Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 78
(PDF, 78 MB)
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78 Zeitschrift für Para.psychologie. Heft 2. (Februar 1934.)

dem folgt, daß es gerade den Mond geben muß, der die Erde umkreist. Der
Mond, der die Erde umschwebt, ist aber die Wirklichkeit, die wir vorfinden.
Er ist das Einmalige und Besondere. Dieses Einmalige und Besondere, das auf
Freiheil beruht, wird zum hervorstechendsten Merkmal, wenn wir uns der Welt
des Lebens nähern. ,,Es ist berechnet worden, daß, wenn eine Million Jahre
hindurch jährlich eine Million Menschen geboren werden, von denen jeder
ioooo Jahre alt wird und jeder sein ganzes Leben hindurch mit 3o Würfeln in
jeder Minute **o Würfe tut, es noch nicht wahrscheinlich isl, daß ein Wuif
mit oo Augen darunter ein einziges Mal vorkommt. Wenn die Wahrscheinlichkeit
eines so relativ einfachen Vorganges wie das gleichzeitige Fallen von
3o Yv ürfeln mit je einem Auge nach oben schon eine so außerordentlich gv-
linge ist, wieviel weniger wahrscheinlich noch ist es, daß eine Zelle durch zufälliges
Zusammentreffen von Atomen zustande kommt oder gar ein ganzer
TermftVnslaal!" (T. k. Österreich: Das Weltbild der Gegenwart, S./io.) Und
selbst wenn es gelingen sollte, künstlich Leben herzustellen, so würde das nur
beweisen, daß ein intelligenter Geist dazu fähig ist, nicht aber, daß es ein allgemeines
Gesetz gäbe, das Leben hervorbringt. Andererseits ist schon das einfachste
Leben so eigenartig sinnvoll, daß man sein Zustandekommen nicht einfach
für Zufall halten kann. Jedes einzige Lebewesen ist etwas Einmaliges tirid
Besonderes, dadurch unterscheidet sich der Käfer von de»* Schnecke, die Tulpe
von der Ko«*e. Die allgemeingültigen Gesetze können gerade das Besondere
nicht erklären. Ein solches allgemeines Gesetz ist z. B. das Mendelsche Vererbungsgesetz
. Aber dies Gesetz gilt ebenso für Eichen wie für Tannen, für Re-
genwürmer wie für Menschen. Ebenso verhält es sieh mit allen anderen Gesetzen
. Die Gesetze erfassen nur allgemeine Eigenschaften der Lebewesen, aber
das Besondere ist das YV esen eines jeden Lebewesens. Für dies Einmalige und
Besondere aber gibt es kein Gesetz, es ist Freiheit. „Am schlechthin Individuellen
, wie es uns als bilden le Macht in der organischen Welt entgegentiitt, muß
die naturwissenschaftliche Begriffsbildung ihre Grenze finden. Wo das Individuelle
das eigentlich Entscheidende ist, da hat die Frage nach dem Allgemeinen
keinen Sinn mehr." (Glüer in Christentum und Wissenschaft io, *j6 S.
Diesen Wesenszug des Lebendigen hat schon der biblische Erzähler der Schöpfungsgeschichte
sehr richtig erfaßt, wenn er sagt, Gott schuf ,,ein Jegliches nach
seiner Art". Es gibt kein Naturgesetz, aus dem heraus zu folgen hätte, daß es
überhaupt Leben geben muß. Wohl wirken zahllose Gesetze mit, um einen Eich-
baum entstehen zu lassen, aber es gibt kein Gesetz, aus dem folgt, daß es überhaupt
Eichbäume geben kann und muß. Die Gesetze sind immer das, was die
einzelnen Lebewesen gerade nicht voneinander unterscheidet. Die Naturgesetz
erfassen nur die technisch allgemeine Seite der Wirklichkeit, das Wie,
nicht das Wer und Was. Je höher aber das Leben, desto unwesentlicher wird
das Allgemeine-. Wir erwähnten vorhin schon ein Beispiel aus der Geschichte.
Alle Geschichte aber ist etwas Individuelles. Das \llgemeine an Goethe, z. B.
seine rassischen Merkmale, sind gerade das, was ihn von dein einfältigsten seiner
\ olks- und Zeitgenossen nichtt unterscheidet. Das, was jedoch Goethe zu Goethe
macht, dafür gibt es kein Gesetz, es ist Freiheit.


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