Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 84
(PDF, 78 MB)
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84 Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 2. (Februar 1934.)

ex nihilo kann durch die Parapsychologie und Paraphysik, wie auch durch viele
Erkenntnisse der Physik durchaus nicht mehr als Unsinn odt r Aberglaube abgetan
werden. Daß Uniwandlungen der Materie möglich sind, wissen wir heute,
daß sie auch entstehen kann, ist sehr wahrscheinlich geworden, daß solches durch
eine Intelligenz hervorgebracht werden kann, zeigt die Parapsychologie, sollte es
da nicht mit dem Weltganzen ebenso sein?

Die kommende W eltanschauung wird nicht eine Weltanschauung sein, sondern
eine Glaubensanschauung. In dieser Glaubensanschauung wird wieder Leben
in den von der Wissenschaft getöteten Kosmos einziehen. Die Welt der Naturwissenschaft
schmeckt nicht und riecht nicht, sie kennt keine Farben und
keine Töne und — kennt kein Leben, sondern nur blasse abstrakte blutleere Gesetze
, „An Stelle anschaulich erlebter Vorstellungen ist so schließlich ein abstraktes
Spiel mathemalischer Symbole und Zahlen getreten. Bis zu demselben
Grade lebensfremder Abstraktion hat sich in neuerer Zeit das gesamte Weltbild
der Physik entwickelt." So urteilt ein Physiker. In diese tote Welt zieht durch
die Glaubensanschauung, die Betrachtung der Welt aus dem Akt des Geschehens,
in dem die Frage nach dem Wer und Was die wichtigste ist und der sich zugleich
als geschenkt und gesetzt erlebt, neues Leben ein. Zum Aufbau diese r
neuen Betrachtung kann die Parapsychologie wertvollsten Beitrag liefern. Auch
sie hat es mit Gesetzen zu tun, aber sie kennt, wie wir sahen, lebende Gesetze,
die nicht für sich selbst existieren, denn dann sind sie nicht mehr parapsychologisch
. Nicht nur lebende Gesetze kennt sie, sondern Gesetze, Kräfte, Strahlen,
die mit einer lebenden Intelligenz untrennbar verbunden sind, die ohne sie nichts
wären. Eine solche Annahme aber ist für das neue Weitbild, die Glau bensschau,
unerläßlich. In diesem Weltbild wird wieder alles Leben sein, da löst sich auch
die Frage nach Freiheit und Willensfreiheit, nur in der loten Welt des Schicksalsglaubens
, wie in der toten W7elt abstrakter Gesetze, hat beides keinen Platz.
Naturgesetz«», Vorherbestimmung, Zukunflsschau und — freier Wille sind nicht
Widersprüche, sondern fordern sich gegenseitig, denn alles ist Leben und ^Ol\
einer wollenden, gestaltenden Intelligenz geschaffen und geleitel. Die Welt ist
nicht ^nehr in sich selbst existent, sondern Kreatur.

So ist die Anschauung des Glaubens an den Ergebnissen der Parapsychologie
durchaus interessiert. Eine innerreligiöse Frage natürlich wäre es, über die
einzelnen Erscheinungen ein Werturteil abzugeben. Man muß es ganz klar unterscheiden
, ob man über okkulte Dinge vom Standort der Religion und ihrer
praktischen Betätigung aus urteilt, dann kommt man zu einer ungünstigen Beurteilung
, oder ob es sich darum handelt, eine neue und wenn möglich einheitliche
Anschauung zu gestalten, dann sind die Ergebnisse parapsychologischer For-
.schung \on großem Wert für die Religion. Eine inner religiöse Frage wäre es.
ob es etwa einen besonderen Geist gibt, der den Willen Gottes offenbart, das
Leben in heilsgeschichtlichem Sinne leitet und den Menschen befähigt, die Ereignisse
des Lebens in allein wahrem Geiste zu deuten. Hierüber kann natürlich
die Parapsychologie nichts aussagen*, sondern dies kann nur Gott selber kundtun.
Aber Parapsychologie kann wertvolle Analogien geben, die solche Behauptungen


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