Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 130
(PDF, 78 MB)
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130

Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 3. (März 1934.)

einigen Übelständen herumlaboriere, antworte ich, nicht ganz wahrheitsgetreu:
„Seit ein paar Wochen."

Medecine Man erwidert nicht darauf, bittet mich nur, die rechte Hand auszustrecken
. Er bringt seine Handfläche im Abstand von zirka 2 Zentimetern«
unter die meine, dann berührt er mein£ Finger und spricht:

„Sie leiden oft an Kopfweh, manchmal ist es wie Schwere, manchmal aber
ist es ein ausgesprochener Schmerz im Genick und hinter den Augen!"

Das stimmt. Der Londoner Aufenthalt scheint meinem Kopt nicht besonders
gut zu bekommen. Ich schrieb es kurzerhand dem regen Interesse für spiritistische
Begebenheiten zu.

Medecine Man heißt mich aufstehen und während ich dem Publikum den
Rücken zudrehe, setzt er sich nieder und legt meine Hände auf seine Schultern.
Vorerst fixiert er die Magengegend, dann läßt er die eine Hand der Brustwirbelsäule
entlanggieiten, die andere ruht über dem Solarplexus (ungefähr die vom
Laien als Magengrube benannte Stelle) und sagt zu mir aufblickend:

„Die Leber funktioniert nicht ganz iichtig" — dabei tastet er über dem bekleideten
Körper die Gallenblasengegend ab — „auch der Magen läßt zu wünschen
übrig. Mitunter schmerzen Ihre Beine" und die linke Hand in meine rechte
Kniekehle legend — „besonders dieses."

Ich überlege, was er wohl meinen könnte. Da fällt mir ein, daß ich ein-
oder zweimal beim Herumwandern in London so heftig einsetzende Schmerzen
erst im rechten, dann etwas weniger im linken Bein verspürte, daß ich mich
kaum mehr von Ort und Stelle bewegen konnte und mir der Gedanke an ein
krampfartig bedingtes, sog« „intermittierendes Hinken" kam.

„Sie haben häufig kalte Füße. Das hängt mit Ihrer schlechten Blutzirkulation
zusammen. Tauchen Sie die Füße ailmorgendhch in kaltes Wasser."

Wieder richten sich die geschlossenen Augen auf mich und: „Wollen Sie befolgen
, was ich Ihnen sage?" lautet die Frage.

Auf meine bejahende Antwort erteilt mir Medecine Man Ratschläge, die
wenig von den unsern abweichen. Er entläßt mich mit einem freundlichen
Händedruck, empfiehlt mir, wiederzukommen, jetzt aber die inzwischen aufnotierten
Verhaltungsmaßregeln bei Sunshine in Empfang zu nehmen. In der
Tat erhalte ich einen Zettel, auf dem alles mit Bleistift vermerkt ist, gleichzeitig
wird mir noch ein Druckbogen eingehändigt, der von Medecine Man diktierte
allgemeine Gesundheitsregein enthält. Ich kaufe mir den verordneten Honig und
Traubensaft, der aus Sunshines Koffer kommt, lege meine freiwillige Spende zur
Bestreitung der Unkosten in das Holzkästlein bei der Türe und trete, nicht
wenig erstaunt, ob der mehr als zutreffenden Auskunft meinen Heimweg an.

Ich kann nicht umhin, mir eine Erklärung zurechtzulegen. Sie lautet ungefähr
so: Dieser Jones nimmt in einem somnambulen Zustand Sachen wahr, die
wir gewöhnlichen Sterblichen nicht zu sehen vermögen. Er imponiert den Leuten
durch seine geheimnisvollen Bewegungen und erzielt auf suggestivem Wege
einige Scheinheilungen.

^ Und die Meningitis, der Little und all die andern Fälle von denen du hörtest,
sind das nur Scheinheilungen? — wünscht etwas in mir zu wissen.

Ich aber achte nicht darauf und philosophiere weiter. Ein Quentchen Naivität
und ein gutes Stück Menschenliebe sind zweifelsohne dabei, denn sonst
würde er nicht ohne auch nur das geringste Entgelt entgegenzunehmen, arbeiten
, was man sonst im allgemeinen von den derartigen Medien nicht behaupten
kann..

3.

So natürlich meine Erklärung ist, sie befriedigt mich doch nicht. Ich muß
weiterforschen. Deshalb gehe ich wöchentlich hin, um mich behandeln zu lassen
. Nach einigen Malen frage ich mich, ob nicht auch schon irgendein Suggestiverfolg
bei mir zu verzeichnen ist. Ob es mir paßt oder nicht, ehrlicherweise
muß ich konstatieren, daß ich mich wohler, arbeitsfähiger fühle. Auch
der dumpfe Schmerz in der Hilusgegend, den ich seit meiner grippösen Lungenentzündung
ab und zu verspüre, verschwindet allmählich. Zwar erwähnte ihn
Medecine Man damals bei der Untersuchung nicht, er behandelt nun aber die
Stelle jeweils durch Einblasen. Dazu benützt er sein weißes Tüchlein, das er
sorgfältig darüber ausbreitet, bevor er den Mund dicht heranbringt.


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