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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1926/0497
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Mann auf der Siraße gesehen; ein bekannter Apotheker sei ihmjbegegnet, sie
hätten sich die Hände geschüttelt; der Apotheker habe die Uhr gezogen, und
beide seien dann in das Hotel Wiesler gegangen. Am Abend habe ihr Mann
bei seiner Zurückkunft ihr alles bestätigt.

Ich vernehme ein Klopfen rechts unten, wie ein Ticken.

Der ihm begegnende Apotheker habe ihm gesagt: „Sie werden doch nicht
schon zur Bahn gehen. Gehen wir etwas zu Wiesler!''

Im Scherz habe seitdem ihr Mann gegenüber seinen Bekannten oft geäußert
: „Ich muß brav sein, meine Frau sieht alles." —

Am Neujahrstag 191 (\ sei sie vor ibrem Mann im Schnee niedergekniet iund
habe ihm gesagt: „Dies wird das schrecklichste Jahr, das man sich denken kann/'

„Mein Mann war damals schon krank, ich hatte das Gefühl, er wird
nicht mehr gesund."

„Am 19. November 191/1 starb mein Mann. Ich hatte 10 Kinder gehabt, von
denen 7 noch leben. Ich blieb in der größten Not und Sorge zurück, angewiesen
auf eine kleine Pension; die Kinder zum größten Te'l noch unmündig.
Dabei war damals mein ältester Sohn, Oberlehrer, der im Felde stand, vermißt
. (Er war bei den Russen gefangen, die erste Nachricht von ihm erhielten
wir erst am 2. Februar 1915); ein anderer Sohn mußte todkrank,
von den Aerzten aufgegeben, ins Spital gebracht werden. Oft war ich der
Verzweiflung nahe, aber mein Glaube hielt mich aufrecht/4

Damals hätte sie auf Anregung eines Bekannten ihres Mannes, eines
pensionierten Beamten namens Schoberth. mit Sitzungen begonnen. Schon
zu Lebzeiten ihres Mannes hätte Schoberlh darum gebeten. „Mein Mann, der
schon lag, sagte: ,Mach' ihm die Freude!' Ich glaubte, es ging uras Tischelröcken.
Das hielt ich für Mumpitz. Ich hatte mich um Okkultismus nie gekümmert/'

„Jetzt kam der Schoberth wieder. Er sagte: ,Ihnen ist Gelegenheit gegeben,
mit Ihrem Manne noch weiter zu sprechen. Sitzen wir zusammen; es wird
sich schon etwas ereignen/ Ich höre da meinen Mann gleichsam sprechen:
,Setz' dich doch nieder!4 Wir setzten uns zusammen. Auf einmal klopft
es laut. Schoberth sagt verklärt: .Gott sei Dank! Ich sage: .Das haben Sie
gemacht/ Darauf er: ,Bin ich denn ein Schuft?!' Ich glaubte, ich sei wahnsinnig
. Nun kamen Diktate in verschiedenen Sprachen und andere wunderbare
Sachen." —

Jetzt kam ein erwachsener Sohn >on Frau Silbert in das Zimmer
und beteiligte sich an der Unterhaltung. Er erzählte: „Es war im Jahre 1908;
der Vater lebte noch: wir wohnten damals in Foitzberg (Steiermark). Wir
hatten als Kinder eine große Freude daran, wie Heinzelmännchen die Wohnung
zu putzen. Das hatten wir auch da einmal getan: dann versteckten
Kvir uns hinter das Klavier: der Fritz legte sich über ein kleines
Tischel. Da fing plötzlich das Klavier an zu spielen. Wrir öffneten
es: die Tasten gingen langsafm auf und nieder. Die Mutter war im
letzten der vier Zimmer am Ende eines langen Korridors, weit von uns
entfernt."

Hier fügte nun Frau Silbert hinzu: „Ich war bei meinem Kleinsten. Ich
hörte die Musik; ich glaubte, mein Bruder, ein Musiker, sei gekommen und
spiele. Da kommen die Kinder aufgeregt und weinend zu mir: Das Klavier
spielt allein. Ich gehe hinein. Der Deckel ist zu; das Kla>ier spielte in
wunden ollen Akkorden. Die Kinder weinten und beteten. Endlich öffne ich


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