Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 76
(PDF, 78 MB)
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Zeitschrift für Paraipsychologie. Heft 2. (Februar 1934.)

langsam schleichend „stillstehen" läßt. „Mir steht der Verstand still*4, sagt die
Sprache. Und dieses an sich echte Erlebnis ist wohl auch die psychologische
Wurzel des Schicksalsglaubens. Dieses Stillestehen, diese innere Starre wird auf
das Weltganze übertragen und hat daher oft genug in der Geschichte seine \er-
hängnisvoll lähmende Wirkung ausgelöst. Auch der Giaube kennt das „Stillesein
Yor dem Herrn", aber hier ist es eben vor dem Herrn, damit er um so
lebendiger und heilvoller wirken kann. Damit hängt es auch zusammen, daß
die parapsychologischen Erscheinungen in der christlichen Religion nicht gesucht
, sondern geschenkt sind. Sucht sie der Mensch, so gerät er in Gefahr,
durch sie gebannt zu werden. Geist und Wille wird in Bann geschlagen. Nicht
nur die Möglichkeit, mit dem profanen Leben fertig zu werden, wird gemindert
, sondern erst recht die Möglichkeit, das eigentliche, gottgewollte Heil zu erlangen
. Die wunderbaren Fähigkeiten der menschlichen Seele haben oft große
Ähnlichkeit mit den Gaben des Heiligen Geistes, aber der religiöse Mensch erkennt
in ihnen ein dämonisches Zerrbild der letzteren. So hat die christliche
• Scheu oder Abscheu vor den okkulten Dingen ihren liefen und beiechligten Grunde
Anders verhält es sich jedoch, wenn man als reiner Wissenschaftler an
unsere Phänomene herangeht. Der Gegensatz zwischen Wissen und Glauben
besteht auch heute noch. Das rein profane Weltbild dei Wissenschaft, in dem
es weder Geist noch Gott gibt, ist trotz \orhandener Ansätze etwas ganz Modernes
. Der Glaube könnte in einem solchen W eltbild selber etwas Dämonisches
erkennen. Denkt man an die verhängnisvollen Folgen eines solchen Weltbildes,
wie sie vielleicht am stärksten im Bolschewismus vorliegen, so gewinnt eine
solche Behauptung große Wahrscheinlichkeit. Es ist das Weltbild des Geschöpfes
, das die Kreatur an die Stelle des Schöpfers setzt und so alle Ordnung \er-
nichlet. Andererseits erscheint vom Standpunkt solcher Wissenschaft aus der
Gegensalz zwischen Glaube und Aberglaube, zwischen Gott und Dämon als ein
häuslicher Familienstreit der Religion, der Glaube ist ihr selber etwas Okkultes
. Ob Spuk, Gespenst oder Auferstehung Jesu, ob himmlische Vision oder
Phantom, alles steht ihr auf einer Ebene. Nun aber hat die Wissenschaft angefangen
auch diese Dinge in ihr Bereich einzubeziehen. Da ergibt sich das
Merkwürdige, daß ihr der Boden unter den Füßen zu wanken beginnt. Daher
der leidenschaftliche Kampf für und wider die Wahrheit und Wirklichkeit
okkulter Phänomene. Es entbehrt nicht der Komik, daß es \\ issenschaf t ler
gibt, die die bloße Beschäftigung mit diebcn Dingen als eine Verletzung ihrer
Würde ansehen. Man merkt dabei gar nicht, daß man damit das Wesen der
Wissenschaft bereits verleugnet hat und selber eine Art Glaubensarlikel auf-
richlel. Echte Wissenschaft muß alles erforschen, sie darf niemals sageu, hier
oder dort forsche ich nicht, denn ich weiß a priori, daß dort nur Unsinn ist.
Jedenfalls scheint man instinktiv zu fühlen, daß das junge Gebiet der Para-
psychologie ein Brennpunkt neuzeitlicher Forschung ist, von dem die weittragendsten
Folgen für die Umgestaltung unseres Weltbildes ausgehen können. In
•der Tat, wenn die bisherige profane W issenschaft das ganze Gebiet von der Tele-
kinese und Telepathie bis hin zur Anbetung Goltes als eine Ebene betrachtet,
dann kann durch die Anerkennung parapsychologischer Tatsachen auch der


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