Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 70
(PDF, 78 MB)
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70 Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 2. (Februar 1934.)

Wenn die übersinnlichen Dinge, wenn alle Ergebnisse eines wissenschaftlichen
Okkultismus - indem meistens nur das Neueste beachte! wird und die
massenhaften kleinberichte, welche in Tageh/eilungen enthalten sind, nur
augenblickliches Staunen oder verwunderte und bald verlöschende Kenntnisnahme
bewirken, so hat das natürlich tiefgründige Ursachen. Die große Masse
der Menschen lebt - sich mit ihrem Körper verwechselnd, ausschließlich in
vegetativen Interessen: sie steht, wie man zu rühmen pflegt, mit beiden Füßen
auf der sicheren Erde und hat sich ja gewöhnt, sich um die — angeblich gar
nicht existierende Seele (deren Entdeckung aber doch gerade erreichbar sein
könnte) — gar nicht zu kümmern. Oberhalb der breiten Menge (aller Klassen)
der materialistisch-mechanistisch an eine vermeintliche Maleiie gefesselten II)-
liker ragen dünner gesäte P&vchiker oder gar Pneumatiker mehr oder weniger
in eine Sphäre von Seele und Geist. Diese allen gnostischen Unterscheidungen
hat man auch gegenwärtig leibhaft vor Augen, und \gnosliker zu sein, ist —
religiös begreiflich -- im Bereiche der Wissenschaft weithin gültiger Ruhm, wie
denn ja auch Joel: Ursprung der Naturphilosophie aus dem Geiste der Mystik
— \I — fragt: „Kann man schimpf lieber denn als Mystagoge benannt vv erden yt

Zugleich fehlt überall in den Bezirken der Spezialisierung die lähigkeil oder
Geneigtheit m Synthese. Man enthält sich zusammenfassender Gesamtschau; und
man kann auch darüber nicht in Zweifel sein, daß deren ehrwürdigste und
älteste Gestalt eines im Grunde religiösen Glaubens, der immer Einheit vor geistigem
Blicke hatte, Not leidet. Darum sollte vielleicht doch ein Bündnis der
Religionen mit dem okkulten Zubehör des Kosmos nicht länger verschmäht und
abgelehnt werden.

Gewiß: „Selig sind diejenigen, welche nicht »ehon und doch glauben." Das
ist eine \nschauung, welche in ihrer inneren Gellung unverbrüchlich sein durfte.
Man kann deshalb streng genommen, gegen die unfreundliche Haltung der
christlichen Konfessionen nicht; sagen und muß es auch gellen lassen, wenn z. B.
die Steinersche Anthroposophie und zumal die daraul gegründete Glirislenge-
meinschafl oft den Vnschein erstrebt, als handle es sich beim Okkultismus, Me-
diurrJÄsmus überall nur um verwirrten Selbstbetrug oder verabscheuungswürdi-
gen \ ulgär-Spirilismus geiler und naschhafter Totenbeschwörung.

Ein solider anthroposophischer Schriftsteller: Dr. Otto Fränkl, hat Vnspruch
auf volle Zustimmung, wenn er: ,,Die \nlhroposophie Rudolf Steiners", S. ^tu,
sagt: ,.Der Spiritismus bemüht sich um sinnfällige Erscheinungen und gehört
daher überhaupt in das Gebiet der Naturwissenschaften; au Talsachen, die einer
Wissenschaft vom Geiste, einer Geisteswissenschaft, zugerechnet werden könnten,
vermittelt er nur eine einzige: die nämlich, daß es eine geistige Welt überhaupt
gibt."

Gewiß: Daß es innerhalb der phänomenalen geschaffenen Welt Dinge, Zustände
, ja Wesenheiten gibt, welche nicht mechanistisch-materialistisch erklärt
werden können, das ist ein Lichtenbergisches Neues, und sie behielte ihre eminente
seelenkundliehe Bedeutung, wenn sie wirklich nur solipsistisch-animistisch
zu begreifen sein sollte.

Rudolf Steiner, dessen Seherschaft mir persönlich (und mein kann in die-


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