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584 Zeitschrift für Parapsychologie. 10, Heft (Oktober 1926.)

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| I. Denkübertragung zwischen Mensch und Mensch«

Versuche mit dem Gedankenleser Georges Ninoff.

Einleitung.

Für das Vorkommen von Denküber tragung1) sprechen schon die
vielen historischen Zeugnisse aus allen Jahrhunderten, auch wenn wir von jeder
persönlichen Erfahrung oder von den neueren Beweisen ganz absehen. Wir
dürfen aus der inneren Uebereinstiminung dieser früheren Berichte, bei denen
keiner vom anderen weiß, ruhig schließen, daß sie durchweg weder auf Betrug
noch auf Selbsttäuschung oder Zufall beruhen können: es müssen ihnen
notwendigerweise objektive, individuell erlebte, bestimmte Tatsachen zugrunde
liegen. Man darf aus diesen Erwägungen heraus die Beweiskraft solcher historischen
Ueberlieferungen nicht unterschätzen, zumal die vielfachen, durchaus
verbürgten Erlebnisse von spontaner Uebertragung in Todes- und Unglücks-
fällen diese Beweiskraft wesentlich verstärken.

Ein noch unbewußter wissenschaftlicher Drang, ein instinktives Gefühl
von der Bedeutung telepathischer Vorgänge mag Anlaß gewesen sein, daß ich
mich seit meinem 15. Lebensjahr etwa, also seit nunmehr rund 5o Jahren mit
diesem Problem befaßt habe. Durch das Studium der mir zugänglichen Literatur
war ich zwar von der Möglichkeit einer Uebertragung von Geist zu Geist
überzeugt, aber ich wünschte das persönliche Erlebnis als gültigen Beweisschluß.

\ Ich suchte und fahndete nach telepathischen Medien. Auf diese Weise

lernte ich eine ganze Anzahl von „Gedankenlesern" kennen, die in der Oef £ent-
lichkeit auftraten Gleichzeitig konnte ich mich durch eigenes Erleben überzeugen
, wie diese Darbietungen fast sämtlich auf einem Trick, einer Verabredung
beruhten. Meist war der Vorgang so, daß der im Publikum umhergehende
Partner dem auf der Btfhne befindlichen „Medium" durch Wort-
und Fragestellung das zu Uebertragende auf sprachlichem oder mimischem Wege
f übei mittelte. Auch' gestand mir wohl der eine oder andere „Gedankenleser"
auf weiteres Befragen, er verfüge zwar über echte telepathische Begabung,
diese stände ihm aber nicht jederzeit und in der Zuverlässigkeit zur Verfügung,

*) Ich gebrauche für den vorliegenden Fall experimenteller, außersinnlicher
Uebertragung die Bezeichnung „Denkübertragung", erstens des Wohlklangs
wegen, zweitens, weil das altgewohnte Wort „Gedankenübertragung"
(thought-transference, Suggestion mentale) noch länger und einschränkender ist
und auch für das sog. „Muskelilesen" angewandt wird, also doppelsinnige Bedeutung
hat Es werden nicht nur einzelne Gedanken, innere Anschauungsbilder, sondern
auch Gefühls- und Willensimpulse übertragen, die manchmal als eine Reihe
von Denkvorgängen anzusprechen sind. Es gibt weder im Deutschen noch in
anderen Sprachen eine das ganze Gebiet umfassende Bezeichnung. Das von
F. H. Myers zuerst eingeführte Wort „Telepathie" enthält bereits zwei Hypothesen.

Das oft mißbrauchte Wort „Gedankenleser" mußte ich beibehalten, da sich
kein besseres bot.

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