gefaßt * da ja die Hände sichtbar kettenbereit auf dem
TiVh lagen - und dann während der ganzen Sitzung fest auf die Tischplatte aufgepreßt
hielt und drückte.

Für mich war also dadurch der auf mich entfallende Teil der Sicherung zunächst
geschaffen, der für andere an der Kette Beteiligte, vor allem für Bruck
als den zweiten zur Rechten des Mediums sitzenden Nachbarn, bekanntlich in der
winzigen, unmeßbar kurzen Zeitspanne nach Lichtverlöschen sich vollzog.

Molls Durcheinanderwerfen so wichtiger Tatbestände und die darauf gestützte
ganz willkürliche Diskreditierung eines seiner Gegner, indem er sogar dessen eid-
4 liehe Aussage in Zweifel zog, verrät seine Unfähigkeit, die fraglichen Vorgänge
überhaupt zu begreifen. Man könnte auch annehmen, daß Herr Moll die sich auf
das Kettebilden und Lichtlöschen beziehenden Aussagen in den heißen Julitagen 25
nicht ganz in sich aufgenommen oder seitdem wieder — verdrängt hat.

Ganz unzweifelhaft wird diese - trotz Herrn Moll - bedeutungsvolle Sitzung
in die Geschichte der parapsychologischen Wissenschaft eingehen. Sünner.

*) Es ist natürlich Geschwätz, wenn es immer wieder sc hingestellt wird, als
wolle man irgend jemand die Freiheit der Kritik unterbinden, ihn hindern, die
Betrugshypothese zu erörtern Diese muß vielmehr, ganz gleich welche Einstellung
der Forscher hat, in jedem einzelnen Fall ventiliert werden, und wird es
auch. Auch darf man Betrug ruhig Betrug nennen, braucht ihn nicht — durchsichtigerweise
- durch die Vokabel „Ulk" tibersetzen. Man hat nur zwischen
bewußter und unbewußter und zwischen improvisierter und vorbereiteter, zwischen
zeitweiliger und ständiger Täuschung zu unterscheiden. Betrug als Möglichkeit
muß bei jedem Medium — bis zum Beweis des Gegenteils — angenommen
werden. Betrug als Tatsache nur bei der in flagranti abgefaßten Versuchsperson
Kein moderner Forscher weicht von diesem Grundsatz ab.


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