Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 81
(PDF, 78 MB)
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Pfe fer: Freiheit, Schicksal, Glaube usw

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Schwätzer verachtet und die prophetische Verkündigung hätte keinen Glauben
mehr finden können. Sollten eben diese Propheten so unrecht gehabt haben,
wenn sie sagten, daß die „Hand Gottes schwer auf ihnen laste" und daß gleichzeitig
eben dieser Gott der lebendige Herr aller menschlichen Geschichte sei,
vor dem die Völker nicht mehr seien als „ein Tropfen am Eimer"?

Wir gingen von einem Fall der Vorausschau der Zukunft aus. Betrachten
wir solche Fälle auf dem Hintergrund des Gesagten, so erkennen wir leicht, daß
ihnen das Kennzeichen des Einmaligen, Freiheitlichen anhaftet. Es ist ja gerade
die Not parapsychologischer Forschung, daß wir keine Bedingungen kennen,
unter denen die Vorausschau eines zukünftigen Ereignisses stattfindet, und es ist
die weitere Not, daß solche hellseherische Schau etwas durchaus Einmaliges ist,
so daß man sie nicht beliebig oder gar experimentell wiederholen kann. Könnte
man z. B. die genannte Vorausschau des Propellerbruches und der Notlandung
im Kaukasus beliebig oft wiederholen oder gar wie andere allgemeine Gesetze
auch nachträglich nachkonstruieren, so würden wir wohl schon längst hinter
ihre „Gesetze * gekommen sein. Aber weil jede einzelne Vorhersage etwas Einmaliges
ist, entsteht bei dem Gegner immer wieder das Gefühl, daß sie wohl
allesamt nur Zufall sind. Auch da, wo Vorhersagen mehrmals hintereinander
stattfinden, tragen sie erst recht den Charakter des Besonderen an sich, etwa die
dreimalige Ankündigung eines Todesfalles. Durch solche Wiederholungen wird
das Besondere nur noch mehr besonders. Der Eindruck kann so stark sein, daß
sich die Frage erheben muß, ob es überhaupt noch Sinn hat, nach etwas Allgemeinem
zu suchen. Wir sahen ferner soeben, daß der Wirklichkeit sowohl
der sog. natürlichen Entwicklung, wie der menschlichen Geschichte der Wesenszug
des Geschaffenen anhaftet. Diese Vermutung kann gerade durch die Zu-
kunftsschau eine weitere Erhärtung erfahren. Wir sahen, daß sowohl die natürliche
wie die historische Entwicklung» nur stattfinden kann, wenn die inneren
Möglichkeiten mit den äußeren Bedingungen sinnvoll zusammentreffen. Ist nun
die Vorausschau kommender Ereignisse, also äußerer Bedingungen, möglich, so
ist es beinah bewiesen, daß sie freilich nicht einem schicksalsmäßigen oder
naturhaften Gesetz unterliegen, wohl aber nach einem bestimmten und gewollten
Plane gefügt werden. Bedenkt man, welchen Einfluß fördernd oder hemmend
äußere Ereignisse auf Entwicklung und Innenleben des Menschen haben
und wiederum wie die Verwertung eines äußeren Ereignisses von dem Innenleben
des Menschen abhängt und drittens, daß das Resultat elwas durchaus Sinn-
\ olles ist, so erkennen wir unschwer, daß weder eine Anschauung richtig sein
kann, nach der der Mensch der unumschränkte Herr seines Lebens ist, noch eine
Anschauung, die ihn zum willenlosen Spielball des Schicksals oder der Naturgesetze
macht, sondern, daß er Geschaffenes ist, vom Willen des Schöpfers abhängig
und doch mit eigenem Willen begabt. „Er ist frei, wie der Schachspieler
für jeden seiner Züge frei ist: er ist gleichwohl nicht sein Herr, wie der Schachspieler
von einem überlegenen Gegner gezwungen wird."

Vergleichen wir etwa das stählerne Gerippe eines Funkturmes mit dem im
Winde schwankenden Roggenhalm, so können wir an diesem Vergleich den
Charaktei des Geschaffenen der Kreatur anschaulich erkennen. Auch der

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