Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 80
(PDF, 78 MB)
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Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 2. (Februar 1934.)

mäßigen Ablaufes willen diesen Vorgang Entwicklung. Aber wie hat diese Entwicklung
stattfinden können? Darüber sind sich die Naturforscher nicht einig.
Betrachtet man die Linie vom Fünfhufer zum Einhufer als Ganzes, so kann
man sich des Eindruckes nicht erwehren, daß hier ein bestimmter \on vornherein
angelegter Plan zur Entfaltung gekommen ist. Man wird unwillkürlich
im Sinne des Neovitalismus nach einer bestimmten Lebenskraft suchen, die
solche Entwicklung planvoll zur Entfaltung brachte. Hier steht man unter dem
Eindruck des Einmaligen sowie der Freiheit des Entwicklungsvorganges als
Ganzen. Löst man jedoch diesen Vorgang in zahlreiche kleine Etappen auf, so
scheint von einem besonderen Plane nichts vorhanden zu sein, es scheint sich
vielmehr um hiannigfaltige, durch äußeren Zwang bedingte zufällige Anpassungen
zu handeln. So lehrt es der Lamarkismus. Hier steht man unter dem
Eindruck des Einmaligen sowie der Freiheit der mannigfaltigen Umweltsbedingungen
. Man könnte drittens ein Kompromiß zwischen eins und zwei schließen
und sagen, daß das Treibende zwar der äußere Zwang ist, daß aber den
Organismen eine rätselhafte Fähigkeit innewohnen muß, diesen Zwang sinnvoll
zu verwerten. Bleibt man bei eins stehen, dann ist nicht ersichtlich, woher das
ablaufende „Uhrwerk" die erstaunliche Kraft haben soll, alle Hindernisse zu
überwinden und gleichzeitig die richtigen Bedingungen aufzufinden, außerdem
kommt man mit den sicher vorhandenen Tatsachen von zwei in Konflikt. Bei
Fall zwei und drei erhebt sich die Frage, woher der „Zufall" so sinnvolle in
sich einheitliche Entwicklungen hervorrufen kann. Eine Auflösung kann nur
der Glaube geben, der in der Welt nicht etwas in sich selbst Existierendes sieht,
sondern Geschaffenes. Damit ist gesagt, daß ein planender Geist vorhanden sein
muß, der sowohl die Umweltsbedingungen wie auch die im Innern treibende
Kraft der Lebewesen lenkt und der an kein Gesetz gebunden ist, sondern sich
der Gesetze lediglich als Hilfsmittel bedient.

Diese Vermutung legt sich uns noch viel näher, wenn wir die menschliche
■Geschichte betrachten. Ein geschichtlicher Vorgang als Ganzes scheint eine logische
Entwicklung darzustellen. Lösen wir ihn jedoch in einzelne Abschnitte
auf, so besteht er aus einer Kette merkwürdiger Zufälle. Nur rückschauend und
als Ganzes stellt er sich als logische Entwicklung dar. Wir erwähnten schon
Friedrich den Großen und die Entwicklung des preußischen Staates. Wäre
jene Tabaksdose nicht dagewesen, dann wäre aus der ganzen „zwangsläufigen"
Entwicklung nichts geworden. Ferner, wir können es eine logische Entwicklung
nennen, wenn aus dem national beschränkten und primitiven Gott Jahwe ein
universalistischer Monotheismus wurde, eben weil uns diese Entwicklung rückwärts
betrachtet logisch und sinnvoll erscheint. Hätte aber im Jahre 701 v. Chr.
der Prophet Jesaia nicht den fast tollkühnen Mut besessen, das Ansehen seiner
ganzen Verkündigung davon abhängig zu machen, daß er behauptete, der Jerusalem
belagernde Assyrerkönig werde gezwungen werden, unverrichteter Sache
abzuziehen trotz der einschüchternden Drohreden seines Obermundschenks
(2. Kön. 18/19), weil Gott es so wolle, und wäre nicht der „Zufall" eingetreten,
daß die Belagerung tatsächlich aufgehoben werden mußte, dann wäre nichts
aus der ganzen „zwangsläufigen Entwicklung" geworden. Man hätte Jesaja als


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