Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 131
(PDF, 78 MB)
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Kleine Mitteilungen

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Jedesmal erfahre ich Neues und endlich empfinde ich das Bedürfnis, mein
Inkognito abzustreifen «und einmal privat mit ihm zu reden. Eine merkwürdige
Scheu hält mich davon ab, ich komme über eine lächerliche Schüchternheit fast
nicht hinweg. Erst nachdem einige Briefbogen in den Papierkorb gewandert
sind, bringe ich meine Epistel an Sunshine zustande. Auf meine Anfrage, ob
Medecine Man auch Geisteskranke behandle und ob er mir diesbezügliche Winke
geben könnte, erhalte ich umgehend die Antwort, Medecine Man erkläre sich
gerne bereit, mir die gewünschte Auskunft zu geben."

Wieder stehe ich im Saal. „Frage", schießt es blitzschnell durch meinen
Kopf. Bis ich aber die Worte finde, ist schon der nächste Patient dran und ich
begebe mich unverrichteter Dinge an meinen Platz zurück.

Ohne mein Wissen ringt indessen eine Freundin bei Sunshine für mich ein
Rendezvous mit Medecine Man ab. Erfreut ergreife ich die Gelegenheit, und zur
abgemachten Zeit treffen wir in Wimbledon, wo Jones, Sunshine und deren
Mann in demselben Heim wohnen, zusammen. Dieses Gemeinschaftsleben — so
geht das von den Betreffenden selbst bestätigte Gerücht —- sei Medecine
Mans Tun.

Sunshine litt im Anschluß an einen Shock an epileptischen Anfällen, für
die kein Arzt Abhilfe wußte. Ob und wie weit eine Analyse gewirkt hätte,
läßt sich nicht ermessen. Jedenfalls richtete sich die Kranke in ihrer Not an
Medecine Man, der vor kurzem seine Arbeit begonnen hatte. Als es ihr schon
erheblich besser ging, versprach er ihr, sie von den Anfällen ganz zu befreien,
bat sie aber, als Gegenleistung sein Medium Jones lebenslänglich bei sich zu
verpflegen, auf seine Gesundheit bedacht zu sein, zugleich aber auch selbst bei
der Arbeit mitzuhelfen. Mrs. Larkworthy, von Medecine Man Sunshine genannt,
tat, wie ihr geheißen und ist praktisch geheilt.

An diese Erzählung möchte ich noch eine zweite anknüpfen, die mir von
einem englischen glaubwürdigen Kollegen mitgeteilt wurde.

Da Medecine Man nicht nur in Wimbledon, sondern auch anderswo tätig
sein wollte, benötigte sein Medium ein Fahrzeug. Ferner mußten Lokale gemietet
werden. Dazu aber brauchte es Geld. Das Medium stammt aus einer sehr
armen, rechtschaffenen Familie, auch die Larkworthys sind nicht begütert. Unter
Medecine Mans Patienten befand sich ein Buchdrucker, der ebenfalls vergebens
alle möglichen Ärzte aufgesucht hatte. Zusehends verbesserte sich sein Zustand.
Eines Tages nun richtete Medecine Man die Frage an ihn, ob er gewillt wäre,
das Defizit, das sich logischerweise ergeben mußte, am Ende des Jahres zu bestreiten
. Der Mann bejahte und hatte Ende Dezember 200 englische Pfund zu
bezahlen. Dennoch verblieb ihm, als etwas noch nie Dagewesenes, ein Reingewinn
von weitern 200 Pfund, die er zur Vergrößerung seines kleinen Geschäftes
verwendete.

4.

Wir sitzen in der guten Stube des Vorstadthäuschens und erwarten Medecine
Man. Sein in Öl gemaltes Bild, das dereinst einer Hellseherin viel Kopfzerbrechen
und Arbeit gekostet, hängt groß an der Wand. Sun9hine läßt sich am
Kaminfeuer nieder, Jones, der uns lakonisch einige Fragen beantwortet, verfällt
bald in Trance. Nun sitze ich Medecine Man gegenüber, der mich zu meiner
großen Verwunderung nicht wiedererkennt. Schon hoffe ich etwas Unreellem
auf der Spur zu sein, viel, viel später erst, wird mir klar, daß meine Annahme
falsch war.

Es hebt ein Fragen und Antworten an, aus dem ich immer mehr den Eindruck
gewinne ,daß eine andere Wesenheit als nur Jones mit mir spricht.

Ich habe in der Folge diese Sitzungen, zu denen sich das Medium immer in
liebenswürdiger Weise bereit erklärte, öfters wiederholt, stehe jedoch davon ab,
alle Einzelheiten der Gespräche wiederzugeben.

Vorausschicken möchte ich nur noch, daß Medecine Mans Wissen nicht dem
unserer heutigen medizinischen Auffassung entspricht. Daher war es trotz angestrengten
Aufpassens nicht immer leicht, seinen Erläuterungen zu folgen.

Kurz zusammenfassend ergibt sich folgendes:

Das Meer, das Südafrika umspült, birgt auf seinem Grunde längst versunkenes
Land. Dort befand sich einst Medecine Mans Heimat. Niemand weiß die
genaue Zeit seines Erdenwallens. Befreundete Geisterärzte sprechen von 1500

9*


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