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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0417
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könnte. Die ungeschmälerte Denktätigkeil sollte mich Möglichkeil
auf das innerliche Aussprechen der gedachten Zahl gerichtet hleiben.

Aus diesen Erwägungen heraus wurde eine Anordnung getroffen, die kurz
als „S p i e g e 1 m e l h o d e" bezeichnet sei.

Sie war folgende: auf der unteren Lippe wurde ein kleines Spiegelchen
aufgeklebt, das einen auf treffenden Lichtstrahl auf eine in bestimmtem Abslande
vorbeibewegte lichtempfindliche Platte fallen ließ und die Bewegung
der Lippe als Kurve wiedergab.

Alle beim Sprechen in Betracht kommenden wesentlichen Bewegungen
führt die Unterlippe aus, da sie mit dem leichter beweglichen Teile des
Kopfes, dem Unterkiefer, zusammenhängt. Wo eine Bewegung der Oberlippe
(z. B. bei Bewegungen des ganzen Kopfes) in Frage kommt, ist wohl
auch die Bewegung der Unterlippe von mindestens gleicher Stärke. Demnach
erscheint eine besondere Berücksichtigung der Ober lippe entbehrlich.

Der Oberkopf wurde an den Schläfen von einer Vorrichtung umfaßt, die.
ähnlich wie der Kopfhalter des Photographen, eine ruhige Haltung gewährleistete
, ohne irgendwie zu belästigen und die Lippenbewegung zu beeinträchtigen
, was durch Vergleichsversuche ohne Kopfhalter nachgewiesen wurde.

Die Spiegelanordnung, von der mir nicht bekannt ist, ob sie bereits anderweitig
für diesen Zwecjt in Anwendung kam (vgl. hierzu S. 4or), schien jmir
verschiedene Vorzüge aufzuweisen. Erstens war durch die Kleinheit des aufgeklebten
leichten Spiegelchens die Bewegungsfreiheit der Lippen nach Möglichkeit
gewährleistet, und damit jede Behinderung der Denktätigkeit durch
den Apparat tunlichst ausgeschlossen, denn das Gewicht des Spiegels war so
gering, daß nach kürzester Zeit jede Empfindung davon verschwand.

Ebenso wichtig war der zweite Vorteil. Bekanntlich wird bei der Spiegel-
ablesung des Galvanometers, an dessen Stelle hier die Lippen treten, der
Ausschlagwinkel verdoppelt, womit die Feinheit der Ablesung mit größer
werdendem Abstände in weitem Umfange gesteigert werden kann. Unser
Apparat wurde für eine Diagrammhöhe (Ausschlag) von i5 cm eingerichtet.

Der kleine rechteckige Hohlspiegel von 34 X io mm Größe wurde mit
etwas Klebstoff auf der Unterlippe angeheftet und während des Antrocknens
mit der Hand kurze Zeit so festgehalten, daß er in deir für den Versfuch erforderlichen
Stellung verblieb.

Da es nun unmöglich erscheint, den Kopf s"o ruhig zu halten, daß ein
Lichtpunkt immer genau auf den schmalen Spalt des Apparates fällt und
nicht während des Versuchs nach rechts und links abweicht — zumal auch
offenbar die Lippenbewegung nicht stets genau senkrecht auf und ab erfotet - ,
so war es erforderlich, den Lichtpunkt zu einer Licht Ii nie zu \erbreilorn,
damit auch bei einer verhältnismäßig geringen Abweichung der Spall zur
Aufnahme der Kurve beleuchtet blieb.

Die horizontalen Bewegungen der Lippe werden hierbei nicht anf-
gezeichnet, was um so unnötiger erscheint, als diese für die vorliegende l ntersuchung
bedeutungslos sind, und Flüsterbewegangen als Vertikal-
Bewegungen auftreten. Diese maßgebenden Bewegungen beim Oeffnen und
Schließen der Lippen kommen in den Kimen zum klaren Ausdruck.

Der erforderlichen starken Beleuchtung für ein linienförmiges Lichtbild
entsprach am besten das Sonnenlicht.


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