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Klee: Zopfflechten und Stallspuk.

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saß, pflegte die 60 jährige Tante, welche Magddienste verrichtete, den
Stall auszumisten. Ging der Besitzer nach dem Essen zu seinem Pferd,
so fand er, daß es schwitzte und mit Zöpfen bedeckt war. Er machte der
Tante Vorwürfe und nannte sie eine Hexe. Sie verwahrte sich dagegen,
erklärte jedoch öfters, sie sei ein Sonntagskind, sehe viel und könne viel
erzählen, wenn sie wolle. Auffallend war, daß das sonst lammfromme
Pferd die alte Tante nicht leiden konnte, nach ihr biß und in ihrer Nähe
unruhig wurde.

Möglicherweise liegen auch in den beiden letztgenannten Fällen
mediumistische Einwirkungen vor. Es ist mir jedoch bei meinen Nachforschungen
kein einwandfreier Fall bekannt geworden, daß die Haarverflechtung
tatsächlich telekinetisch ausgeführt worden wäre. Ich glaube
vielmehr, daß durch die Nähe mancher, vielleicht mediumistisch veranlagter
Personen die Pferde lediglich in Angst und deshalb in Schweiß
geraten. Möglicherweise werden Tiere durch die gleichen örtlichen
physikalischen Ursachen beunruhigt, durch welche auch bei mediumistisch
veranlagten Menschen Spukerscheinungen ausgelöst werden.

IV. Ursachen für die Beunruhigung der Tiere und für

die Zopfbildung.

Auf Grund meines nur teilweise angeführten Materials komme ich
zu dem Schlüsse, daß man unterscheiden muß: 1. zwischen den Ursachen,
die die Beunruhigung der Tiere im Stall hervorrufen, und 2. zwischen den
Ursachen, welche Zopfbildung zur Folge haben können. Die beunruhigten
Tiere empfinden irgendeine Qual, sie möchten entrinnen, rütteln an
der Fesselung und machen sich los, sie wagen sich nicht zu legen, sie
geraten in Schweiß. Die Z^pfbildung erklärt sich wohl meistenteils auf
mechanischem Weg, indem durch Schütteln die schweißbefeuchteten Haare
verkleben und verwirren.

In das Gebiet des Spukes gehören eigentlich nur die ersteren Ursachen
. *

1. Ursachen für die Beunruhigung der Tiere:

a) In 20 Fällen, d. h. in verschiedenen Gegenden, in denen das Flechten
auftrat, waren fünf Pferde krank, und zwar an Kolik, Kropf, Hufkrebs,
Würmern und Blähungen.

b) Ein Tier geriet in Schweiß durch lebhaftes Träumen.

c) Die Belästigung ist durch örtliche, physikalische Ursachen bedingt.
Ein Stall war, wie ich feststellen konnte, zwar neu und geräumig, aber
kalt und zugig. Da zu wenig Vieh vorhanden war, wurde die nötige
Wärme nicht entwickelt. Oder der Boden behagt den Pferden nicht, er
mag zu kalt sein. Deshalb wagen sie sich nicht zu legen oder springen
nach einiger Zeit angstvoll wieder auf. In zwei Fällen beginnt die Ursache
, wenn das Pferd in einen fremden Stall kommt. Oder — in ein und
demselben Stall geraten mehrere Pferde zugleich in Schweiß. Oder —
in dem gleichen Stall beginnt die Plage nach Jahren aufs neue bei ganz
anderen Pferden. In zwei Fällen bringt eine bauliche Veränderung
bzw. ein Neubau Abhilfe. Unter Umständen ist Grundwasser die Ursache
der Plage. Auf meine Veranlassung hin hat Herr Oberforstmeister Höllerl,
dessen Gattin Rutengängerin ist, bei Regensburg einen Spukstall unter-


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